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Versicherungstest, welche Versicherungen genau brauchen die Sie als Verbraucher Teil I

Es gibt eine ganze Reihe von Versicherungen, die kein vernünftiger Mensch braucht. Ganz einfach deshalb, weil das Risiko überschaubar und die zu erwartenden Schäden nicht existenzgefährdend sind. Andere Versicherungen heißen Pflichtversicherung, wie etwa die Haftpflichtversicherung, dabei hat aber niemand die Pflicht, sie abzuschließen – obwohl die Haftpflichtversicherung dringend zu empfehlen ist. Oft werden Versicherungen auch aus Tradition von Eltern übernommen, andere in jungen Jahren hastig en bloc abgeschlossen. So stellt sich dann im Laufe der Zeit jeder einmal die Frage: Welche Versicherung brauche ich überhaupt? Und wenn diese Entscheidung getroffen ist: Welche Versicherungsgesellschaft ist denn wirklich vertrauenswürdig, günstig und im Schadensfall auch zahlungswillig?

Das auf jeden Fall Notwendige sollte immer versichert werden, denn es gibt durchaus Risiken, die ihre komplette Existenz bedrohen können. Ein Haus etwa ohne Brandschutzversicherung stellt einen solchen Fall dar oder auch ein Leben ohne Privathaftpflichtversicherung. Solche unkalkulierbaren Risiken sollten Sie unbedingt absichern – dazu gehören auch alle möglichen Haftungsrisiken, das Risiko einer plötzlichen Berufsunfähigkeit oder eines unvorhersehbaren Unfalls. Weil sich solche Risiken eben nicht ausschließen und in ihrer Dimension auch nicht berechnen lassen, sollten Sie mit einer entsprechenden Versicherung Vorsorge treffen.

Bei durchaus kalkulierbaren Risiken wird der Schaden überschaubar. Wenn sie beispielsweise einen Koffer mit in den Urlaub nehmen, dessen Inhalt gerade mal 600 Euro wert ist, ist das Verlust- oder Diebstahlsrisiko überschaubar und kalkulierbar. Ein weiteres Beispiel ist etwa die Teil- oder Voll- kasko-Versicherung für Ihr Auto: Wenn der Restwert Ihres 10 Jahre alten Wagens nur noch 2000 Euro beträgt, ist eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung für 1 000 Euro pro Jahr schon längst nicht mehr sinnvoll.

Die Prämienzahlungen einzelner teurer Versicherungen sind für sich genommen über das Jahr verteilt noch erträglich. Doch die Mehrausgaben aller Verträge zusammen können sich über Jahrzehnte zu einer deutlichen Finanzeinbuße summieren. Wer an teuren Versicherungen festhält, sorgt für viel Geld – bei seinen Versicherungsunternehmen. Auch unüberlegte oder häufige Wechsel sind da keine Lösung: Ihr Versicherungsagent verdient an jedem Abschluss, und seine Provision zahlen Sie als Verbraucher immer mit.

123Versicherung Ratgeber Tipp
Achten Sie beim Abschluss von Versicherungen stets auf die Leistung und den Preis, denn bei gleichen Leistungen und Bedingungen haben die Versicherungen oft erhebliche Preisunterschiede. So vermeiden Sie spätere Versicherungswechsel.

Ihr persönlicher Versicherungsschutz
Für den bestmöglichen Versicherungsschutz gibt es kein einheitliches Patentrezept. Am besten sollten Sie je nach Lebensabschnitt und Lebenssituation zwischen eher notwendigen Verträgen und den eher weniger empfehlenswerten unterscheiden. Dann müssen Sie ganz persönlich nach den unterschiedlichen Lebensumständen kalkulieren und bewerten: Schauen Sie zuallererst auf das Alter, den Familienstand und den Beruf. Weiter wichtig sind dann die Wohnumstände: Sind Sie Vermieter, Mieter oder Hausbesitzer? Aber auch das Einkommen, die eigene Gesundheit, eventuell gefährliche Hobbys, häufige Auslandsreisen oder die Anzahl der Autos sind wichtig. Zwei Versicherungen sollten beziehungsweise müssen Sie aber auf jeden Fall haben: eine Haftpflichtversicherung und eine Krankenversicherung. Auf diese und auch auf weitere empfehlenswerte Versicherungen gehen wir nach dem folgenden Versicherungscheck noch genauer ein.

Der schnelle Versicherungscheck
Welche Versicherungen Sie tatsächlich brauchen, muss je nach Beruf, Lebenssituation oder Themenbereich individuell abgestimmt werden. Auf den folgenden Seiten finden Sie dazu die entsprechenden Artikel. Dabei gibt es natürlich Überschneidungen. Die meisten von uns gehören daher gleichzeitig mehreren Kategorien an (etwa Mieter und Berufsanfänger). Vorab finden Sie aber noch eine kurze, allgemeine Übersicht der wichtigen und weniger wichtigen Versicherungen.

