Drückerkolonnen – die raffiniertesten legalen Betrüger im Versicherungsgeschäft Teil I
Der DVAG-Chef Reinfried Pohl hat bereits als lOS-Manager unter Bernie Cornfeld viele Menschen um ihr sauer verdientes Geld gebracht.
Dann die Erkenntnis: Wer legal absahnt, hat länger was davon. – So gründete Pohl die Deutsche Vermögensberatung, einen Strukturvertrieb – auch Drückerkolonne genannt: denn Druck ist hier Lebenselixier: Abschluss- Druck auf ahnungslose Verbraucher mit Psychotricks, die den Deutschen Vermögensberatern in Schulungen auf menschenverachtende Art und Weise beigebracht werden (so ein Video von einer DVAG-Schulung), und Provisions- Druck auf Mitarbeiter – von der Spitze durch alle Ebenen der Struktur-Pyramide hindurch bis zum kleinen Adressenbeschaffer. Wer Geschäft bringt, rückt auf, kann Leute anwerben und in unteren Ebenen für sich anschaffen lassen, erhält mehr und höhere Provisionen. Am meisten steckt der Mann an der Spitze der Pyramide ein. Für Pohl schaffen etwa 12500 Sklaven an. DER SPIEGEL mutmaßt, dass Pohl bereits Milliardär ist.
Kohl: Die Idee entspricht der Idee der sozialen Marktwirtschaft, weil sich Vorausschau, Mut, Leistungswillen und das menschliche Miteinander in einer glücklichen Weise verbinden.
Als die Mauer fiel, haben vor allem Pohls Deutsche Vermögensberater in den neuen Bundesländern verbrannte Erde angerichtet. Tausende Neu-Bundesbürger wurden mit Zeitungsanzeigen leichter Nebenverdienst angelockt. Ahnungslos führten sie den Wessie-Drückern ihre Bekannten und Verwandten zu, die mit miserablen Unfall- und Kapital-Lebensversicherungen der Aachener & Münchener zugeschüttet wurden – völlig am Bedarf vorbei. So sind Pohl und seine Drücker-Sklaven mitverantwortlich für das finanzielle Elend und Leid, das Tausende von schlecht abgesicherten Witwen, Waisen und Invaliden inzwischen getroffen hat.
Mitverantwortlich sind aber auch Pohls Freunde in Politik und Wirtschaft: denn der Pohl-Schrott wird verkauft mit dem Hinweis: Eine Vielzahl von Politikern steht hinter uns. So DER SPIEGEL: Um sein Image aufzupolieren, hat sich der Herr über Deutschlands größte Kloppertruppe illustre Namen für seinen Beirat eingekauft. Als Zahlungsempfänger, Beiratsmitglieder oder Generalbevollmächtigte stehen auf Pohls Liste: Die CDU und FDP, Minister Kanther, die Ex-Minister Wallmann, Dregger, Jahn und Stoltenberg, FDP-Chef Gerhardt, Ministerpräsident Bernhard Vogel, Ex-Kanzlerberater Teltschik, Ex-Europaparlaments- Präsident Klepsch, ZDF-Chef Stolte, IHK-Frankfurt-Präsident Niethammer … Kauft man sich so mit dem Geld legal betrogener Bürger Parteien, Politiker (Gesetzgeber) und die Öffentlichkeit – am Ende die Republik? – DER SPIEGEL: Steinreicher Scharlatan – An Ehrungen hat CDU-Mitglied Reinfried Pohl keinen Mangel.
1988 bekam er sein erstes Bundesverdienstkreuz angesteckt, 1993 folgte das zweite. Auch für die Schicksale der DVAG-Sklaven und das ihrer Familien sind Pohl & Co verantwortlich (SPIEGEL): Für viele Drücker endet der Traum vom Reichtum im Abseits. Die meisten Mitarbeiter scheiden wegen Erfolglosigkeit wieder aus der Kloppertruppe aus, sobald sie die Adressen ihrer Freunde und Verwandten abgegrast haben. Zurück bleiben zerstörte Privatbeziehungen. Der Bund der Versicherten (BdV) hatte den Kanzler gewarnt, er solle sich nicht als Alibi für Seriosität missbrauchen lassen.
