Bei der Sachversicherung gilt es zunächst zwischen versicherungstechnischem und allgemeinem Ergebnis zu unterscheiden. Beim versicherungstechnischen Ergebnis werden lediglich die Verwaltungskosten und die Ausgaben für den Schadensausgleich gegen die Prämieneinnahmen verrechnet. Doch außer Prämien kassieren die Versicherer auch Zinsen aus dem Geld, das sie angelegt haben. Damit können sie die sogenannten versicherungstechnischen Verluste – also Verluste im reinen Risikogeschäft – ausgleichen. Bei Kompositversicherern (Sachversicherern) ist die Gewinn-und-Verlust- Rechnung nach den wesentlichen Zweigen (Sparten) zu gliedern. Grund dafür ist die Vorschrift der Spartentrennung: Längerfristige Quersubventionierungen sind nicht erwünscht. Die wichtigsten Kennzahlen der versicherungstechnischen Gewinn-und-Verlust-Rechnung:
Prämieneinnahmen. Sie sind die Kennziffer für die Größe des Unternehmens und werden gelegentlich auch Umsatz genannt. Ihr Wachstum sagt etwas über den Vertriebserfolg, kann aber auch auf Prämienerhöhungen zurückzuführen sein. Die an die Rückversicherer weitergegebenen Prämienanteile lassen die versicherungstechnische Selbständigkeit des Unternehmens erkennen, also inwieweit es seine Risiken selbst trägt. Die Einbeziehung der Rückversicherung stellt für Nichtexperten eine große Schwierigkeit dar: Der Erstversicherer rückversichert Teile seines Versicherungsbestandes (passive Rückversicherung). Dadurch soll das versicherungstechnische Risiko wegen des unvollkommenen Risikoausgleichs im Kollektiv reduziert werden. Je nach Ausgestaltung des Rückversicherungsvertrages ist der Rückversicherer an Erträgen und Aufwendungen des Erstversicherers beteiligt. Die jeweiligen Größen vor Abzug des Rückversichereranteils werden Bruttogrößen genannt, nach Abzug des Rückversichereranteils Nettogrößen oder verdiente Beiträge für eigene Rechnung. Die Selbstbehaltquote drückt die Nettobeiträge in Prozent der Bruttobeiträge aus. Der Posten Beiträge für Rückversicherung ist einer der großen Verschiebebahnhöfe von Gewinnen in der Versicherungsbilanz. Fast alle Konzerne haben eine eigene Rückversicherungsgesellschaft, auf die sie durch zu groß angelegte Rückversicherungsverträge zu hohen Kosten Gewinne verlagern können. Die Rückversicherer unterliegen nicht mehr der staatlichen Aufsicht. Die Rückversicherung lohnt sich für die Unternehmen vor allem, wenn die Prämienüberschüsse an die Versicherten zurückerstattet werden müssen, also in der Lebens- und Krankenversicherung. Der Trick ist ein Quotenvertrag mit dem eigenen Rückversicherer, der sich mit einer bestimmten Quote am Verlauf des Geschäftes beteiligt, also auch an den Überschüssen. Das Ergebnis der Rückversicherer findet sich in der tabellarischen Erläuterung zum Rechnungsabschluss.
Aufwendungen für Versicherungsfälle. Hier stehen bezahlte und für spätere Zahlungen zurückgestellte Beträge für Schadenfälle des Geschäftsjahres. Das Problem der Aufwendungen für Schadenfälle ist, dass sich die tatsächlich aufgewendeten Versicherungsleistungen damit nicht feststellen lassen. Der Grund: Die Schadenzahlungen an die Versicherten werden mit den Schadenregulierungskosten und der Dotierung der Schadenreserven vermischt.
Versicherungstechnisches Ergebnis. Von den Beiträgen minus der Rückversicherung werden nun die Aufwendungen für Versicherungsfälle, die Erhöhung der versicherungstechnischen Rückstellungen und Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb abgezogen. Das so erhaltene versicherungstechnische Ergebnis erfasst die Erträge und Aufwendungen des eigentlichen Versicherungsgeschäftes. Zusätzlich können Rückstellungen aufgelöst oder gebildet werden. Die größten Pufferposten sind die versicherungstechnischen Rückstellungen und die Schwankungsrückstellungen. Die versicherungstechnischen Rückstellungen – auch Schadenreserven genannt – sind Reserven für noch nicht abgewickelte Schadenfälle. Dieser Posten ist vor allem in der Industrie-, Kraftfahrzeug- und Haftpflichtversicherung groß, da hier die Schadenregulierung kompliziert und langwierig ist. Die Schwankungsrückstellungen müssen auf Anordnung der Versicherungsaufsicht gebildet werden und dienen zum Ausgleich von Schwankungen im Schadenverlauf. Beide Positionen werden kräftig dotiert: Sie bringen gute Kapitalerträge und sind stille Reserven. Die Verwaltungskosten teilen sich in Zahlungen an die Vertreter und sonstige Kosten, worunter die Kosten des Innenapparates zu verstehen sind. Der Beitrag der Rückversicherer zu den Kosten wird abgezogen. An den Verwaltungskosten ist teilweise die Kundenstruktur des Versicherers zu erkennen: Das Kleingeschäft bringt einen höheren Inkasso- und Bearbeitungsaufwand mit sich, hat aber günstigere Schadenquoten als das Industriegeschäft mit seinen weit höheren Einzelprämien. Die Aufwendungen zur Schadenverhütung beinhalten vor allem die Feuerschutzsteuer, Beratung und Revisionsdienste, Forschung und Materialprüfung.
