Einfacher Wirtschaftskreislauf
Der einfache Wirtschaftskreislauf stellt den Zusammenhang zwischen Produktion und Konsum von Wirtschaftsgütern dar.
✓ Produktion (Leistungserstellung)
Durch planmäßigen Einsatz von Arbeit und sachlichen Mitteln werden laufend Wirtschaftsgüter erzeugt, die mittelbar oder unmittelbar der Bedarfsdeckung dienen. Dieser Produktionsprozess vollzieht sich in Stufen von der Rohstoff- und Energiegewinnung bis zur Bereitstellung der Güter in Einzelhandels- oder sonstigen Dienstleistungsunternehmungen. Unternehmungen treten auf den Märkten als Nachfrager nach Arbeitsleistungen und sachlichen Mitteln auf, die sie zur Erstellung von Gütern benötigen. Sie finanzieren sich vornehmlich aus den Verkaufserlösen.
✓ Konsum (Leistungsverwendung)
Die von den Unternehmungen produzierten Güter werden mittelbar oder unmittelbar zur Bedarfsdeckung verwendet. Unmittelbare Bedarfsdeckung vollzieht sich vornehmlich in Haushalten. Haushalte treten daher auf den Märkten vorwiegend als Nachfrager nach Konsumgütern auf. Sie finanzieren die Deckung ihres Bedarfs hauptsächlich aus Geldeinkommen, die sie durch die Bereitstellung von Arbeitsleistungen und sachlichen Mitteln zur Leistungserstellung bezogen haben.
Im Modell des einfachen Wirtschaftskreislaufs spielen sich die Wirtschaftsbeziehungen auf den Märkten der Produktionsfaktoren (Arbeits-, Betriebsmittel-, Rohstoff-, Dienstleistungsmarkt) und auf Konsumgütermärkten ab. Gezeigt wird eine Wirtschaft, in der die privaten Haushalte ihr gesamtes Einkommen konsumieren. Eine Wirtschaft aber, die nur Konsumgüter erzeugt und die alles konsumiert, was sie produziert, kann nicht wachsen, sie ist stationär (auf der Stelle stehend).
► Erweiterter Wirtschaftskreislauf
Eine stationäre Wirtschaft ist nicht wünschenswert; eine Wirtschaft soll von Jahr zu Jahr mehr Güter erzeugen. Zu diesem Zweck müssen neue Produktionsanlagen geschaffen und die vorhandenen erweitert werden. Eine wachsende Wirtschaft schreitet fort, sie ist evolutorisch (sich weiter entwickelnd).
Die Vergrößerung und Verbesserung des Produktionsapparates setzt voraus, dass die Konsumenten nicht alles erworbene Geld konsumieren, sondern einen Teil davon sparen, d.h. Kapital bilden, das dann in den Unternehmungen investiert wird. Das Wort investire ist spätlateinisch und bedeutet so viel wie einkleiden. Der Unternehmer kleidet gewissermaßen gespartes Geld in Güter ein, die dann Mittel oder Gegenstand der Produktion sind. Als Sammelstellen für gespartes Kapital kommen die Kapitalsammelstellen (Banken, Versicherungen und Bausparkassen) zum Wirtschaftskreislauf hinzu. Unternehmungen und Haushalte stehen außerdem in wirtschaftlichen Beziehungen mit den öffentlichen Gemeinwesen (Bund, Länder, Gemeinden), kurz als Staat bezeichnet. Die Unternehmungen führen die wirtschaftlichen Beziehungen zum Ausland als Außenhandelspartner.
✓ Beziehungen zwischen privaten Haushalten und Unternehmungen
• Private Haushalte stellen den Unternehmungen die Produktionsfaktoren Arbeit, Natur (Boden) und Kapital zur Verfügung. Sie beziehen dafür private Einkommen in Form von Lohn und Gehalt, Miete und Pacht, Zins und Gewinn.
• In den Unternehmungen werden durch den Einsatz der Produktionsfaktoren Güter in Form von Sachgütern und Dienstleistungen erstellt. Die privaten Haushalte decken ihren Bedarf durch Kauf dieser Güter; sie müssen dafür den größeren Teil der bezogenen Einkommen verwenden. Dieser wird aus der Sicht der Haushalte zu Entgelten für erworbene Güter, aus der Sicht der Unternehmungen zu Erlösen für abgesetzte Leistungen.
• Beziehungen zwischen den inländischen Wirtschaftseinheiten und der Kapitalsammelstelle
✓ Private Haushalte verwenden ihre Einkommen nicht in voller Höhe für den Konsum. Sie führen einen Teil als Ersparnisse der Kapitalsammelstelle zu. Dafür erhalten sie Einkommen in Form von Zinsen. Auch Unternehmen und Staat können liquide Mittel anlegen.
