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Brauchen Sie überhaupt eine Versicherung und Umgang mit Versicherungsvertretern

Im Versicherungsdschungel gibt es wahrlich vielerlei Gewächse. Und die Versicherer preisen ständig neue Produkte an. Selbst Experten fällt es nicht immer ganz leicht, die Übersicht zu behalten. Was also tun? Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten, holen Sie verschiedene Offerten ein – und vergleichen Sie! Das braucht zwar etwas Zeit und Geduld. Aber nur so können Sie unnötige Überversicherungen auf der einen und risikoreiche Deckungslücken auf der anderen Seite vermeiden.

Brauchen Sie überhaupt eine Versicherung?
Bei allen Zusatzversicherungen ist dies die erste Frage. Floren Sie dabei sowohl auf Ihren Kopf wie auf Ihren Bauch. Wenn Ihnen die Sicherheit in jeder Lebenslage sehr wichtig ist, werden Sie sich umfangreicher versichern wollen als risikobereitere Zeitgenossen. Oder etwas überspitzt formuliert: Es gibt kein beruhigender es Gefühl, als überversichert zu sein! Die Schweizer gelten nicht umsonst als das bestversicherte Volk der Welt. Trotzdem ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Sicherheitsbedürfnis und Wirtschaftlichkeit zu finden.

Tipp: Patentrezepte gibt es in dieser Frage nicht. Doch es gibt verschiedene Lebensabschnitte mit erhöhtem Beratungsbedarf. Befinden Sie sich in einer der folgenden Situationen – oder planen Sie einen solchen Schritt sollten Sie Ihre Versicherungssituation und Ihren Bedarf (nicht nur bezogen auf den Unfall) von einer Fachperson analysieren lassen.
• Auslandaufenthalt und Zweitstudium
• Familiengründung
• Aufnahme einer selbständigen Erwerbstätigkeit
• Erwerb von Wohneigentum
• Frühpensionierung

Vom Umgang mit Versicherungsvertretern
Der Ruf der Versicherungsvertreter war in früheren Tagen nicht der beste. Das hing damit zusammen, dass das Versicherungswesen erst im Aufbau begriffen war und viele schlecht qualifizierte Leute alle nur erdenklichen Policen an die Frau und den Mann zu bringen versuchten – teilweise mit bedenklichen Methoden. Dies hat sich glücklicherweise weitgehend gebessert; schwarze Schafe gibt es in der Branche aber immer noch. Tipp: Heikel wird es, wenn Sie mal hier, mal dort einzelne Policen abschließen. Da lassen sich Doppelversicherungen und Deckungslücken kaum verhindern. Lassen Sie auf jeden Fall eine Gesamtanalyse Ihrer Versicherungssituation machen. Eine gute Versicherungsberaterin wird Ihnen das von sich aus vorschlagen. Doch mit wem haben Sie es überhaupt zu tun, wenn Sie private Versicherungen abschließen wollen?

Versicherungsagenten
Sie sind bei einer bestimmten Versicherungsgesellschaft angestellt und wollen natürlich die eigenen Policen verkaufen, nicht diejenigen der Konkurrenz. Die Beratung allerdings ist meist tadellos und Sie werden einen auf Ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Versicherungsschutz erhalten. Ein weiterer Vorteil ist, dass die einzelnen Policen einer Gesellschaft meist im Baukastensystem aufeinander abgestimmt sind, Vielfach gibt es Rabatte, wenn Sie mehrere oder alle Versicherungen bei der gleichen Gesellschaft abschließen. Praktisch ist es auch, dass Sie einen einzigen Ansprechpartner für alle Ihre Policen haben. Der Nachteil bei der Sache: Wenn Sie alles beim gleichen Anbieter versichern, werden Sie kaum überall die günstigsten Prämien haben.

Tipp: Verschiedene Versicherer gewähren einen Prämienrabatt, wenn Sie mehrere Policen in Kombination abschließen. Fragen Sie Ihre Beraterin nach den Möglichkeiten.

