Unter der Überschrift Gaukler am Bildschirm – Versicherungskunden lassen sich durch manipulierte Computerprogramme über den Tisch ziehen schrieb DIE ZEIT, dass Computerprogramme nicht automatisch Objektivität garantieren. Verbraucher sollten sich daher von vermeintlich objektiven Vergleichen nicht blenden lassen. Unabhängige Institutionen bieten immer noch die beste Garantie für Seriosität (wobei unter unabhängig nicht ohne weiteres auch Medien, sondern eigentlich nur Verbraucherorganisationen wie Verbraucherzentralen und der Bund der Versicherten zu verstehen sind).
Das Gleiche gilt für Ratings, Beitrags- und Renditevergleiche, die Medien abdrucken, ohne die von den Unternehmen selbst oder von Branchen- und Informationsdiensten gelieferten Zahlen zu überprüfen. So können Vermittler ahnungslose Verbraucher schwarz auf weiß betrügen, dass sie bei ihrer Gesellschaft Renditen von bis zu acht Prozent auf ihre Beitragszahlungen zu Kapital-Lebens- oder Rentenversicherungen erhielten. Dabei erzielen diese Gesellschaften diese Werte – jedenfalls nach ihren eigenen Angaben – nicht einmal als Netto-Erträge aus ihren Kapitalanlagen. Und dann muss man noch berücksichtigen, dass die Unternehmen von den Beiträgen große Teile für Kosten abzweigen (oft 20 Prozent) und dass sie auch Versicherungsleistungen erbringen müssen.
Es ist ganz offenkundig, dass die Verbraucher bei den meisten Beitrags- und Renditevergleichen getäuscht und irregeführt werden. Die Experten, die solche Vergleiche aufstellen, übernehmen oder veröffentlichen, merken es aber nicht. Oder sie übersehen fahrlässig die Fehler in den ihnen untergejubelten Zahlen.
Der Bund der Versicherten hatte auch schon Tests der Stiftung Warentest zu kapitalbildenden Versicherungen kritisiert – z.B., als die StiWa hierzu in einem ihrer Hefte empfohlen hatte: Früh anzufangen lohnt sich! Mit solchen Empfehlungen haben Millionen Bundesbürger Milliarden von Mark verloren durch die spätere Kündigung solcher Verträge oder beim Durchhalten durch die meist miserable Rendite.
Die Stiftung Warentest, deren Testergebnisse in der Zeitschrift FINANZtest veröffentlicht werden, wurde auch in letzter Zeit von mehreren Seiten kritisiert. Da tauchte bei einem Rentenversicherungsvergleich unter Sehr gut die Hamburger Leben auf – eine Gesellschaft, die nicht einmal 600 Neuverträge in 1999 abgeschlossen haben soll und die das Aufsichtsamt vor einigen Jahren wegen grober Managementfehler fast hätte schließen müssen. Außerdem hatte die StiWa bei Verträgen, die – einschließlich der Rentenzahlungen – bis zu 50 Jahre laufen, die Kapitalanlagerenditen von nur drei Jahren bewertet.
Jedermann weiß, dass gerade Versicherer mit einem profitorientierten Vorstand jahrzehntelang stille Reserven horten und diese dann einmal in einem größeren Schub auflösen können. Soll das eine sehr gute Leistung sein? – Als absurdes Ergebnis kam heraus: Nicht empfehlenswerte Unternehmen mit hohen Kosten, gewagten Kalkulationen und gewagten Überschussprognosen, die – profitorientiert – stille Reserven horten, sind mit Gut und Spitze bewertet worden. Vergessen Sie alle Tests: Das Wichtigste bei lebenslänglichen Verträgen ist die subjektive Leistungsbereitschaft und Verbraucherorientierung des Unternehmens-Managements, das kein Tester auf 50 Jahre im Voraus bewerten kann. In dieser Hinsicht verdienen im Augenblick z. B. die neue leben und die HUK-Coburg ein Sehr gut.
Bei Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen ist es ähnlich. So werden die herausragend günstigen Beiträge der Gruppenversicherungen des Bundes der Versicherten (BdV) von fast allen Medien verschwiegen – vielleicht weil der BdV ein Konkurrent für Versicherungsinformationen ist. So hatte Capital in 1999 besonders günstige Prämien zu Haftpflichtversicherungen veröffentlicht mit 122 Mark für die Privathaftpflicht, 142 Mark für den Hund und 163 Mark für das Pferd (insgesamt 427 Mark), aber nicht darauf hingewiesen, dass die Beiträge zu den BdV-Gruppenverträgen weit darunter liegen mit 49 Mark + 76 Mark + 120 Mark = insgesamt 245 Mark.