Es gibt etwa 12000 Fahrzeugtypen, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft nach ihrem durchschnittlichen Schadenaufwand untersucht und zu 16 Typklassen (von 10 bis 25) zusammengefasst hat. Durch diese Typklassen werden aber im Grunde nicht die Fahrzeuge klassifiziert, sondern deren Halter. Früher zahlte man für Dieselfahrzeuge wenig Prämie, weil sie eine relativ geringe Motorleistung haben und dadurch mit den Wenigfahrern von motorschwachen Fahrzeugen in einen Topf geworfen wurden. Nach dem Typentarif müssen Fahrer schneller Dieselfahrzeuge jetzt wesentlich mehr Beitrag zahlen, weil sie – im Durchschnitt – mehr Kilometer fahren als andere und dabei mehr Schäden verursachen. Dass viele, die ein schnelles Diesel fahren, nicht diesem Durchschnitt entsprechen, interessiert die Tarifgestalter wenig. Dagegen zahlen die Halter einiger motorstarker Limousinen weniger Prämie, weil sie – als Gruppe – einen geringeren Schadenaufwand haben.
Die Branche meint, die Typklassen führten zu gerechteren Beiträgen. Das ist nicht richtig. Sie ergeben nur andere Beiträge. Und die sind genauso ungerecht, wie die Prämien nach Motorstärke. Denn beim Typentarif werden ebenso willkürlich Gruppen von Fahrzeughaltern gebildet und alle Mitglieder einer Gruppe für deren Gesamtschadenaufwand in eine Art Sippenhaft genommen. Sie werden hinsichtlich ihres Fahrverhaltens gleich gestellt, indem allen der Durchschnittsschaden der Gruppe zugeordnet wird – auch denen, die gar keinen Schaden verursacht haben. Und das ist schlichtweg statistischer Unsinn. Wenn Sie sich zufällig mit hundert Personen in einem Raum aufhalten, kann man Ihnen auch nicht das Durchschnittsalter dieser Gruppe als Ihr individuelles Alter zuordnen – es sei denn, es passt zufällig.
Bei der Haftpflichtversicherung geht es um das Fahrverhalten des Einzelnen. Dieser wird wegen eines Fahrfehlers für einen Schaden verantwortlich gemacht. Der Einzelne lässt sich aber nur – rückblickend – nach seiner Fahrvergangenheit beurteilen und nicht für die Zukunft und schon gar nicht nach dem Durchschnittsschaden einer Gruppe. Also müssten Schadenfreie grundsätzlich gleich behandelt werden, bis sie sich als Schadenfahrer erwiesen haben. Erst dann dürften sie mit einem Zuschlag (Malus) belegt werden.
Auf den Schaden wollen die Gesellschaften aber nicht warten. Sie wollen vorher wissen, welche Fahrergruppen ihnen mehr oder weniger Schadenzahlungen und damit auch mehr oder weniger Verlust bzw. Gewinn einbringen. So verursachen Turbodieselfahrer statistisch gesehen mehr Unfälle. Aber Turbodieselfahrer ist nicht gleich Turbodieselfahrer. Der eine fährt gut, der andere schlecht. Und allein dieses Fahrverhalten – und nicht der Fahrzeugtyp – hat Bedeutung für die bei der Haftpflichtversicherung versicherte Gefahr, dass nämlich durch einen Fehler des Fahrers ein Haftpflichtschaden entstehen kann.
Also werden auch nach dem Typentarif gute Autofahrer diskriminiert, nur weil sie einen Pkw fahren, der bei vielen schlechten Fahrern beliebt ist, oder mit dem viele über lange Strecken fahren und deshalb mehr Schäden verursachen. Das Gute an den Typklassentarifen: Früher waren nur lahme Autos in der Versicherung billig. Jetzt zahlt man auch für PS-starke Wagen wenig Prämie, wenn man den richtigen Typ wählt.
Ein Typklassenverzeichnis findet man im Internet unter typklassen*de.