Vor mehr als 150 Jahren waren die Behörden auch nicht schneller als heute: Acht Monate lang quartierte sich Johann Heinrich Daniel Kamp in Berlin ein und verhandelte mit den Ministerialbüros, bis er endlich die Genehmigung für die Gründung der Kölnischen Feuer-Versicherungs-Gesellschaft hatte. Kamp wurde ihr erster Direktor, als sie am 16. Juli 1839 in einem ehemaligen Kloster in Köln die Arbeit aufnahm. Die Gründer waren die Brüder Abraham und Simon Oppenheim, die Inhaber des 1789 gegründeten Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie. Die neue Feuerversicherung sollte von der beginnenden Industrialisierung des Rheinlandes profitieren. Heute residiert die Versicherung unter dem Namen Colonia auf einer Wiese mit Autobahnanschluss außerhalb von Köln, auf der sie ein modernes Verwaltungsgebäude gebaut hat, das aber kein klimatisierter Schuhkarton ist wie die üblichen Hochhäuser. Die Mitarbeiter nennen es spöttisch Sanatorium oder Altersheim. In der Versicherungsbranche gilt die mittlerweile fünftgrößte deutsche Versicherungsgruppe als etwas verstaubter, mit einer Beamtenmentalität ausgestatteter Versicherer. Groß wurde die Colonia Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre, als sie sich die Versicherungsgesellschaften National, Gladbacher und die Schlesische Feuerversicherung einverleibte. Nur zwei Monate nach dem 150jährigen Unternehmensjubiläum wurde die Colonia zum bislang spektakulärsten Fusionsfall der deutschen Versicherungswirtschaft vor dem Binnenmarkt: Die größte deutsche Privatbank Sal.
Oppenheim gab 70 Prozent ihrer Colonia-Anteile an den zweitgrößten französischen Versicherungskonzern Victoire ab. Der Preis: 4,45 Milliarden €. Der Vorstand der Colonia erfuhr dies offenbar aus der Zeitung. Die Victoire wurde nur wenige Wochen später selbst mehrheitlich übernommen – durch die Compagnie Financiere de Suez, Paris. Seit Herbst 1993 gehört die Colonia dem französischen Staatsversicherer UAP. 1996 wurde die UAP von der französischen Axa Versicherung übernommen. Seit der Machtübernahme der Franzosen ist die heutige Axa Colonia im Europäischen Binnenmarkt in eine Statistenrolle zurückgefallen: ein Provinz-Versicherer. Die zum Konzern gehörende Nordstern-Versicherung wurde praktisch fusioniert, nur der Markenname überlebt noch nach außen. Dieses Glück hatte die Albingia nicht, deren Markenname nach dem Kauf gestrichen wird. Was nach dem Erwerb nicht passte – etwa Rechtsschutz oder Kranken-Sparte -, wurde weiterverkauft. Der solide Rückversicherer Kölnische Rück wurde an den US-Rückversicherer General Re verkauft; er passte nicht in das strategische Konzept der Franzosen. Die Kölner machen nun auf Keep-smiling, loben die Franzosen bei allen Gelegenheiten und betonen, dass Vorstandschef Claas Kleyboldt bei den Franzosen einen starken Eindruck macht. Wie schön.