Selbst ist der Mann, die Frau?
Anhand von Offerten können Sie durchaus selbst die günstigsten Policen der gebräuchlichen Versicherungen herausfinden. Das Streuen der Policen über mehrere Gesellschaften mag zwar Prämienvorteile bringen. Weil aber die Leistungen je nach Anbieter unterschiedlich sind, kann es zu ungewollten Lücken im Versicherungsschutz führen. Auch erkaufen Sie sich eine günstigere Prämie vielfach mit geringeren Leistungen. Zum Beispiel bei den Motorfahrzeugversicherungen: Bei einzelnen Versicherern gibt es nach dem ersten Schadenfall noch keinen Bonusverlust, bei vielen anderen dagegen schon. Manchmal sind Lenker und Halter mit eingeschlossen, manchmal auch nicht. Die einen Versicherer entschädigen nur den Zeitwert, andere den Neu wert… Als Laie ist man sich solcher Unterschiede kaum bewusst – obwohl sie, wenn der Schaden eintritt, die Prämiendifferenz durchaus wettmachen können.

Unabhängige Versicherungsberater
Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, suchen Sie einen unabhängigen Versicherungsberater auf. Dieser ist nicht von einer bestimmten Gesellschaft abhängig, sondern kennt die Produkte und Prämien verschiedener Anbieter. Er kann Ihnen helfen, die günstigsten Versicherungen für Ihre Bedürfnisse zusammenzustellen, und weist Sie auf Deckungslücken hin. Der große Nachteil: Die unabhängige Beratung kostet. Dafür können Sie sicher sein, dass der Berater sich auf Ihr Interesse als Kunde konzentriert und nicht in erster Linie auf hohe Provisionen aus ist.

Tipp: Versicherungsvermittler müssen sich obligatorisch registrieren lassen; die Liste finden Sie unter vermittleraufsicht*ch (>Register). Den sind nicht nur die Versicherungszweige aufgeführt, in denen ein Vermittler tätig ist, sondern auch allfällige Bindungen zu Versicherungsgesellschaften offengelegt.

Versicherungsbroker
Eine Zwischenstufe zwischen dem unabhängigen Berater und dem von einem Versicherer angestellten Agenten ist die Brokerin. Ihre Beratung ist: kostenlos, weil sie von den Versicherungsgesellschaften für die vermittelten Abschlüsse Provisionen erhält. Sie arbeitet auf selbständiger Basis mit verschiedenen Anbietern zusammen, ist also im Gegensatz zum Versicherungsagenten nicht von einem einzigen abhängig. Die Brokerin ist daher in der Lage, Ihnen Vergleichsofferten vorzulegen. Allerdings besteht eine gewisse Gefahr, dass sie zum Abschluss bei derjenigen Gesellschaft rät, die ihr die besten Provisionen bezahlt.

Prüfen Sie in Ruhe!
Von wem auch immer Sie sich beraten lassen – halten Sie sich an folgende Punkte:
• Zu Beginn ist eine Gesamtübersicht über Ihre Versicherungssituation unerlässlich.
• Prüfen Sie, ob der Berater vertrauenswürdig und fachlich gut ausgebildet ist. Berufliche Diplome und Qualifikationen sind oft auf der Visitenkarte aufgeführt (siehe Kasten). Wenn nicht, fragen Sie nach.
• Seien Sie sich bewusst, dass die von einem Versicherer angestellte Beraterin nur die eigenen Produkte anbieten wird. Von anderen, allenfalls günstigeren Varianten der Konkurrenz erfahren Sie nicht.
• Lassen Sie sich von einem Versicherungsbroker aufklären, mit welchen Versicherern er zusammenarbeitet.
• Und zum Schluss: Lassen Sie sich Zeit! Es besteht kaum einmal eine Notwendigkeit, einen Versicherungsantrag sofort zu unterschreiben. Auch dann nicht, wenn dieser schon vorbereitet ist und der Versicherungsvertreter damit zu Ihnen nach Hause kommt. Den guten Berater erkennen Sie auch daran, dass er Sie nicht zum Abschluss drängt!

Die wichtigsten Zusatzqualifikationen im Versicherungsbereich
• Fachmann / Fachfrau der privaten Versicherungswirtschaft (Versicherungsfachausweis)
• Eidg. dipl. Versicherungsfachmann/Versicherungsfachfrau
• Finanzplaner/Finanzplanerin mit eidg. Fachausweis
• Eidg. dipl. Finanzplanungsexperte /Finanzplanungsexpertin

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