Das Kanzleramt an den BdV: Nach den hier vorliegenden Informationen ergaben sich keine Anhaltspunkte für ein rechtlich zu beanstandendes Verhalten der DVAG.
Mit werbewirksamen Kanzler-Porträts kann DVAG-Chef Reinfried Pohl jetzt sein rückläufiges Provisionsgeschäft ankurbeln.
Kohl zu Pohl: Lassen Sie mich an dieser Stelle auch ein herzliches Wort des Dankes an Sie richten für die großzügige Spende. Mit dem ökonomischen Erfolg haben sich offenbar für Kohl und Parteifreund Pohl die moralischen Fragen erledigt. – Kritische Medienberichte über Kohls Pohl-Huldigung waren vorbereitet, erschienen aber nicht – aus welchen Gründen auch immer!
Inzwischen ist Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Vermögensberatung (DVAG), sein ehemaliger Regierungssprecher Friedhelm Ost (CDU) Generalbevollmächtigter. Und um den Reim Pohl und Kohl zu vervollständigen, ist auch der ehemalige Kanzleramtsminister Bohl auf die Geldempfängerliste der DVAG gesetzt worden.
Ergänzend hierzu Auszüge aus einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Juni 1991: Von abenteuerlichen Zuständen beim Abschluss von Versicherungen in den neuen Bundesländern hat der Leitende Regierungsdirektor im Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen, Rudolf Gerlach, auf einem Versicherungsforum in Bonn gesprochen. Was in Ostdeutschland geschehe, das übertreffe selbst Schlagzeilen in der westlichen Presse, in denen von Goldgräbermentalität, Raubrittertum und vom Wilden Ostern die Rede ist. Verbraucher würden vielfach mit Billigung oder auch mithilfe westdeutscher Versicherungsgesellschaften in die Irre geführt. Der Aufsichtsbeamte listete Verfehlungen auf: Verbraucher in den neuen Bundesländern würden unter Vortäuschung falscher Tatsachen mit Lebens- und
Unfallversicherungen vollgepumpt.
Ohne hinreichende Ausbildung werden Interessenten auf Kundenfang geschickt, und zwar in der eigenen Familie, bei Freunden und Bekannten. Nachdem sie auf diese Weise ihr Umfeld abgegrast haben, würden sie von der Vermittlungsgesellschaft gnadenlos fallen gelassen. Die beschriebenen Methoden der Ausnutzung persönlicher Beziehungen sind im Grunde bei allen Vertriebsorganisationen dieselben, deren Firmennamen nie auf Versicherungen hinweisen. Auch in den Angeboten taucht das Wort Versicherung nur selten auf. Da ist vielmehr von Beratung, Versorgungsanalysen, großer Kapitalbildung, Jugendschutzbriefen, Programm mietfreies Wohnen, Vorsorge, Wünsche-Erfüllungs-Programm, tollen Geldanlagen, Steuernsparen und vielem anderen die Rede.
Mit Hochglanzprospekten werden die Sehnsüchte der Abschlussopfer nach Geld, Auto, Urlaub und Wohneigentum geweckt. Da werden umfangreiche Versorgungsanalysen erstellt. Auf raffinierte Art und Weise wird die Kapital- oder fondsgebundene Lebensversicherung als Problemlösung zur Erfüllung aller Träume angeboten oder – als der neue Renner – die private Rentenversicherung. Da wird mit ständigen Geldauszahlungen gelockt. Der Hausbau oder Erwerb von Wohneigentum soll mit der Kapital-Lebensversicherung kein Problem und viel günstiger sein. Mit Zertifikaten wird ein späteres Darlehen für den Hausbau oder -kauf in Aussicht gestellt. Das Zertifikat ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist.
Außerdem ist es nicht sinnvoll, bei einer Finanzierung von Wohneigentum, das man selbst nutzen will, die Tilgung über eine Lebensversicherung mit einer Rendite anzusparen, die niedriger ist als der zu zahlende Darlehenszins. Da wird irreführend bis betrügerisch beraten und gerechnet. Die Drücker machen großartige Gutachten oder gewaltige Zeichnungen mit riesigen Zahlen. Naive glauben, sich mit einem 100-Euro-Schein einen 500-Euro-Schein kaufen zu können, oder dass sie bei monatlichen Zahlungen von 100 Euro in 30 Jahren aus einer Versicherung mehr als eine Million Euro zurückerhalten.