Top-Priorität schon in jungen Jahren
Die private Altersvorsorge ist unverzichtbar und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Denn die staatliche Rente wird in den kommenden Jahrzehnten deutlich reduziert werden. Beginnen Sie mit der Altersvorsorge schon in jungen Jahren. Zuerst sollten Sie aber die Existenz bedrohenden Risiken, insbesondere Berufsunfähigkeit und Schutz der Angehörigen im Todesfall, absichern (vgl. dazu Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherung).
Individuelle Strategien statt Patentlösungen
Lange Zeit galt die gesetzliche Rentenversicherung als Garant für ein ausreichendes Einkommen im Alter. Wer als Arbeitnehmer regelmäßig seine Beiträge zahlte, machte sich vielfach keine Gedanken um seine Versorgung als Rentner. Das hat sich gründlich geändert. Wer den Lebensabend ohne Geldsorgen genießen will, kommt heute an einer zusätzlichen Vorsorge nicht vorbei. Eine verwirrende Vielzahl unterschiedlicher Wege stehen zur Wahl. Sie führen mal schneller, mal langsamer, mal sicherer und mal risikoreicher zum Ziel. Und manch einer erweist sich als Sackgasse. Die Entscheidungen zur Altersvorsorge müssen daher wohlbedacht sein, denn sie haben langfristige und erhebliche Auswirkungen. Eine Patentlösung gibt es leider nicht. Letztlich muss jeder sein individuelles Paket schnüren, das von seinen ganz persönlichen Verhältnissen, seinem Einkommen und weiteren unterschiedlichen Faktoren wie den eigenen Lebensperspektiven und der Risikobereitschaft abhängt. Um einen besseren Durchblick zu erhalten, sollten Sie sich als Anleger zunächst mit den wesentlichen Strukturen der Altersvorsorge befassen und mit den Grundprinzipien der Geldanlage vertraut machen. Bereits auf dieser Basis können Sie erste strategische Entscheidungen über die Ausrichtung der Altersvorsorge treffen.
Die Altersvorsorge beruht auf verschiedenen Säulen (sog. Schichten)
Neben der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten drei weitere Formen der Altersvorsorge stärkeres Gewicht:
> die betriebliche Altersversorgung,
> die Riester- und Rürup-Rente, eine private Vorsorge mit staatlicher Förderung und
> die private Altersvorsorge ohne staatliche Unterstützung.
Je nach Form der Altersvorsorge stehen mehrere Anlagealternativen zur Auswahl. Insbesondere angeboten werden
> Sparanlagen und festverzinsliche Wertpapiere,
> Aktien,
> Investmentfonds,
> Immobilien/Bausparen und
> Versicherungen.
Diese Angebote unterscheiden sich in Bezug auf Renditechancen, die Sicherheit Ihres Gesparten, hinsichtlich der Verfügbarkeit und der steuerlichen Vorteile. Jeder Anleger muss genau abwägen, welche Aspekte für ihn besonders wichtig sind. Maßgeschneiderte Lösungen sind daher erforderlich, die Qual der Wahl bleibt Ihnen daher nicht erspart:
Altersvorsorge ist kein Versicherungs-, sondern ein Geldanlageproblem!
Erliegen Sie nicht dem verbreiteten und verhängnisvollen Irrtum, dass Altersvorsorge etwas mit Versicherung zu tun hat und nur mit einer privaten Kapitallebens- oder Rentenversicherung funktioniert. Sie sind eine unflexible Geldanlage und bringen nur eine mäßige Rendite (vgl. Kapitallebensversicherungen).
Früh übt sich – Zinseszins und Preissteigerung
Zeit oder Geld ist ein zentrales Grundprinzip bei der Geldanlage. Wer früh beginnt, kann selbst mit kleinen Beträgen erhebliche Summen ansparen. Denn bei langen Laufzeiten profitieren Sie vom Zinseszinseffekt. Wer erst mit 40 oder gar mit über 50 Jahren beginnt an den Lebensabend zu denken, muss erheblich höhere Geldmittel einsetzen, um das gleiche Resultat zu erzielen. Wer beispielsweise 3.000 Euro jährlich beiseite legt, also etwa 250 Euro monatlich, hat bei vier Prozent Zinsen nach zehn Jahren 37.500 Euro angespart, nach 30 Jahren bereits das 4,5-fache. Bei höheren Zinssätzen öffnet sich die Schere sehr viel weiter. Wer also – wie in der Vergangenheit mit guten Aktienfonds – zehn Prozent Rendite erzielt, hat nach 30 Jahren beim gleichen Sparbetrag zehn Mal mehr auf dem Konto als nach zehn Jahren.
