Versicherungen sind wichtig, um sich vor Risiken zu schützen, deren Folgen Sie in Ihrer Existenz bedrohen könnten. Die Krankenversicherung ist mit der Gesundheitsreform zum Pflichtstück geworden. Die Privathaftpflichtversicherung sollte ein Muss für jedermann sein. Ihr Versicherungsbedarf orientiert sich stets an Ihren persönlichen Lebensumständen, an Ihrem Alter, an den Familienverhältnissen und am Einkommen. Problematisch wird es erst, wenn redegewandte Versicherungsvertreter Ihnen Policen andrehen wollen, die Sie gar nicht benötigen. Der Vertreter hat dabei vermutlich nicht Ihre Interessen, sondern vorwiegend seine eigenen (hohen) Provisionen im Sinn, wie er sie z. B. für die Kapitallebens- oder private Rentenversicherung kassieren kann. Andererseits werden wichtige Versicherungen wie die Privathaftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung nicht so offensiv beworben, weil sie den Geldbeutel des Vermittlers nur um wenige Euro bereichern. Dabei ist es gar nicht so schwer festzustellen, welche Versicherungen Sie brauchen. Die richtigen Weichen können Sie stellen, wenn Sie einige Grundregeln beachten.
Wichtig: Existenzbedrohende Risiken absichern!
Bedenken Sie, dass Sie vor allem Existenz bedrohende Risiken absichern sollten. Dies gilt selbst dann, wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass Sie jemals betroffen sein könnten. Dazu gehört vor allem die Privathaftpflichtversicherung, die einspringt, wenn Sie einem Dritten Schaden zufügen. Das kann in die Millionen gehen, etwa wenn Sie über viele Jahre Renten an einen Geschädigten zahlen müssen. Hilfreich kann aber auch die Berufsunfähigkeitsversicherung sein, die Sie schützt, wenn Sie z.B. nach einer schweren Krankheit auf Dauer nicht mehr arbeiten können. Oder die Risikolebensversicherung, die im Todesfall Ihre Angehörigen absichert und den Wegfall Ihres Einkommens ausgleicht. Außerdem: Die Wohngebäudeversicherung, die Reparaturen oder gar einen Neubau bezahlt, wenn Ihr Haus z.B. durch Feuer oder Sturm beschädigt wurde, die Krankenversicherung, die auch bei chronischen Krankheiten und aufwändigen Behandlungen die Kosten abdeckt und die Unfallversicherung, die Sie bei bleibender Invalidität durch Unfall schützt. Erst wenn Sie das alles unter Dach und Fach haben, sollten Sie möglicherweise an weitere Absicherungen wie die Hausrat- oder Rechtsschutzversicherung denken. Verzichten sollten Sie auf Versicherungen, die nur geringe Schäden abdecken, das sind beispielsweise die Reisegepäckversicherung, die Glasbruchversicherung oder eine Handyversicherung.
Wer braucht welche Versicherung?
Wesentliche Anhaltspunkte für Ihren Versicherungsbedarf geben Ihre Familienverhältnisse und Ihr Alter. Während ein Alleinverdiener mit Familie seine Angehörigen für den Todesfall schützen muss, ist dies für einen Single kein Kriterium.
Auf einen Blick
Junge Menschen | Singles | Paare ohne Kinder | Familien oder Alleinerziehende mit kleinen Kindern | Familien mit älteren Kindern | Senioren | |
Privathaftpflichtversicherung | +++ | +++ | +++ | +++ | +++ | +++ |
Berufsunfähigkeit | +++ | +++ | +++ | +++ | +++ | – |
Unfall | ++ | ++ | ++ | +++ | ++ | |
Risikolebensversicherung | – | – | ++ | +++ | ++ | – |
Hausratversicherung | + | + + | ++ | ++ | ++ | +4 |
sehr wichtig +++, wichtig ++, eventuell wichtig +, unnötig –
Hinweis: Abhängig von den Lebensumständen können zusätzliche Versicherungen wichtig sein.