Wichtige oder sinnvolle Versicherungen

VersicherungWichtig für wen?
Krankenversicherungunabdingbar für jeden
Pflegeversicherunggesetzlich vorgeschrieben
Kfz-Haftpflichtversicherunggesetzlich vorgeschrieben
Haftpflichtversicherungsehr wichtig für jeden
Berufsunfähigkeitsversicherungsehr wichtig für alle Berufstätigen
Wohngebäudeversicherungsehr wichtig für Hausbesitzer
Hausratversicherungwichtig für Wohnungsinhaber
Risikolebensversicherungwichtig für Paare, vor allem mit Kindern
Unfall- und Kinderunfall­versicherungwichtig für alle Erwachsenen und Kinder
Teilkasko-Versicherungsinnvoll für mittelalte Autos
Vollkasko-Versicherungnur für Neufahrzeuge sinnvoll
Versicherung für Bauvorhabenvon Fall zu Fall wichtig

 

 

Weniger wichtige Versicherungen

VersicherungWichtigkeit bzw. Alternative
Kapitallebensversicherungnicht zu empfehlen; besser Versicherung und Geldanlage trennen und Familienversorgung über Risikolebensversicherung,
Ausbildungs- oder Aussteuer­versicherungnicht zu empfehlen; besser eine Risikolebensversicherung und eigene Geldanlage
Sterbegeldversicherungnicht zu empfehlen; besser das Geld selbst anlegen

Ein Muss: Haftpflichtversicherung
Es ist immer wieder überraschend, dass nur jeder dritte Deutsche eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Diese wichtigste aller Versicherungen ist mit 50 oder 60 Euro im Jahr für jeden zu bezahlen und deckt unachtsam verursachte Schäden ab. Wer beispielsweise im Privatleben Schäden an Sachen oder Personen auslöst, der muss nicht nur für die Arzt- und Krankenhauskosten der beteiligten Personen aufkommen, sondern unter Umständen auch noch für bleibende Schäden zahlen, Schmerzensgeld entrichten oder sogar ein Leben lang für Pflegepersonal oder rollstuhlgerechte Einbauten aufkommen. Denn das Bürgerliche Gesetzbuch legt in § 823 für alle Bürger buchstäblich fest: Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. Und insbesondere bei Personenschäden kann das weitreichende finanzielle Folgen haben.

Pflicht: Krankenversicherung
Als abhängig Beschäftigter sind Sie in Deutschland pflichtversichert. Wer selbstständig und daher pflichtversicherungsfrei ist, sollte sich auf jeden Fall privat krankenversichern. Denn wer kann schon in die Zukunft schauen und die eigenen Krankheiten voraussehen? Aber auch als Pflichtversicherter können Sie die Leistungen einer privaten Krankenversicherung als Zusatzversicherung in Anspruch zu nehmen.

Zusatzversicherungen
Seit 2004 dürfen gesetzliche Krankenkassen Zusatzversicherungen anbieten. Oft kooperieren sie dabei mit privaten Versicherungsunternehmen. Die Gruppenangebote der Kassen sind meist günstiger als die der privaten Konkurrenz. Eine Aufstockung der Leistungen durch eine private Zusatzversicherung ist grundsätzlich in allen Teilbereichen der gesetzlichen Krankenversicherung möglich. Ob und im welchem Umfang zusätzliche Absicherungen nötig sind, hängt in erster Linie von den Bedürfnissen jedes Einzelnen ab. Die zu zahlende Prämie ist wiederum abhängig von Eintrittsalter, Geschlecht, Leistungen und Gesundheitszustand.

Grundsätzlich können Sie alle Leistungen, die die privaten Versicherungsunternehmen anbieten, auch über Ihre gesetzliche Kasse abschließen. Im Wesentlichen sind das:
• ambulante Heilbehandlung,
• stationäre Heilbehandlung,
• Zahnzusatzversicherung,
• Heilpraktikerleistungen,
• Auslandskrankenversicherung,
• Kurkostenhilfe,
• Krankenhaustagegeld,
• Krankentagegeld,
• Pflegezusatzversicherung.

Vor allem die Zusatzleistungen im ambulanten und stationären Bereich werden dazugekauft. Diese Zusatzleistungen sind im ambulanten Bereich zum Beispiel:
• Arztbehandlung (ärztliche Beratungen, Hausbesuche, Untersuchungen, ambulante Operationen, Vorsorgeuntersuchungen, Sonderleistungen),
• psychotherapeutische Behandlungen (oft nur beschränkt versicherbar),
• Heilpraktikerbehandlung,
• Leistungen von Hebammen und Entbindungshelfern,
• Schutzimpfungen (für Auslandsaufenthalte nicht vorgesehen, aber im Rahmen einer Vollabsicherung mit Angeboten),
• Arzneimittel (alle Medikamente, die aus der Apotheke bezogen und ärztlich verordnet sind),
• Heilmittel (Mittel, die der Anwendung der physikalischen Medizin dienen wie Bäder, Bestrahlungen, Krankengymnastik),
• Hilfsmittel (bei körperlichen Behinderungen, zum Beispiel Brillen, Hörgeräte, Krankenfahrstühle),
• Krankentransporte (zum Beispiel der Transport zum nächstgelegenen Arzt, aber maximal 100 Kilometer),
• Sehhilfen (nach Vorleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung können sie bis zu 100 Prozent mitversichert werden).

