Dies ist kein Witz, sondern real existierender Kapitalismus. Sehr wenig bekannt, aber seit einiger Zeit auch in Deutschland zu erhalten, sind gebrauchte britische KLV.
Die britischen Versicherer und ihre deutschen Kollegen haben zumindest eines gemeinsam: Im Falle einer vorzeitigen Vertragskündigung wird ein relativ kleiner Rückkaufswert ausgezahlt. Auch wenn die Kosten für die Verwaltung und die Vermittlerprovisionen in GB durchschnittlich geringer ausfallen, zehren sie von der Rückkaufswertentwicklung, wobei der Abschlussbonus, der beim Einhalten der regulären Vertragslaufzeit anfallt, sehr hoch ausfallen kann (bis zu 60%). Dies öffnet den im Finanzsektor sehr innovativen Briten eine Marktlücke, den Second- hand-Markt für britische KLV. Ein Markt, von dem eigentlich jeder Beteiligte profitiert. Der bisherige Versicherte und Inhaber der Police erzielt durchschnittlich 25% mehr beim Verkauf einer Police als im Falle der Kündigung. Die Versicherung hält den Vertrag, der Vermittler erhält eine angemessene Provision, und der Käufer erwirbt einen Vertrag, der bei einer normalen Fortführung eine Rendite von 13 bis 15% verspricht. Der Vorteil für den Käufer hegt u. a. in der größeren Sicherheit der Ablaufleistung einer bereits bestehenden Versicherung. Bei einem neu abgeschlossenen Vertrag ist eine Prognose der Ablaufleistung praktisch nicht möglich. Dies resultiert aus der Struktur des Deckungsstocks der Versicherungsgesellschaft. Bei den Angaben zur Ablaufleistung dürfen britische Versicherer maximal mit einer Rendite von 10,75% hochrechnen. Garantiert sind lediglich, wie schon zuvor beschrieben, die Versicherungssumme zuzüglich den jährlich zugeteilten Jahresboni.
Wie bewertet man gebrauchte Policen?
Die Gebraucht-Policen werden nach dem Barwert der voraussichtlichen Ablaufleistung beim Vertragsende, also nach dem Ablauf der anfänglich vereinbarten Vertragslaufzeit, bewertet. Dabei wird auch das Verhältnis von Jahresboni und Schlussboni berücksichtigt. Der Schlussbonus resultiert aus der Wertsteigerung des Deckungsstocks des Versicherers. Gebraucht-Policen mit einem sehr hohen Schlussanteil werden aufgrund des höheren Risikos in der Regel niedriger bewertet.
Ein Beispiel für die Abwicklung
Aus einer Angebotsliste, die alle 14 Tage neu erscheint, kann man sich eine Police aussuchen. Die meisten Makler bieten die Möglichkeit einer Reservierung für eine Woche an. Die Zahlung wird über ein Treuhandkonto einer Bank oder eines Notars abgewickelt. Der Käufer bekommt die Police, Kontoauszüge und eine notariell bestätigte Abtretungserklärung. Ein Todesfallschutz ist mit dem Vertrag nicht verbunden. Der Käufer zahlt zwar die künftigen Prämien, versichert bleibt jedoch der Verkäufer, der jedoch keinerlei Anspruch geltend machen kann.
Ein Zahlbeispiel
Bei der Versicherungsgesellschaft XY-Life besteht ein Vertrag mit der Laufzeit von 15 Jahren. Der aktuelle Rückkaufswert beträgt 9 800,- Pfund, der Kaufpreis beläuft sich auf 13 600,- Pfund, der Jahresbeitrag beträgt 740- Pfund und die voraussichtliche Ablaufleistung circa 42 000,- Pfund.
Dies entspricht einer Rendite von etwa 15%. Risiko- los ist eine solche Anlage natürlich nicht. Neben dem Wechselkursrisiko können die Schlussgewinnanteile geringer ausfallen. In einem Insolvenzfall einer Gesell- Schaft sind durch den genannten Feuerwehr-Fonds 90% der Versicherungssumme zuzüglich der bis zu diesem Zeitpunkt angefallenen Jahresboni abgesichert.
Die britischen Rentenpläne
Ist für den Geldanleger der Todesfallschutz uninteressant, bieten einige britische Gesellschaften so genannte Rentenpläne an. Ähnlich wie bei der deutschen aufgeschobenen Leibrente kann nach einem festgelegten Anlagezeitraum eine Rente oder auch das erwirtschaftete Kapital ausgezahlt werden. Im Prinzip sind diese Rentenpläne reine Investmentfonds. Eine Anlagemöglichkeit besteht darin, seine Sparraten in einen Fonds zu investieren, der zu 100% den Deckungsstock der Versicherungsgesellschaft darstellt. Hierbei gibt es wie bei der Lebensversicherung garantierte Summen zuzüglich Jahresboni. Dieses Konzept kann durchaus als ein Investmentfonds mit garantierten Leistungen bezeichnet werden.
Durch den Wegfall der Todesfallabsicherungen geht das eingezahlte Kapital, abzüglich der Vertriebs- und Verwaltungskosten, direkt in den Rentenplan, folglich sind die Renditen höher. Je nach Laufzeit und Gesellschaften sind in der Vergangenheit Renditen von bis zu 20% pro Jahr erreicht worden! Selbst deutsche Aktienfonds träumen von einer solchen Performance. Natürlich wieder in Pfund Sterling mit dem entsprechenden Währungsrisiko. Trotzdem interessant!