Junge Menschen in der Ausbildung und Berufsanfänger
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für junge Menschen sehr wichtig, weil die noch keinen Schutz durch die gesetzliche Rentenversicherung erhalten. Die Versicherung ist umso günstiger, desto früher sie abgeschlossen wird. Eine Privathaftpflichtversicherung sollte ein Muss sein, sobald die Berufsausbildung beendet ist.
Singles
Auch für Singles sollten die Privathaftpflicht- und die Berufsunfähigkeitsversicherung eine Priorität haben. Falls es nicht gelingt, die Berufsunfähigkeit abzusichern, sollte eine Unfallversicherung mit ausreichend hoher Versicherungssumme abgeschlossen werden. Wer schon einen eigenen Haushalt gegründet hat, sollte an eine Hausratversicherung denken.
Paare ohne Kinder
Sie haben einen ähnlichen Versicherungsbedarf wie Singles. Aber Sie brauchen nur eine gemeinsame Haftpflicht-, Hausrat- und Rechtsschutzversicherung. Ist ein Partner auf das Einkommen des anderen angewiesen, empfiehlt sich eine Risikolebensversicherung, um den Partner abzusichern. Sie kann mit der Berufsunfähigkeitsversicherung kombiniert werden.
Familien oder Alleinerziehende mit kleinen Kindern. Wer Kinder hat, muss dafür sorgen, dass die Familie gegen größere Einkommensverluste abgesichert ist. Außer der Privathaftpflichtversicherung sollte die Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherung für den Hauptverdiener, aber auch für den Partner, Priorität haben. Für die Kinder empfiehlt sich eine Unfallversicherung. Ebenfalls könnte eine Kinderinvaliditätsversicherung in Betracht kommen. Erst danach sollte eine Hausratversicherung abgeschlossen werden.
Familien mit älteren Kindern
Sind die Kinder aus dem Haus, ist der Schutz der Hinterbliebenen durch eine Risikolebensversicherung oft nicht mehr oder nur noch für den Partner notwendig. Der Berufsunfähigkeitsschutz sollte weiterhin erhalten bleiben. Unverzichtbar bleibt die Privathaftpflichtversicherung.
Senioren
Rentner und Pensionäre müssen weder für Hinterbliebene noch für den Fall der eigenen Berufsunfähigkeit Vorsorgen. Sinnvoll kann eine kleine Unfallversicherung für den Schutz bei Invalidität sein. Der Abschluss einer Hausratversicherung sollte vom Wert der Einrichtung abhängig gemacht werden. Die Privathaftpflichtversicherung bleibt wichtig.
Diese Versicherungen können in bestimmten Fällen sinnvoll sein:
> Wohngebäudeversicherung
> Risikolebensversicherung, wenn eine Immobilie finanziert wird
> Private Pflegezusatzversicherung
> Kfz-Kaskoversicherung
> Auslandsreisekrankenversicherung
> Tierhalter-Haftpflichtversicherung
> Öltank-/Gewässerschadenhaftpflichtversicherung
> Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung
Auf diese Versicherungen können Sie verzichten:
> Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr
> Insassenunfallversicherung
> Krankenhaustagegeld Versicherung
> Sterbegeldversicherung
> Fahrradversicherung
> Elektrogeräte- und Handyversicherung
> Glasversicherung
> Reisegepäckversicherung
> Versicherung gegen häusliche Notfälle (z.B. Schlüsseldienst)
→ Bevor Sie eine Versicherung abschließen, sollten Sie feststellen, ob das Risiko für Sie groß, mittel oder gering ist. Große, Existenz bedrohende Risiken sollten Sie auf jeden Fall absichern. Bei mittleren Risiken bedenken Sie, ob es für Sie und Ihren Geldbeutel besser ist, für die Schäden selbst aufzukommen oder sie abzusichern.
→ Eine gute Möglichkeit, Prämien zu sparen: Vereinbaren Sie eine Selbstbeteiligung.