Sie machten ihren größten Schuldner zu ihrem Oberaufseher
Statt sich unternehmerisch anzustrengen, sucht man seinen Vorteil am wirksamsten durch Einflussnahme auf die Entstehung und Praktizierung staatlicher Regelungen.
Deregulierungskommission
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ging es für die räuberischen Versicherungs-Aktiengesellschaften darum, ihr Gewinnparadies zu erhalten. Sie gingen dabei taktisch klug vor, kauften sich Politiker und Wissenschaftler ein und machten die Regierung durch Kredite gefügig und von sich abhängig. Alles mit dem ihnen anvertrauten Geld der Versicherten! Dem Gesetzgeber brachten sie dann bei, dass man zur Beseitigung der aufgetretenen Missstände nicht gleich gesetzliche Regelungen für den Versicherungsvertrag brauche, sondern dass eine staatliche Aufsicht völlig ausreiche. So machten die kritisierten Gesellschaften den Staat, ihren größten Schuldner, zu ihrem Oberaufseher. Das Raffinierte an diesem Schachzug war, dass keiner merkte, dass Staat und Gesetzgeber damit die eigentlich rechtswidrige und betrügerische Arbeitsweise der Versicherungs-Aktiengesellschaften als legal absegneten, worauf sich die Gesellschaften und ihre Vertreter noch heute immer wieder berufen.
Einige Jahre nach Schaffung der staatlichen Versicherungsaufsicht hatte die Branchenlobby den Gesetzgeber dann auch so weit, dass dieser ein Gesetz über den Versicherungsvertrag schuf, nach dem die Aktiengesellschaften ihr staatlich beaufsichtigtes Geschäft mit der ungeteilten Prämie weiter betreiben konnten, sodass die Aktionäre die Beitragsüberschüsse und Erträge aus Spargeldern der Versicherten nunmehr völlig legal als Gewinn einstecken konnten. Denn eine Regelung der Fragen, was Versicherung eigentlich ist und wem die von den Versicherten bereitgestellten Beiträge und Spargelder letztlich gehören, wurde im Gesetz tunlichst vermieden.