Kapitalergebnis (netto). Das Kapitalergebnis (netto) beinhaltet Erträge aus den Kapitalanlagen (vor allem Zinsen und Erträge aus dem Verkauf von Anlagen) minus Aufwendungen für Kapitalanlagen (Zinsen, Abschreibungen auf Kapitalanlagen, Verwaltungskosten). Das Kapitalergebnis soll eventuelle versicherungstechnische Verluste ausgleichen. Die Durchschnittsrendite gibt die Verzinsung der laufenden Erträge in Prozent an. Sie ist die Kennziffer für den Erfolg des Anlagemanagements.
Sachversicherung: Kennzahlen
Kostenquote. Eine wichtige Kennzahl ist die Kostenquote auf die Prämieneinnahmen. Allerdings gibt es hier Sonder-einflüsse. Ein im Direktvertrieb tätiger oder durch ehren-amtliche Mitglieder werbender Versicherer hat niedrige Vertriebskosten. Die Zuweisungen an die Prämienüberträge und die Schadenreserven können nur nach ihrer Tendenz beurteilt werden. Steuern. Die ausgewiesenen Ertrag- und Vermögensteuern bilden wie bei Industrieunternehmen eine gewisse Gegenprobe. Schadenquote. Bei dieser Zahl werden lediglich die Prämieneinnahmen für eigene Rechnung und Aufwendungen für Schadenfälle verrechnet. Die Schadenaufwendungen aber sind eine problematische Größe, zudem werden die Erträge aus den Schadenreserven und Rückstellungen nicht berücksichtigt. Die beste Ertragsquelle der Sachversicherer ist seit langem die Unfallversicherung mit einer Schadenquote von rund 35 Prozent. Die Quersubventionierung der prämienschweren Industrieversicherung durch die gewinnschwere Privatversicherung lässt sich beim Blick in die Bilanzen leicht beweisen: Am rentabelsten arbeiten Versicherer, die sich auf das Privatkundengeschäft konzentrieren, und Gesellschaften, die im Industrie- und Gewerbegeschäft versicherungstechnische Gewinne verzeichnen.
Einige Versicherungen haben im Industrie-Feuergeschäft versicherungstechnische Verluste bis zu 60 Prozent der Nettoprämie. In den Vereinigten Staaten gibt es die horizontale Spartentrennung: Bei der Haftpflichtversicherung zum Beispiel muss die Industriesparte getrennt von der Privatsparte abrechnen. Eine Quersubventionierung ist damit ausgeschlossen. Verwaltungskostenquote. Das sind die Aufwendungen für Vertrieb, Inkasso, Verwaltung der Kapitalanlagen in Prozent der verdienten Beiträge für eigene Rechnung. Je niedriger die Verwaltungskosten, desto sparsamer arbeitet die Versicherung. Eigenkapitalquote. Die Eigenmittel des Versicherers, bestehend aus Grundkapital, gesetzlichen und offenen Rücklagen in Prozent der verdienten Beiträge für eigene Rechnung. Die Eigenkapitalquote gibt Auskunft über die Ausstattung mit Eigenmitteln (Solvabilität).
Ergebnis des allgemeinen Geschäftes. Zum versicherungs-technischen Ergebnis werden die Erträge aus Kapitalanlagen addiert. Daraus ergibt sich das allgemeine Ergebnis. Bei den deutschen Sachversicherern ist das versicherungstechnische Ergebnis meist negativ, das allgemeine Ergebnis dagegen positiv. Verluste im Risikogeschäft werden also durch die Kapitalerträge ausgeglichen.
Jahresüberschuss. Der Bruttoüberschuss nach Steuern kann an die Aktionäre ausgeschüttet werden oder im Unternehmen zur Selbstfinanzierung behalten werden. Die Ausschüttung an die Aktionäre wird überwiegend konstant gehalten. Schaden- und Unfallversicherer stellen meist etwa die Hälfte des Jahresüberschusses in die Rücklagen ein (Thesaurierung), Aktiengesellschaften steigern damit den Wert der Aktie, Versicherungsvereine und öffentlich- rechtliche Versicherer können so Eigenkapital bilden. Das Gesamtergebnis ist der Jahresüberschuss, dann, nach Veränderung der Rücklagen, der Bilanzgewinn.