Seit die Kapital-Lebensversicherung in Verruf gekommen ist, bieten viele Vertreter – vor allem auch Drückerkolonnen (oft liebe Bekannte, Freunde, Verwandte) – die private Rentenversicherung als den neuen Renner an, die – schon vom Namen her – das Instrument zur Lösung der heiß diskutierten Rentenprobleme sein soll. Die Rendite sei viel besser als bei Kapitalversicherungen, weil ja doch kein Todesfallschutz mitversichert sei. Tatsächlich gibt es bei Tod vor Vertragsablauf nur die eingezahlten Beitrage plus eventueller Überschüsse zurück. Durch massive Werbung soll der Eindruck erweckt werden, nur mit einer privaten Rentenversicherung könne man vorzeitig in den persönlichen Vorruhestand gehen und alle Wünsche für das Alter finanzieren. – Viele Verbraucher und auch viele Medien sind auf diese falschen und hinterhältigen Werbeaussagen reingefallen – nur nicht der Bund der Versicherten. Der schrieb schon vor Jahren in seiner Mitgliederzeitung:
Die private Rentenversicherung ist der gleiche legale Betrug wie die Kapitalversicherung. Sie funktioniert nach genau dem gleichen Schema. Auch hier verschwinden Versichertengelder in stillen Reserven. Auch hier können die Unternehmen die Erträge aus Versichertengeld weitgehend missbrauchen. So hatte die Rentenversicherung in der Vergangenheit oft eine schlechtere Rendite als Kapitalversicherungen. Und das wird bald wieder so sein. Denn hier kommt noch hinzu: Was bei der Kapitalversicherung Überschüsse bringt, verursacht bei Rentenversicherungen eine geringere Überschussbeteiligung: die ständig steigende Lebenserwartung! – Rentenversicherte zahlen Beiträge und erhalten Rentenversprechen nach Sterbetafeln von heute. Sie leben aber in 20 oder 30 Jahren länger als erwartet. Drei Jahre längeres Leben bedeutet für die Rentenversicherungen: Es müssen drei Jahre länger nicht einkalkulierte Jahresrenten gezahlt werden – zu Lasten der Überschussbeteiligung. Und schon ist der Vorteil dahin, dass hier kein Beitrag für Todesfälle gezahlt wird.
Diese Aussagen des BdV bestätigte auch DIE ZEIT in einem Artikel Die Zeitbombe tickt, in dem ein Branchenmanager zitiert wird: Die Kunden sollten einkalkulieren, dass die späteren Leistungen durchaus schmaler ausfallen können als vorgerechnet. Also lohnt sich im Grunde nicht, in jungen Jahren eine private Rentenversicherung abzuschließen und über diese jahrzehntelang Geld für eine private Rente anzusparen. Vor allem stimmen nach Jahrzehnten die Kalkulationen nach den dann längst überholten Sterbetafeln nicht mehr. Die nicht einkalkulierten Renten müssen aus den Überschüssen finanziert werden. Da die zugesagten Renten aus einer Garantie- und einer Überschussrente bestehen, werden die – nicht garantierten – Überschussrenten der Versicherten einfach gekürzt. So hatte ein Arzt gegen Einzahlung einer großen Geldsumme zunächst eine Rente von 4000 Mark im Monat erhalten. Schon nach eineinhalb Jahren wurde die Überschussrente um fast 40 Prozent und die Gesamtrente auf 3 300 Mark gekürzt. Und er hat weitere Rentenkürzungen zu erwarten!
Renditen von bis zu fast acht Prozent, von einigen Zeitschriften in irreführender Weise veröffentlicht, sind utopisch und zeigen wenig Sachkenntnis über die Gestaltung der Rentenversicherung. Hier sind die Medien auf falsche Zahlenangaben und Prognosen der Gesellschaften reingefallen. Die Überschüsse sind ganz überwiegend von der durchschnittlichen Lebenserwartung der Versicherten abhängig. Verändert sich die Alterssterblichkeit nur um ein Jahr, müssen die Gesellschaften ein Jahr länger Renten zahlen, ohne dieses in ihre Kalkulationen einbezogen zu haben. 100000 Rentenempfänger mit jährlich 12000 Euro Rente erfordern ein Kapital von 1,2 Milliarden Euro (das in der Kalkulation fehlt bzw. den Überschüssen entnommen werden muss). Bei der Rentenversicherung sind also Beispielrechnungen doppelt gefährlich. So hat diese Versicherungsform zum Erstaunen vieler, die die Zusammenhänge nicht durchschauten, jahrelang niedrigere Renditen erbracht als die normale Kapital-Lebensversicherung, obwohl kein Todesfallschutz mitversichert ist. Die Unternehmen hatten sich ganz einfach in der Alterssterblichkeit verschätzt oder sie gar nicht berücksichtigt.
In der Fernsehsendung plusminus zeigte der WDR im Jahre 1999 anhand eines Vergleichs auf, dass ein 65-Jähriger bei monatlichen Beiträgen von 200 Mark nach 30 Jahren aus der Rentenversicherung bei der Allianz 27000 Mark weniger erhalten würde als aus einer Kapital-Lebensversicherung, bei der Volksfürsorge 37000 Mark weniger und bei der Hamburg-Mannheimer 48000 Mark weniger. Während die Allianz und die Volksfürsorge die errechneten Werte gegenüber dem WDR bestätigt haben, hat die Hamburg-Mannheimer Besserung versprochen. Da es meistens unsinnig ist, bei Ablauf des Vertrages eine Rentenzahlung zu wählen, ist der Name Rentenversicherung irreführend. Die Rentenversicherung kann allenfalls als steuerbegünstigter Sparvertrag eine zusätzliche Altersversorgung sein – wenn sie rentabel ist. Und das ist wieder die alles entscheidende Frage der Rendite und der Steuervorteile.
Es gilt daher: Ohne eine Steuerersparnis durch volle Abzugsfähigkeit der Rentenversicherungsbeiträge als Sonderausgaben ist auch diese Lebensversicherung keine gute Geldanlage. So empfehlen sich private Rentenversicherungen nur in seltenen Fällen: für ältere oder kranke Menschen bei gegebenen Steuervorteilen. Und nie vergessen: Altersversorgung ist kein Versicherungs-, sondern ein Geldanlageproblem (siehe Artikel Altersvorsorge, Geldanlage und Finanzplanung).