Eine Kapital-Lebensversicherung braucht niemand. Sie ist die überflüssigste Versicherung überhaupt. Durch den Abschluss einer Risiko- Lebensversicherung und eine eigene Geldanlage erreicht jeder – besser und flexibler – das gleiche Ziel, nämlich eine vernünftige Hinterbliebenen- und Altersvorsorge. Diese so genannte Lebensversicherung ist keine Versicherung, denn 95 Prozent davon sind ein Sparvorgang – mit einer schlechten Rendite. Nur etwa fünf Prozent der Prämie werden für die eigentlichen Versicherungsfälle verwendet, also bei vorzeitigem Tod von Versicherten ausgezahlt. Capital zählt im Jahre 1992 wesentliche Kritikpunkte auf: Die Renditoluge ist offenkundig. Der Vorwurf der Verschwendungssucht wird lauter. Der Angriff auf Rückkaufswerte und stille Reserven formiert sich. Der Steuervorteil zieht nicht mehr. Für die Titelgeschichte hatte Capital den Bund der Versicherten um eine Zusammenfassung seiner Kritik an der Kapital-Lebensversicherung gebeten. Der BdV antwortete wie folgt:
UNGEREGELT – Die weitgehend ungeregelten Vermögens- und Vertragsverhältnisse eröffnen den Lebensversicherungsunternehmen vielfältige Möglichkeiten der Manipulation und des Missbrauchs von Versichertengeldern und ihren Erträgen.
UNBEAUFSICHTIGT – Die staatliche Aufsicht hat versagt und Missstande in diesem Bereich nicht verhindert, sondern eher gefördert.
UNGESETZLICH-Die Regelungen zur Überschussbeteiligung und zum Rückkaufswert verstoßen gegen das Gesetz über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB-Gesetz), weil der Versicherte nicht konkret auf die Verluste bei vorzeitiger Kündigung und durch Manipulationsmöglichkeiten und Abschreibungen hingewiesen wird, durch die die Gesellschaften die versprochene Überschussbeteiligung mindern können. UNDURCHSICHTIG – Wegen der ungeregelten Vermengung von Sparen, Versichern und Dienstleistungen weiß der Versicherte nicht, wie viel er eigentlich für den Versicherungsschutz und für die Dienst-leistungen bezahlt und wie viel er mit welcher Rendite anspart.
UNRENTABEL-Von den Realrenditen (um die neun Prozent), die die Gesellschaften erwirtschaften, kommen nur etwa zwei Drittel bei den Lebensversicherten an. Die Vergangenheitsrenditen für auslaufende Lebensversicherungen sind bis zum zwölften Vertragsjahr meistens negativ, betragen danach erst ein Prozent und steigen bis Vertragsende auf durchschnittlich fünf bis 5,5 Prozent an!
UNGESCHÜTZT gegen Inflationsverluste. Spargelder der Lebensversicherten werden nicht – wie bei Pensionsfonds – weitaus überwiegend in Sach- und Substanzwerten (Immobilien, Aktien) angelegt und verlieren jahrzehntelang durch Inflation an Kaufkraft.
UNFLEXIBEL – Wer von seinem Kündigungsrecht Gebrauch macht, verliert viel Geld (in den ersten zwei Jahren oft alles, auch später mehrere Jahresbeiträge).
UNBEZAHLBAR für einen ausreichenden Versicherungsschutz: 200000 Euro Versicherungssumme = 1000 Euro Monatsrente für Witwen/Witwer und Waisen kosten zwischen 350 und 500 Euro monatlich (über eine Risikoversicherung nur 20 bis 30 Euro).
UNGEEIGNET als zusätzliche (private) Altersvorsorge: wegen der Inflation und Unflexibilität (eine Umorientierung zu anderen Geldanlagen, z.B. Erwerb von Wohneigentum, ist nur mit Verlusten möglich) und wegen der Unrentabilität (bei künftig verzehnfachten Sparerfreibeträgen sind fast alle anderen Geldanlagen besser).
UNNÖTIG, weil kaum jemand die Kapital-Lebensversicherung braucht, die Gesellschaften damit aber viel Geld verdienen, werden für das Am-Bedarf-vorbei-Verkaufen besonders hohe Provisionen gezahlt an Vertreter und Drückerkolonnen, die mit vielen Tricks Millionen um Zigmilliarden Mark gebracht haben.
NUR FÜR WENIGE INTERESSANT bei hohem Steuersatz als steuerbegünstigte Geldanlage im Rahmen der Sonderausgaben und als steuerbegünstigte Direktversicherung (erst ab Alter 40) oder als steuerbegünstigte Finanzierungsform (NICHT bei selbst bewohntem Grundbesitz).