So vermehrt sich Ihr Geld
Monatliche Sparrate 250 Euro
Zinssatz/Spardauer | 4% | 5,5% | 7% | 10% |
10 Jahre | 37.500 € | 41.000 € | 44.500 € | 52.500 € |
20 Jahre | 93.000 € | 110.500 € | 132.000 € | 189 000 € |
30 Jahre | 175.000 € | 229.000 € | 303.000 € | 543.000 € |
Kleiner Einsatz, auf Dauer große Wirkung
Für ein Kapital von 100.000 Euro müssen Sie monatlich folgende Be¬träge sparen:
Verzinsung | 4% | 5,5% | 7% | 10% |
Sparbetrag | Sparbetrag monatlich | Sparbetrag monatlich | Sparbetrag monatlich | Sparbetrag monatlich |
Spardauer | ||||
5 Jahre | 1.506 € | 1.450 € | 1.396 € | 1.295 € |
10 Jahre | 679 € | 629 € | 581 € | 496 € |
20 Jahre | 274 € | 332 € | 196€ | 138 € |
30 Jahre | 145 € | 112 € | 85 € | 48 € |
Zudem machen sich über einen längeren Zeitraum selbst kleine Zins Unterschiede deutlich bemerkbar. Schon bei 1,5 Prozent Zinsdiffe¬renz ergeben sich Unterschiede von mehreren Zehntausend Euro. Nicht unterschätzt werden darf die Wirkung der Preissteigerung. Bei einer Preissteigerung von drei Prozent kommt es in 30 Jahren zu einem Kaufkraftverlust von 47 Prozent. Ihr Gespartes ist also nur noch rund die Hälfte wert. Zwar lagen die Preissteigerungsraten in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt durchschnittlich unter zwei Prozent. Aber wer sein Geld in der letzten Zeit auf dem Sparbuch oder in einer Lebensversicherung angelegt hat, hat am Ende kaum etwas gewonnen. Denn die Renditen für diese Produkte lagen eben¬ falls in diesen Größenordnungen. Gemessen an der aktuellen Kaufkraft ist die höhere Sparsumme daher nicht mehr wert als die eigenen Einzahlungen ohne Verzinsung. Wer dagegen in Sachwerte wie Immobilien, Aktien und Aktienfonds investiert, hat gute Chancen, der Preissteigerung zu trotzen. Denn sie sind über lange Zeiträume hinweg renditestärker als Zinsanlagen. Kurzfristig kann sich das Verhältnis aber auch umkehren, wie durch die Finanzmarktkrise 2008 erneut verdeutlicht wurde.
→ Beginnen Sie möglichst frühzeitig mit der privaten Altersvorsorge. Es ist besser, regelmäßig einen kleinen Betrag zu sparen, als später eine größere Summe anzulegen. Selbst bei kleinen Beträgen profitieren Sie bei langen Laufzeiten vom Zinseszinseffekt. → Berücksichtigen Sie die Auswirkungen der Preissteigerung, zum Beispiel indem Sie den errechneten Sparbetrag um drei bis vier Prozent erhöhen.
→ Legen Sie nach Möglichkeit zumindest einen Teil der Altersvorsorge in Sachwerten wie Immobilien, Aktien und Aktienfonds an.
→ Lassen Sie sich nicht von Werbeaussagen wie hohen Bonuszahlungen oder Wertzuwachs locken. Nutzen Sie die effektive Rendite bzw. den Effektivzins beim Vergleich unterschiedlicher Angebote. Fragen Sie nach, wenn diese Angaben fehlen.
→ Achten Sie auch auf scheinbar kleine Differenzen bei der Verzinsung und bei den Kosten. Sie beeinflussen das Sparergebnis langfristig in erheblichem Ausmaß.
Das magische Dreieck – Rendite, Sicherheit., Verfügbarkeit
Die wichtigsten Eckpunkte bei einer Geldanlage sind
> Rendite,
> Sicherheit und
> Verfügbarkeit.
