Wenn ein Ehemann aus Oxford sich gegen die gesundheitlichen Folgen der offenbar dubiosen Kochkünste seiner Frau versichert, ein Rockstar gegen die Verführungskünste seiner Groupies und deren mögliche Folge und ein schottischer Architekt sich gegen mögliche Aufdringlichkeiten seiner Schwiegermutter, dann verleitet uns das leicht zum Lächeln: Wie verrückt ist doch die Welt. Doch im Alltagsleben hat Verrücktheit zumindest in Finanzdingen keinen Platz. Gerade in Versicherungen müssen derartige Spleens teuer bezahlt werden. Dem Erfindungsreichtum der Versicherungen sind kaum Grenzen gesetzt. Was immer Sie gerne versichern wollen, Sie finden bestimmt eine passende Versicherung. Ob dies aber immer lohnt, ist die große Frage. Dennoch soll im folgenden ein kurzer Abriß der angebotenen Policen gegeben werden. Treten Sie näher, verehrtes Publikum, und staunen Sie mit!
DDR-Investitionsversicherung: Gegen die Rückgabe
Der Versicherungsmakler Jauch & Hübener kreierte zusammen mit der Nordstern-Versicherung im Sommer 1990 ein Versicherungsprodukt für Investoren in der damaligen DDR: Investoren, die ein DDR-Unternehmen erwarben, sich an einem solchen Unternehmen beteiligten oder ein Grundstück kauften, konnten sich damit gegen Ansprüche ehemaliger Eigentümer auf Rückübertragung versichern. Die ungeklärte Eigentumsfrage galt als das größte Hindernis für Investitionen in der DDR. Das Versicherungspaket deckte unter anderem Standortverlagerung sowie Kosten für Gebäude und Einrichtungen auf einem Ersatzgrundstück.
Enteignungsversicherung: Versicherung oder Sozialismus
Dies ist ein Produkt der siebziger Jahre, vor allem nach der Regierungsübernahme der Sozialisten in Portugal: Damit waren die Ferienhäuser, Appartements und Hotels deutscher Staatsbürger in Gefahr. Das Eigentum konnte aber bei Lloyd’s gegen Verluste und Beschädigungen aus Beschlagnahme, Enteignung, Verstaatlichung, Requirierung oder absichtlicher Zerstörung durch oder wegen einer Anordnung der Regierung versichert werden, gleich ob es eine Zivil-, Militär- oder De-facto-Regierung war. Ein deutsches Unternehmen vermittelte die Police.
Golfversicherung: Die Zeche für den Glückstreffer ist gedeckt
Die Securitas Golfversicherung zahlt bei Verlust oder Beschädigung der Ausrüstung oder Golfkleidung. Für 60 € sind Ausrüstung und Bekleidung weltweit ein Jahr lang versichert, jeder zerbrochene Schläger bis 150 €. Die Versicherungssumme kann verdoppelt werden. Außerdem zahlt Securitas freiwillig bei einem Hole-inone: Mit Gratulation für den Glückspilz werden die bei einem As fälligen Drinks bis zu 300 € übernommen.
Krawallversicherung: Gegen Fußballrandale
Als die Ausschreitungen von Fußballfans auf dem Höhepunkt waren, kam auch gleich das passende Versicherungsangebot, die Krawall- oder Randaleversicherung. Wer eine Eintrittskarte kaufte, sollte damit automatisch auf der gesamten Stadionanlage bis zum Parkplatz versichert sein. Der Verein sollte dafür fünf Pfennig je Zuschauer bezahlen. Bei Todesfall sollten 10 000 € gezahlt werden, bei Invalidität bis zu 40 000 €, außerdem 20 € Krankenhaustagegeld.
Parkschaden-Versicherung
Mit einem ganz originellen Angebot versuchte sich 1995 die Auto Direkt Versicherungs-AG. Weil sich der Autofahrer immer wieder über angekratzte Stoßstangen ärgern muss, bot sie eine Versicherung für Reparaturkosten bis 300 €. Stolzer Jahresbeitrag: 102,70 €. Prädikat: Teuer und überflüssig.
Schneeausfallversicherung: Umsonst gekauft
Der Reifenhersteller Uniroyal versuchte 1989 das eingefrorene Geschäft mit Winterreifen wieder aufzutauen: Bei einem schneelosen Winter sollten 80 Prozent des Kaufpreises der Winterreifen wieder erstattet werden. Die Prämien für eine Saison lagen zwischen 28 und 34 €.
Tierversicherung: Wenn Hansi einmal Husten hat
Vor einiger Zeit haben die Versicherungen ein neues Kundenpotential entdeckt: die Tiere. Auch sie können gegen Krankheit und Tod versichert werden, nur eine Kapital-Lebensversicherung gibt es noch nicht. Formell zählt die Tierversicherung übrigens zum Zweig der Sachversicherungen.
Die Tierkrankenversicherung kann für Hunde, Katzen und Pferde abgeschlossen werden. Hunde und Katzen müssen mindestens drei bis vier Monate und höchstens fünf Jahre alt sein, Pferde höchstens zehn Jahre. Die Leistungen umfassen wie bei der privaten (menschlichen) Krankenversicherung die Kosten einer ambulanten oder stationären Behandlung, vor allem chirurgische Eingriffe, Arzneimittel, Labor- und Röntgenkosten und physikalische Behandlung. Allerdings gibt es eine Selbstbeteiligung von 20 Prozent bei Hunden und Katzen und 40 Prozent bei Pferden. Ausgeschlossen sind dagegen Reisekosten des Tierarztes, Transportkosten, stationäre Unterbringung und Verpflegung des Tieres, Tierarztbesuche ohne nachfolgende Therapie, Impfungen und – Schönheitsoperationen. Angeboten wird die Tierversicherung von der Uelzener Allgemeine und der Vereinigten Tierversicherung (R + V). Die Tierlebensversicherung ist schon länger auf dem Markt und wird auch von etablierten Anbietern angeboten. Die Versicherungssumme richtet sich nach dem Kaufpreis. Abgelegte Leistungsprüfungen werden zwar berücksichtigt, ein Liebhaberwert aber nicht. Der Jahresbeitrag liegt dann bei rund zehn Prozent der Versicherungssumme. Der Versicherungsfall tritt ein, wenn das Tier stirbt, nach Krankheit oder Unfall eingeschläfert werden muss oder gestohlen wird. Anbieter der Tierlebensversicherung sind Allianz, Bayerische Landestierversicherungsanstalt, Colonia, Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster, Nordstern, Prudential, Thuringia, Uelzener Allgemeine und die Vereinigte Tierversicherung.