Der Chef einer Depotverwaltung in der WELT am SONNTAG: Die Deutschen haben Furcht vor der Aktie. Sie hatten Ende 1995 von insgesamt 4,64 Billionen Mark nur etwa fünf Prozent in den Sachwert Aktie, aber 95 Prozent in Geldwerten angelegt. Wer diese einseitige, ertragsschwache deutsche Vermögensstruktur betrachtet, der muss zum Ergebnis kommen, dass Deutschland als drittgrößte Industrienation in Sachen Geldanlage ein Entwicklungsland ist. Für die beste Lösung halte ich eine international gestreute Anlage in Sachwerten, also Aktien und Immobilien. Ein Daueranleger in Geldwerten kommt dagegen auf keinen grünen Zweig. – Aktien unschlagbar (stern) – Aktien: Langfristig nicht zu schlagen (Capital).
Aber Vorsicht: Auch hier gibt es Anlagehaie!
So genannte Finanz-, Wirtschafts- oder Vermögensberater verkaufen oft nicht nur exotische Geldanlagen, sondern auch – wie sie immer wieder betonen – staatlich beaufsichtigte. Staatlich beaufsichtigt sind aber auch schlechte Geldanlagen, deren mäßige Rendite noch geringer wird durch die hohen Provisionen, die die Vermittlerfirmen vom Anlegergeld – vor dessen Anlage – abzweigen. Hier ist es ähnlich wie beim Zertifikat für Altersvorsorgeverträge, das im Hinblick auf die Rentabilität eines Angebotes – wie eine staatliche Aufsicht – überhaupt nichts wert ist.
Es gibt vierteljährlich aussagefähige Fonds-Vergleichslisten
Auch hier sollte man mit vielen Geldinstituten reden und sich vor allem neutrale Vergleichslisten (aus Capital, FINANZtest usw.) über die Anlageergebnisse aller Fonds während der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigen lassen – insbesondere, wo dort die vom Berater empfohlenen Fonds stehen. Geldanlageberater der Banken verkaufen nämlich gerne erst einmal die für die Bank einträglichen, für den Kunden aber nicht so rentablen Geldanlagen. Dabei sollte man sich auf keinen Fall durch gute Kurzzeitergebnisse von Fonds blenden lassen.
Ein Vorteil: Banken und Sparkassen haften für Falschberatung – allerdings nur bei falscher Information über das Risiko einer Geldanlage, nicht zur möglicherweise geringen Rendite! Im Geldanlagebereich kann kein Berater konkrete Aussagen oder Prognosen über die Ergebnisse von Investitionen machen (auch nicht bei Kapital bildenden Versicherungen). Ihr Geldinstitut muss Sie beim Wertpapierkauf aber umfassend aufklären und Ihre richtige Beratung beweisen. Banken und Sparkassen ist sogar verboten, Wertpapiere anzubieten und zu verkaufen, die nicht Ihren Interessen entsprechen.
Dafür müssen die Berater natürlich Daten über Ihre persönlichen Verhältnisse und Wertpapier-Kenntnisse erheben, soweit diese zur Wahrung Ihrer Interessen und im Hinblick auf Art und Umfang der beabsichtigten Geschäfte erforderlich sind. So darf eine Bank z. B. einem alten Menschen, der sein ganzes erspartes Geld anlegen will, nicht einen hochspekulativen Fonds anbieten, der viel Gewinn verspricht, aber auch hohe Verluste bringen kann (es sei denn, der Kunde unterschreibt, dass er auf die Risiken hingewiesen worden ist und die Anlage trotzdem ausdrücklich gewünscht hat). Also: Keine Scheu vor Datenangaben, soweit sie für eine Beratung wichtig sind! Denn Sie können sonst später (vor Gericht) die falsche Beratung nicht beweisen und Ansprüche auf Schadenersatz nicht durchsetzen.
Wenn Sie es noch nicht getan haben – tun Sie es jetzt!
