Wenn Sie einen schon älteren Vertrag haben, aus dem Sie aussteigen wollen, weil Sie zum Beispiel das Geld brauchen, aber mehr als den oft geringen Rückkaufswert haben wollen, dann können Sie auch versuchen, Ihre Versicherungspolice zu verkaufen. In Deutschland begann 1999 die Firma cash life mit dem Aufkauf gebrauchter Policen, mittlerweile sind 16 Anbieter im Geschäft.
Das Prinzip ist denkbar einfach: Der Aufkäufer kauft dem Versicherungsnehmer seine Police ab (denn niemand ist verpflichtet, seine Kapitallebensversicherung nur an den Originalversicherer zurückzugeben, sprich: zu kündigen). Der Aufkäufer zahlt die fälligen Raten weiter und erhält dafür am Ende der Laufzeit die Auszahlungssumme, die sogenannte Ablaufleistung. Der Todesfallschutz des Versicherungsnehmers bleibt aber in fast allen Fällen weiter erhalten, wenn auch gekürzt um die Auszahlung des Aufkäufers. Die Aufkäufer bieten potenziellen Aussteigern ein Kaufpreisangebot, das meist zwischen 3 und 5 Prozent über dem Rückkaufswert des Versicherers liegt. Die Police muss allerdings Bedingungen hinsichtlich Rückkaufswert und Restlaufzeit erfüllen.
Hier ein Überblick über die verschiedenen Käufer gebrauchter Lebensversicherungen:
Aufkäufer und Vermittler von Lebensversicherungen
Unternehmen | Mindestrückkaufswert | max. Restlaufzeit | |||
Ageros | 5000 Euro | keine | |||
Agis | 5000 Euro | 20 Jahre | |||
Barwert | 9001 Euro | keine | |||
Cash Life | 5000 Euro | 15 Jahre | |||
CFI Fairpay | ab 5000 Euro | keine | |||
Colonia GmbH | 2000 Euro | keine | |||
Dr. Mayer & Cie. | 2 000 Euro | keine | |||
GAP Management | 5000 Euro | 20 Jahre | |||
Geno Fonds 24 | 5000 Euro | 20 Jahre | |||
Germanlife | 5000 Euro | keine | |||
Life Bond | 5000 Euro | keine | |||
Life Capital | 5001 Euro | 20 Jahre | |||
Lifefinance | 5000 Euro | 25 Jahre | |||
Life-Services | ab 20000 Euro | 20 Jahre | |||
Partner in Life | 5000 Euro | keine | |||
Policen direkt | 10000 Euro | keine | |||
Policenkauf 24 | 10000 Euro | keine | |||
SP Capital | 2000 Euro | keine |
Auch Rentenversicherungen werden von einigen Anbietern aufgekauft. Dagegen nehmen die Aufkäufer in der Regel keine Direktversicherungen an, oft auch keine Fondspolicen. SP Capital wirbt jedoch damit, jede Anfrage ab 2 000 Euro Rückkaufswert zu prüfen und ein Angebot zu erstellen.
Jeder Aufkäufer benötigt zur Angebotsstellung eine Kopie des Originalversicherungsscheins, eine Vollmacht, mit der die Gesellschaft Fragen zu Ihrer Police vom Versicherer einholen kann, und außerdem einen ausgefüllten Fragebogen (der meist auf der Internetseite des Anbieters abgerufen werden kann), unter anderem mit Angaben zur Person, Anschrift und Bankverbindung.
In der Regel dauert die Vertragsübertragung ein paar Wochen. Nach spätestens drei Monaten erhalten Sie auch den vereinbarten Auszahlungsbetrag vom Aufkäufer überwiesen. Mitunter ziert sich allerdings der Versicherer, sodass es auch länger dauern kann, bis Sie Ihr Geld haben. Verhindern kann der Versicherer den Verkauf aber letztlich nicht.
Nun stellt sich die Frage, wer an dem Geschäft verdient. Einer jedenfalls nicht: Sie. Sie machen weiterhin Verlust, wenn auch nicht so viel wie bei einer Kündigung. Und Sie behalten den Todesfallschutz, wenn auch nicht mehr in voller Höhe. Und ab 2009 kommt noch die fällige Abgeltungssteuer. Sie soll aber nur auf die‘ Differenz von (höherem) Rückkaufswert und der (niedrigeren) Summe der eingezahlten Beiträge fällig werden.
Gewinner ist der Aufkäufer, weil der Rückkaufswert in den ersten Jahren durch hohe Nebenkosten (wie zum Beispiel Provisionskosten) belastet wird, während die am Kapitalmarkt erzielten Erträge erst am Ende gutgeschrieben werden – dann also, wenn der Aufkäufer bereits in den Besitz der Police gekommen ist. Diese sogenannte Renditedifferenz bei Kapitallebensversicherungen wird völlig legal ausgenutzt. Faktisch übernimmt der Aufkäufer also von den Versicherern das lukrative Stornogeschäft und profitiert dabei zusätzlich von der steuerlichen Begünstigung lang laufender Kapitallebensversicherungen.
Beleihung von Lebensversicherungen
Alternativ bieten sowohl Versicherungsunternehmen wie auch Aufkäufer die Beleihung von Lebensversicherungen an. Meistens ist eine Beleihung bis zu 90 Prozent, mitunter auch bis zum kompletten Rückkaufswert möglich. Voraussetzung ist, dass die Police nicht schon als Sicherheit bei einer Bank hinterlegt wurde.
Die Vorteile gegenüber dem Verkauf sind: Sie vermeiden Verluste, die Sie sonst auch beim Verkauf der Police erleiden. Zudem werden oftmals günstigere Zinsen als bei normalen Verbraucherkrediten gewährt. Außerdem entfällt eine sonst übliche Bonitätsprüfung. Verbraucherschützer bemängeln allerdings, dass sich der Kunde eigentlich sein eigenes Geld leiht und dafür auch noch Zinsen zahlen muss.