Außerdem muss die Besteuerung berücksichtigt werden. Auch der zeitliche Aufwand, der für die Auswahl und die Überwachung einer Anlage anfällt, kann eine Rolle spielen. Alles auf einmal gibt es nicht. In der Regel müssen Sie für eine hohe Rendite ein höheres Risiko in Kauf nehmen. Als sicherheitsbewusster Anleger müssen Sie sich umgekehrt meist mit geringeren Wertzuwächsen begnügen. Deutsche Anleger setzen nicht erst nach den sinkenden Börsenkursen der vergangenen Jahre hauptsächlich auf Sicherheit. Wie viel Risiko Sie eingehen können, hängt entscheidend von der Zeitspanne ab, die Ihnen zum Sparen bleibt. Je länger der Anlagehorizont ist, desto eher können Sie in renditestarke Anlagen mit höherem Risiko investieren. Zehn Jahre, besser mehr, sollten Sie veranschlagen, wenn Sie in Aktien oder Aktienfonds investieren wollen. Denn beim lukrativen Aktienmarkt gleichen sich die Schwankungen auf lange Zeit aus und reduzieren die Verlustwahrscheinlichkeit erheblich. Höhere Risiken können Sie auch eingehen, wenn Sie bereits über eine solide Grundabsicherung verfügen. Eine sicherheitsbetonte Variante dagegen empfiehlt sich, wenn das Ersparte in wenigen Jahren zur Verfügung stehen soll. Springen Sie auch nicht über Ihren eigenen Schatten. Wenn Sie absolut keine Risiken eingehen wollen und Ihnen schon allein der Gedanke an sinkende Aktienkurse und vorübergehende Verluste Schweißperlen auf die Stirn treibt, sollten Sie lieber zu sicheren Anlageprodukten greifen. Vielfach unterschätzt wird die Bedeutung der Verfügbarkeit, der Liquidität und Flexibilität bei der Altersvorsorge. Aber wer über viele Jahre oder gar Jahrzehnte plant, ist gut beraten, auf unterschiedliche Situationen und Veränderungen vorbereitet zu sein, sei es bei der persönlichen Lebenssituation, der eigenen Einstellung zum Anlagerisiko oder veränderten Rahmenbedingungen wie der wirtschaftlichen Entwicklung oder der Besteuerung.
Dann ist es entscheidend, wie schnell und zu welchen Kosten eine Anlage in Bargeld umgewandelt oder anderweitig investiert werden kann. Wer etwa sein Vermögen in Immobilien angelegt hat oder wer an eine langfristige Lebensoder Rentenversicherung gebunden ist, bekommt Probleme, wenn er rasch einen größeren Bargeldbetrag benötigt oder wenn sich herausstellt, dass der Ertrag weit hinter den Versprechungen herhinkt. Auch wer sich bei der Auszahlung der Rente einseitig auf monatliche Renten oder Kapitalabfindungen festgelegt hat, muss möglicherweise aufgrund veränderter Umstände wie neuer Steuerbestimmungen oder neuen Kalkulationen wegen einer höheren Lebenserwartung feststellen, dass die früher getroffene Entscheidung falsch war. Sie müssen also abwägen, ob Sie eher ein risikofreudiger oder ein sicherheitsbewusster Anleger sind und wo Ihre Bedürfnisse, Prioritäten, Vorlieben liegen. Sie müssen nicht für die gesamten Gelder und über die gesamte Anlagezeit gleich sein.
Im Gegenteil – es ist nicht ratsam, für die gesamte Altersvorsorge auf eine einzige Anlageart zu setzen und einen Bund fürs Leben einzugehen. Meist macht es die richtige Mischung, die unterschiedliche Anforderungen flexibel berücksichtigt. Zwischen einer rein sicherheitsorientierten und einer renditebetonten Strategie gibt es zahlreiche Mittelwege und Kombinationsmöglichkeiten. Wer beispielsweise bei der Grundabsicherung auf hohe Sicherheit achtet, kann bei der Zusatzvorsorge mehr Risiko eingehen mit dem Ziel höhere Erträge zu erzielen. Bei einem Teil der Anlage können Sie längerfristig planen und für eine attraktivere Verzinsung ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen. Ergänzend können Sie mit kurzfristigen Anlagen für Flexibilität und Liquidität sorgen. Wer jedoch in absehbarer Zeit einen bestimmten Betrag benötigt, etwa weil er eine größere Anschaffung oder einen Hausbau plant oder in wenigen Jahren in Rente geht, sollte in Richtung festverzinslicher Papiere gehen oder sein Vermögen rechtzeitig umschichten.
→ Setzen Sie nicht alles auf eine Karte, sondern kombinieren Sie mehrere Anlageprodukte. Eine breite Streuung des Vermögens erhöht die Ertragschancen, verringert die Risiken und erleichtert es, unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.
→ Achten Sie auf ausreichend Flexibilität, damit Sie Ihre Anlagestrategie zu einem späteren Zeitpunkt an veränderte Umstände anpassen können. Schließen Sie daher möglichst keine Verträge ab, die Sie über mehrere Jahrzehnte binden.
→ Lassen Sie sich nicht allein von der staatlichen Förderung leiten. Denn mit der Förderung müssen Sie eine Reihe von Einschränkungen bei der Produktauswahl und der Flexibilität akzeptieren. Es kann daher unter Umständen sogar sinnvoll sein, auf die Förderung (teilweise) zu verzichten und stattdessen in höherverzinsliche und dennoch flexible Anlagen zu investieren.
Weiterlesen Altersvorsorge und die richtige Strategie damit – Vergleich und Angebote Teil II