Informieren Sie sich so weit, dass Sie eigene Entscheidungen treffen können. Gehen Sie mit Ihrem Wissen zu mehreren Geldinstituten, lassen Sie sich beraten und kaufen Sie – als Anfänger – zum Kennenlernen und Warmwerden erst einmal ein paar Anteile‘ von einem todsicheren Aktienfonds. Später sollten Sie mit einem Teil der ersten Gewinne einen Versuch in einem etwas spekulativeren Bereich unternehmen oder vielleicht Fondsanteile per Internet ordern. Danach sollten Sie es evtl. mit dem direkten Kauf von einigen wenigen Aktien versuchen, daraus ein Depot mixen und dabei auf eine vernünftige Streuung achten, also nicht alles auf Aktien eines Unternehmens setzen, sondern auf so genannte Marktführer in den einzelnen Wirtschaftsbereichen, deren Aktien in einem Zeitraum von bis zu zwei Jahren eigentlich keine Verluste bringen dürften. Dann beobachten Sie ein oder zwei Jahre lang, wie sich die jeweiligen Wertpapiere entwickeln.
Wenn Sie eine größere Zahl Aktien besitzen, sollten Sie auch einmal verkaufen (Kasse machen) und weitere – auch andere – Aktien nachkaufen. Wie aus wenig Geld ein Vermögen wird, überschrieb das Handelsblatt vom 10. März 2000 eine Tabelle mit Durchschnittsergebnissen deutscher Aktienfonds: in zehn Jahren 17,8 Prozent, in 20 Jahren 14,5 Prozent, in 30 Jahren 13,0 Prozent Rendite – weitgehend steuerfrei, weil Kursgewinne nicht zu versteuern sind. Volker Looman, Finanzanalytiker in Reutlingen, schrieb in der Frankfurter Allgemeinen: Die Altersvorsorge mit Investmentfonds ist die zeitgemäße Art, Sicherheit in privater Regie zu schaffen. Süddeutsche Zeitung: Aktien bringen durchschnittlich die höchsten Renditen. – Langfristig gibt es zur Aktie keine Alternative. (Otto Graf Lambsdorff) – Welt am Sonntag: Für ihr Alter setzen die Deutschen unbeirrt auf Lebensversicherungen. Dabei bietet die Fondsbranche rentablere Alternativen. – Die Fondsgesellschaften halten sich in der Konkurrenz zu Lebensversicherern erstaunlicherweise zurück. Das hat einen einfachen Grund. 35 Prozent der Mitglieder des Bundesverbandes der Investmentgesellschaften sind Versicherer, die einen großen Teil ihrer Kapitalanlagen über Fonds abwickeln. Und so meinte ein Versicherungsvorstand vor gar nicht langer Zeit, man könne nicht gegen 35 Prozent seiner Klientel wettern.
Altersvorsorge-Sondervermögen (AS-Fonds)
Mit den Altersvorsorge-Sondervermögen hat der Gesetzgeber im Jahre 1998 ein neues Instrument für die Altersvorsorge geschaffen, das eigentlich nicht neu war und trotz des staatlichen bzw. gesetzgeberischen Segens von den Deutschen nicht besser akzeptiert wird als die Investmentfonds. Genau das sind nämlich Altersvorsorge-Sondervermögen – eine Geldanlage in einem gemischten Fonds, dessen Werte – so das Gesetz – zu mindestens 51 Prozent in Substanzwerten (Aktien) angelegt werden müssen. Aber der Aktienanteil darf 75 Prozent nicht überschreiten. Im Gegensatz zur Lebens- und Rentenversicherung erfolgt hier eine überwiegend aktienorientierte Anlagepolitik. Nur 30 Prozent dürfen in Fremdwährungen investiert, Erträge nicht ausgeschüttet werden. Sie werden wieder angelegt. Die Laufzeit muss mindestens 18 Jahre betragen oder sich wenigstens bis zum 60. Lebensjahr erstrecken, wobei die Laufzeitbindung unbeachtlich ist wegen der Rückgabemöglichkeiten von Anteilen, wegen des Kündigungsrechts und Umtauschoptionen in andere Fonds. Die Bindung macht nur Sinn, wenn beim Durchhalten der 18 Jahre – wie bei der Lebensversicherung nach zwölf Jahren – Steuervorteile zum Tragen kommen (Steuerfreiheit entweder auf die Erträge oder auf die Anlagebeträge – wie bei Sonderausgaben).