✓ Die Kapitalsammelstellen leiten die gesamten Ersparnisse als Geldkapital in Form von Krediten oder Beteiligungen an Unternehmungen und auch an den Staat weiter, welche damit Investitionsgüter, insbesondere neue Produktionsanlagen oder z.B. öffentliche Einrichtungen finanzieren. Die Kapitalsammelstellen beanspruchen für die Bereitstellung von Geldkapital Entgelte in Form von Zinsen oder Gewinn.
Beziehungen zwischen privaten Haushalten und öffentlichen Gemeinwesen (Staat)
✓ Private Haushalte stellen auch den öffentlichen Gemeinwesen (Staat) Produktions-faktoren, insbesondere Arbeit im öffentlichen Dienst und Kapital, zur Verfügung. Sie empfangen dafür Einkommen in Form von Lohn oder Gehalt und Zins.
✓ Bei den öffentlichen Gemeinwesen werden durch den Einsatz dieser Arbeits- und Kapitalleistungen Güter in Form öffentlicher Dienstleistungen produziert, welche der kollektiven Bedarfsdeckung der Haushalte dienen. Diese müssen deshalb einen Teil ihrer Einkommen in Form von Steuern an die öffentlichen Gemeinwesen abführen.
• Beziehungen zwischen Unternehmungen und öffentlichen Gemeinwesen (Staat)
✓ Die Gemeinwesen stellen den Unternehmungen wie den privaten Haushalten Güter, hauptsächlich in Form von Dienstleistungen, zur Verfügung. Die Unternehmungen müssen deshalb Teile ihrer Erlöse in Form von Steuern an die öffentlichen Gemeinwesen abführen.
✓ Zur Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben benötigen die Gemeinwesen jedoch auch Güter in Form von Sachgütern und Dienstleistungen, die von den Unternehmungen produziert werden. Für die Verwendung dieser Güter müssen auch die Gemeinwesen die vereinbarten Entgelte entrichten, welche den Unternehmungen als Erlöse zufließen.
*Beziehungen zwischen Inland und Ausland
• Inländische Wirtschaftseinheiten exportieren Güter in Form von Sachgütern und Dienstleistungen ins Ausland. Für diese Güter müssen die ausländischen Verwender Entgelte bezahlen, welche sich als Exporterlöse auf der Einnahmenseite der inländischen Zahlungsbilanz niederschlagen.
• Inländische Wirtschaftseinheiten importieren aber auch Güter aus dem Ausland und müssen dafür Entgeltzahlungen leisten, welche auf der Ausgabenseite der inländischen Zahlungsbilanz verzeichnet werden.
Rechnet man die Güterströme in beiden Richtungen gegeneinander auf, ergibt sich als Außenbeitrag entweder
✓ Ein Exportüberschuss, welcher durch einen Gold- oder Devisenzufluss
ausgeglichen wird, oder
✓ Ein Importüberschuss, der insgesamt einen Gold- oder Devisenabfluss
bewirkt.
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Die Gesamtheit aller privaten Haushalte, der Unternehmenssektor, der Bankenapparat und der gesamte Bereich der öffentlichen Gemeinwesen einer Volkswirtschaft sowie der ausländischen Volkswirtschaften sind also fortwährend durch gegenseitigen Austausch in Form von Gütern und Geld miteinander verbunden. Deshalb durchströmt die Volkswirtschaft unentwegt
• Ein realer Strom von Sachgütern und Dienstleistungen, dem in gegenläufiger Richtung
• Ein monetärer Strom von Geldeinkommen und Erlösen entspricht.
Jedem einzelnen realen Güterumsatz entspricht ein monetärer Geldumsatz in gleicher Höhe. Deshalb genügt es, die gegenläufigen Ströme nur einmal, und zwar in Geld, zu messen. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, stellt die Ströme des Wirtschaftskreislaufs einer Volkswirtschaft in seiner gesamten Größe und in seinen einzelnen Teilen statistisch dar. Sie ermöglicht
• Eine Übersicht über den Umfang und Wert der wirtschaftlichen Leistung (Gesamt-produktion eines Landes), Bruttoinlandsprodukt genannt.
• Die Berechnung des nominalen und realen Wachstums des Bruttoinlandsproduktes
• Einen Einblick in die Produktionsstruktur Deutschlands,
• Einen Überblick über die Verwendungsarten der produzierten Güter und Dienstleistungen,
• Eine Darstellung der Einkommensverteilung auf die an der Produktion beteiligten gesellschaftlichen Gruppen,
• Einen Vergleich mit anderen Volkswirtschaften.