Auswirkungen von Kooperation und Konzentration auf den Wettbewerb im Versicherungsmarkt Teil I
Vereinigte Unternehmen (Trust)
✓ Ein Vereinigtes Unternehmen (Trust) ist ein Zusammenschluss von Unternehmen (Fusion), die ihre rechtliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit auf geben.
Beispiel:
*Die Vereinigte Versicherung AG beschließt nach Erwerb von 100% des Aktienkapitals der Industrieversicherung AG die Fusion. Die Industrieversicherung AG wird eingegliedert. Ihre Firma erlischt.
Es besteht nur noch ein einziges Unternehmen. Die früheren Unternehmen sind Betriebe des Trusts geworden. Wenn Unternehmen zu einem vereinigten Unternehmen (Trust) verschmelzen oder fusionieren, kann dies auf zwei Arten erfolgen:
□ Verschmelzung durch Eingliederung
Das Vermögen und die Schulden des übertragenden Unternehmens gehen in voller Höhe in das übernehmende Unternehmen ein. Gründe dafür können sein:
• Starker Wettbewerbsdruck hat ein Unternehmen aufnahmewillig gemacht,
• Die Aktien einer AG wurden allmählich auf gekauft.
Das übertragende Unternehmen erlischt.
□ Verschmelzung durch Neubildung
Es wird ein neues Unternehmen gegründet. In das neue Unternehmen gehen Vermögen und Schulden der sich vereinigenden Unternehmen ein. Handelt es sich um Aktiengesellschaften, werden die Aktien der beteiligten Unternehmen eingebracht. Alle übertragenden Unternehmen erlöschen.
Multinationale Unternehmen (Multis)
Die größten und mächtigsten deutschen Konzerne beschränken sich schon lange nicht mehr auf Deutschland. Aus nationalen Konzernen sind längst multinationale Unternehmen geworden.
✓ Ein multinationales Unternehmen ist ein horizontaler, vertikaler oder anorganischer Zusammenschluss von Unternehmen, die aus international operierenden Einheiten bestehen (global players). Multinationale Unternehmen besitzen in der ganzen Welt Produktionsstätten, Vertriebsnetze und Dienstleistungseinrichtungen.
Beispiele:
*Unter den 500 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen Europas rangierten 2006 Daimler-Chrysler AG auf Platz 3, gefolgt von Volkswagen AG (5), Siemens AG (6), E.ON AG (10), Deutsche Telekom AG (11), Deutsche Post AG (13), Metro AG (14), BASF AG (20), BMW AG (24), Thyssen-Krupp AG (25), RWE AG (29), Audi AG (41), Bayer AG (42).
Hunderte von Tochtergesellschaften und Beteiligungsunternehmen verleihen den Multis ein ungeheures wirtschaftliches und politisches Machtpotenzial. Damit können sie sich nationaler Kontrolle weitgehend entziehen. Die Argumentation für oder gegen multinationale Unternehmen ist nicht einheitlich. Die Gegner werfen den Multis u.a. Folgendes vor:
• Multinationale Unternehmen sind mächtiger als Staaten. Sie beherrschen Wirtschaft und Politik der Staaten, in denen sie sich niedergelassen haben.
• Multinationale Unternehmen beuten die Entwicklungsländer aus. Technischer Vor-sprung verstärkt die Ausbeutung.
• Multinationale Unternehmen verlegen Betriebsteile in Länder, in denen es keine Gewerkschaften gibt.
• Sie vernichten Arbeitsplätze im Inland, indem sie willkürlich Betriebsteile in Länder mit niedrigen Arbeitslöhnen verlagern.
Die Befürworter der Multis bringen u.a. Folgendes vor:
• Die These, dass Multis Staaten beherrschen, ist reine Theorie. Die Staaten können über ihre Gesetzgebung die Niederlassung eines Unternehmens verhindern oder mit strengen Auflagen versehen.
• Viele Staaten werben um Niederlassungen der Multis, um Arbeitsplätze zu schaffen und Steuerquellen zu erschließen.
• Willkürliche Produktionsverlagerungen sind normalerweise nicht möglich. Die Stilllegung der einen Produktionsstätte verlangt den Aufbau einer neuen in einem neuen Land. Gewerkschaften sind außerdem gegenüber Multis nicht machtlos, weil z.B. ein Streik in einem Konzernunternehmen in einem Land aufgrund der Verflechtung und Abhängigkeit den ganzen Konzern beeinträchtigen könnte.
Vor- und Nachteile von Kooperation und Konzentration
► Vorteile
• Senkung der Preise, wenn die Unternehmen ihre Kostenminderung im Preis weitergeben.
• Bessere Versorgung der Verbraucher, wenn Rationalisierungsmaßnahmen mengen- und gütemäßige Leistungssteigerung ermöglichen.
• Sicherung der Abnahme von Waren und Dienstleistungen von Lieferanten.
• Größere Übersichtlichkeit des Marktes (Markttransparenz) durch Bereinigung der Produktionsprogramme und der Sortimente.
• Unternehmen mit Absatzproblemen werden von expandierenden Unternehmen übernommen. Damit können Arbeitsplätze erhalten werden.
• Die außenwirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit kann erhalten oder gestärkt werden.
• Sozialprodukt und Wirtschaftswachstum werden gesichert und damit auch die Ein-nahmen der öffentlichen Hand.
► Nachteile
• Die Vielfalt des Angebots an Waren und Dienstleistungen wird im Allgemeinen vermindert.
• Die Preise können überhöht sein, sofern kein hinreichender Wettbewerb gegeben ist.
• Die Preise werden überhöht, wenn sie durch die Kosten unwirtschaftlich arbeitender Betriebe bestimmt werden.
• Durch die Beschränkung der Ordnungsfunktion des freien Wettbewerbs wird die volkswirtschaftlich notwendige Leistungsauslese verzögert.
• Freisetzung von Rationalisierungspotenzial gefährdet Arbeitsplätze.
• Der technische Fortschritt kann durch den Schutz rückständiger Betriebe gehemmt werden.
• Durch Stilllegung unwirtschaftlich arbeitender Betriebe gehen Arbeitsplätze verloren.
• Die Konzentration wirtschaftlicher Macht kann missbräuchlich negative Macht auf die Politik ausüben.