Die Auszahlung aus einem AS erfolgt wie bei Kapitalversicherungen: bei Ablauf in einer Summe oder nach einem Auszahlplan, den die Investmentgesellschaft zwingend anbieten muss (mit oder ohne Kapitalverzehr). Der Gesetzgeber ist 1998 auf halbem Wege stehen geblieben. Die (alte) Bundesregierung hat keine steuerliche Förderung beschlossen, wie im Jahre 2001 geschehen, wodurch aus den Altersvorsorge-Sondervermögen quasi Pensionsfonds gemacht wurden, die in anderen Ländern mit Steuervorteilen und Renditen um die zehn Prozent schon lange erfolgreich sind und jetzt auch im Rahmen der Riester- Förderung genutzt werden können. Die kostenlose Broschüre Das AS der Altersvorsorge kann bestellt werden beim Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften, Postf. 1004 37, 60004 Frankfurt, per Telefon 08 00/4 88 44 84 oder per Internet unter bvi*de.
Aktien-Clubs
Eine interessante Möglichkeit für Anleger ist es, sich einem Aktien- Club anzuschließen. Laut Auskunft des Dachverbandes gibt es in Deutschland bereits über 5000 solcher Interessenverbände. Die größte Investorengemeinschaft mit weit über 5000 Mitgliedern ist der Itzehoer Aktien-Club (IAC). Der IAC bietet Interessenten und Mitgliedern professionelle Beratung und verständliche Informationen über verschiedene Medien: Internet, Videos, Themenratgeber und Monatsberichte. Der Bund der Versicherten kooperiert seit dem Jahr 2001 in loser Form mit dem IAC (Viktoriatsr. 13, 25524 Itzehoe, Tel. 0 48 21/67 93-0, Fax 0 48 21/67 93-19).
Do it yourself: Depot plus Entnahmeplan
Jeder kann sich ein eigenes Depot anlegen, für das er in jungen Jahren mehr, im Alter weniger Aktienfondsanteile kauft und im höheren Alter eine entsprechende Menge an Rentenfonds dazumischt. Dabei gilt: Je höher der Anteil an Rentenfonds, desto geringer sind die Wertschwankungen und je größer das Kontingent an Aktienfonds,
desto besser sind die Renditeaussichten. Im Alter oder für Finanzierungen (z. B. Studium der Kinder) macht der Depotanleger dann Entnahmepläne – mit oder ohne Kapitalverzehr. Die Zeitschrift FINANZtest der Stiftung Warentest hat im Maiheft des Jahres 2001 (5/2001) dargestellt, wie sich solche Depots mit unterschiedlichen Fondsmischungen und unterschiedlichen Entnahmeplänen entwickeln, was dabei heraus kommt und was übrig bleibt: Ergebnis: Auf lange Sicht ist das nur aus Aktienfonds bestehende Depot am besten. FINANZtest empfiehlt als internationale Aktien- und Euro-Rentenfonds: Intervest (DWS), UniGlobal (Union), Newton Managed, Scudder Strategie Global Themes und Akkumula (DWS), Lion Interaction Europe (Credit Lyonnais), v. Ernst European Equity B und den Invesco Europäischer Aktienfonds. Andere Experten empfehlen TOP 50 der DWS oder TOP 100 von Gamax oder Fonds von ACM, Baring, Mercury oder Threadneedle.
Der größte Vorteil von Fondsdepots gegenüber privaten Rentenversicherungen mit Entnahmeplänen ist die Flexibilität, die jederzeitige Verfügbarkeit des Geldes und der Erhalt des Kapitals.