Die Zusatzversicherungen der gesetzlichen Krankenkassen sind häufig günstiger als die der privaten Versicherer. Wir haben zwei Angebote – über eine stationäre Zusatzversicherung und einen Krankenhaustarif – von gesetzlichen Kassen und Privatversicherern herausgesucht, die zeigen, wie sehr sie sich unterscheiden, obwohl sie Partner sind:

Beispiel
Stationäre Zusatzversicherung: Hier kooperiert beispielsweise die Barmer Ersatzkasse (BEK) mit der HUK Coburg. Die monatlichen Kosten für einen Mann (30 Jahre) betragen bei der BEK 23,46 Euro und für einen 50-Jährigen 45,60 Euro. Der vergleichbare Tarif bei der HUK ist teurer: Die monatlichen Kosten für einen 30-Jährigen belaufen sich auf 25,03 Euro und für einen 50-Jährigen auf 47,92 Euro.

Krankenhaustarif: Bei der DAK kostet der monatliche Tarif für eine 30-jährige Frau 31,40 Euro (für 50-Jährige: 52,16 Euro). Der Partner hier ist die HanseMerkur Krankenversicherung. Bei ihr betragen die monatlichen Kosten (PS2G Tarif) für eine Frau (30 Jahre) 35,43 Euro beziehungsweise 56,19 Euro für 50-Jährige. Hier lassen sich im Jahr durch den Gruppentarif der DAK rund 48 Euro sparen.

Der Versicherte hat bei einer Heilbehandlung die freie Wahl zwischen öffentlichen oder privaten Krankenhäusern. Die Krankenhäuser müssen unter ärztlicher Leitung stehen, über diagnostische und therapeutische Möglichkeiten verfügen und Krankengeschichten führen. Falls eine Behandlung in einer gemischten Anstalt ansteht, muss der Versicherer eine schriftliche Kostenübernahme abgeben.

Ja: Hausratversicherung
Ihre Wohnung oder Ihr Haus stehen hoffentlich nicht leer. Ihre Möbel und sonstigen Einrichtungsgegenstände lassen sich gegen Feuer, Einbruchdiebstahl, Vandalismus, Leitungswasser, Sturm und Hagel versichern. Und auch gegen Elementarschäden wie Erdbeben, Erdrutsch oder Überschwemmungen gibt es Tarife. Sie sollten dies nutzen – vor allem, wenn Sie teure Möbel oder Wertgegenstände besitzen.

Sinnvoll: Berufsunfähigkeitsversicherung
Seit dem Jahr 2001 ist die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente abgeschafft. Die Rentenzahlungen beschränken sich seither auf eine sogenannte Erwerbsminderungsrente. Wer hier nicht auf einen großen Teil seines Einkommens verzichten möchte beziehungsweise den Gang zum Sozialamt meiden will, der sollte sich privat absichern. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung sind in erster Linie die Versicherungsbedingungen entscheidend. Man sollte nicht zu sehr auf den einzelnen Euro achten, da sich die Bedingungen der einzelnen Gesellschaften wirklich gravierend unterscheiden. Hier den falschen Anbieter zu wählen, kann fatale Folgen haben.

Wichtig für die Freizeit: Unfallversicherung
Bleibende Schäden nach einem schweren Unfall bedeuten oft hohe Kosten, etwa beim behindertengerechten Umbau der Wohnung oder des Autos. Die gesetzliche Unfallversicherung leistet jedoch nur dann, wenn es sich um einen Arbeitsunfall handelt – aber die meisten Unfälle geschehen in der Freizeit. Kurz: Beim Betriebssport sind Sie gesetzlich versichert, beim privaten Joggen im Waid nicht. Die gesetzliche Rentenversicherung hingegen leistet erst, wenn Sie für mindestens 60 Monate und davon 36 Monate ununterbrochen Beiträge eingezahlt haben. Eine private Unfallversicherung ist deshalb zu empfehlen. Sichern Sie sich aber bitte nur für den Invaliditätsfall ab! Zusätzliche Leistungen für kosmetische Operationen oder ein Krankenhaustagegeld kosten nur Geld und sind nicht erforderlich.

Die Unfallversicherung ist aber vor allem für alle nicht Berufstätigen wichtig, wie Schüler außerhalb der Schule, Hausfrauen und insbesondere Kinder außerhalb des Kindergartens. Aber auch Berufstätige, die wegen ihres Berufes oder infolge bereits bestehender gesundheitlicher Beeinträchtigungen nur schwierig oder gar nicht eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können, erhalten durch eine Unfallversicherung wenigstens einen gewissen Schutz. Eine private Unfallversicherung gilt weltweit.

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