Den Versicherungsmanagern ist natürlich bekannt, dass die Bundesbürger in Sachen Versicherung unwissend, misstrauisch und passiv eingestellt sind. Ungeregeltheiten und Intransparenz sowie Unwissenheit, Misstrauen, Resignation und Passivität der Verbraucher sind aber die erforderliche Geschäftsgrundlage von Aktiengesellschaften, die Versicherung gegen Zahlung einer ungeteilten Prämie verkaufen wollen. Nur Unwissende kann man mit großen Versprechungen betrügen. Nur bei Unwissenden kann man anbieten, was nichts taugt und viel zu teuer ist, also nicht bedarfsgerechte und völlig überteuerte Versicherungen. Nur Unwissende – wie die meisten Versicherten – erkennen ihr Leben lang nicht, welch miserablen Versicherungsschutz und welche finanziellen Verluste sie sich eingehandelt haben, denn bei Versicherungen gibt es keinen Leistungsaustausch wie beim Kauf von Waren.
Wert und Qualität von Versicherungsschutz sind nicht nachprüfbar- eine Tatsache, die den oft lebenslänglichen legalen Betrug ahnungsloser Bürger überhaupt ermöglicht.
Natürlich könnten die Gesellschaften und Vertreter über Versicherung informieren. Natürlich könnten auch Aktiengesellschaften transparente und bedarfsgerechte Angebote entwickeln. Nur die Frage, ob sie das wollen, wurde schon vor 100 Jahren mit Nein beantwortet, als sie selbst die Ungeregeltheiten und die Intransparenz im Versicherungswesen herbeigeführt haben, um – unbemerkt und ungestört – durch den Missbrauch und die Veruntreuung von Versichertengeld ungerechtfertigte Gewinne zu erzielen.
So hat auch Professor Alfred Manes den Versicherungsunternehmen vorgeworfen, dass sie versuchen, das selbstständige Denken, die Einsichts- und Entschlussfähigkeit des Verbrauchers möglichst auszuschalten. Andere Wissenschaftler sprechen von einer verwehrten Rationalität, deren Folge der Schweizer Professor Großmann beschreibt: Der Versicherungskunde tappt fast völlig im Dunkeln. Der Erfolg der Strategien und Geschäfte von Versicherungs-Aktiengesellschaften und ihrer Vertreter steht und fällt also mit dem Wissen der Bürger und auch der in unserem Lande Verantwortlichen um die tatsächlichen Vorgänge in diesem Bereich. Und so wird alles, was mit Versicherung zusammenhängt, zu einem reinen Informationskampf, wobei Geld eine große Rolle spielt.
Man denke an Parteien- und Politiker-Spenden, an bestellte Gutachten und die mehreren hundert Millionen Euro der Versicherungsbranche für Werbung und Anzeigen in Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen. Die größte Ironie ist, dass die gewaltige Lobby und Propaganda der Versicherungsgesellschaften mit dem Geld der Versicherten bezahlt wird. – Fair ist dieser Informationskampf also nicht. Welcher Dieb wird dem Bestohlenen schon ein paar Cents zurückgeben, damit er die Polizei rufen kann?
Totale Gewinn- statt Bedarfsorientierung bei der Entwicklung von Angeboten
Versicherungs-Aktiengesellschaften ernten noch heute – ungehindert – die Früchte ihrer hundertjährigen Lobbyarbeit. Sie können unbemerkt Versichertenmilliarden weitgehend beliebig missbrauchen, verschwenden, veruntreuen und verschwinden lassen. Unter solch paradiesischen Zuständen ist es verständlich und natürlich, dass die Vorstände von Aktiengesellschaften auch nicht daran interessiert sind, bedarfsgerechte Versicherungsangebote zu entwickeln, sondern solche, die viel Spielgeld in die Kasse bringen, über das sie langfristig und weitgehend beliebig verfügen können.
Gewinnträchtig sind vor allem Lebens-, Renten- und Prämienrückgewähr-Versicherungen mit ihren vermengten Sparvorgängen. Bis Anfang der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts haben deutsche Versicherungsunternehmen Risiko-Lebensversicherungen ohne Sparvorgang überhaupt nicht angeboten, die bei gleichen Versicherungsleistungen im Normalfall – im Vergleich zu Kapital-Lebensversicherungen – nur etwa fünf Prozent an Prämie erfordern. Und bei allen anderen Versicherungen gilt: je höher die Prämie, desto höher die Überschüsse und Gewinne.
So haben Versicherungs-Aktiengesellschaften vorrangig schlechte und viel zu teure Angebote entwickelt. Absatzprobleme solcher Mogelpackungen kennen die großen Versicherungs-Aktiengesellschaften nicht. Sie haben Intransparenz und eine entsprechende Unwissenheit der Verbraucher selbst verursacht, können also davon ausgehen, dass die Verbraucher nicht merken, wie schlecht und teuer die angebotenen Versicherungen sind, wie sehr sie unter dem Deckmantel Versicherung betrogen werden.