(• Unternehmenspolitik beim Polypol
Die im vorigen Abschnitt theoretisch betrachtete Gleichgewichtspreisbildung ist in dieser Form am ehesten bei der Marktform des Polypols anzutreffen, wo viele Konkurrenten miteinander im Wettbewerb stehen. Für den Anbieter auf dem polypolistischen Markt ist der Preis ein Datum (lat. Datum = etwas Vorgegebenes). Das anbietende Unternehmen ist an diesen Preis gebunden; es kann den Marktpreis selbst kaum beeinflussen. Seine Marktpolitik richtet sich weniger auf den Preis als auf die Absatzmenge.
✓ Bei vollkommener Konkurrenz ist der einzelne Anbieter ein Mengenanpasser; er betreibt nur Mengenpolitik, keine aktive Preispolitik.
In der Praxis ist die Konkurrenz selten so vollkommen, dass die Konkurrenten vollständig gleichartige (homogene) Leistungen auf transparenten Märkten anbieten. Konkurrierende Unternehmen sind eher bestrebt, ihre Leistungen (Produkte oder Dienstleistungen) zu individualisieren und von vergleichbaren Konkurrenzleistungen abzuheben. Es entsteht die unvollkommene polypolistische Konkurrenz. Die konkurrierenden Leistungen werden mit bestimmten Vorzügen (Präferenzen) ausgestattet, die jedoch noch einen Vergleich des Käufers zulassen. Solche Vorzüge verschaffen den Unternehmungen bei den Käufern eine besondere Anziehungskraft. Anstelle des einheitlichen Gleichgewichtspreises entstehen Preis-klassen, innerhalb derer die Preise konkurrierender Leistungen differieren.
• Unternehmenspolitik beim Angebotsmonopol
Eine Marktform, bei der es nur einen Anbieter gibt (keine Konkurrenz) und sehr viele Nachfrager, wird Angebotsmonopol genannt.
► Entstehung des Monopolpreises
Dem alleinigen Angebot des Monopolisten steht die gesamte Nachfragemenge des Marktes gegenüber. Obwohl der Absatz des Monopolisten durch das Gesamtverhalten der Nachfrager bestimmt wird, setzt der den Monopolpreis fest. Dabei muss er beachten: Übersteigt der Monopolpreis die Nutzenerwartung (Gebrauchswert), den die zahlungskräftigsten Nachfrager seiner Leistung zuerkennen, so verliert er jeglichen Absatz. Je niedriger aber der Monopolpreis angesetzt wird, desto mehr nimmt die Absatzmenge zu. Diesen Zusammenhang zwischen alternativen Monopolpreisen und dementsprechenden Absatzmengen nennt man Preis-Absatz-Funktion. Unterschiedliche Absatzmengen setzen aber unterschiedliche Leistungsmengen voraus, bedingen also auch unterschiedliche Kosten. Der Monopolist muss demnach berücksichtigen:
*Das jeweilige Produkt aus Preis und Absatzmenge, den Gesamterlös, und
*Die jedem Gesamterlös entgegenstehenden Gesamtkosten.
Will er einen möglichst hohen Gewinn erzielen, muss er den Preis und die damit zusammenhängende Absatzmenge so festlegen, dass das Verhältnis von Gesamterlös und Gesamtkosten besonders günstig ist. Man nennt diesen Preis den optimalen Monopolpreis und die dazugehörige Leistungsmenge den optimalen Beschäftigungsgrad des Monopolisten.
Unternehmenspolitik beim Monopol
✓ Im Gegensatz zum Anbieter bei polypolistischer Konkurrenz kann der Angebotsmonopolist entweder mit Preisen oder mit Absatzmengen operieren; er kann also auch aktive Preispolitik betreiben.
Wenn auch der Preiswillkür durch das Verhalten der Nachfrager eine Grenze gesetzt ist, so kann das Monopolunternehmen dennoch den günstigsten aus mehreren möglichen Preisen (monopolistische Preisspanne) für seine Leistung aus wählen. Dies verleiht ihm eine wirtschaftliche Machtstellung, die zum Nachteil der Geschäftspartner genützt werden könnte. Der Monopolist beherrscht den Markt. Ein monopolistisch beherrschter Markt hat folgende gesamtwirtschaftlichen Nachteile:
• Geht man davon aus, dass der Monopolist das Nutzenmaximum anstrebt, wird er für seine Leistung einen höheren Preis verlangen, als es zur Kostendeckung erforderlich wäre. Ein Monopolpreis ist also unsozial.
• Bei diesem Preis ist die Produktions- und Absatzmenge geringer als bei voller Auslastung der Kapazität. Die Versorgung des Marktes mit Gütern ist bei monopolistischer Marktlage also schlechter als sie sein könnte.
• Da der Monopolist nicht unter Konkurrenzdruck steht, bringt er auch weniger Leistung, zum Schaden der gesamten Volkswirtschaft.
• Da der Konkurrenzdruck fehlt, ist der Monopolist auch nicht gezwungen, sich dem technisch-ökonomischen Fortschritt anzupassen.
Unternehmenspolitik beim Angebotsoligopol
Eine Marktform, bei der es wenige Anbieter aber viele Nachfrager gibt, wird Angebots-oligopol genannt. Die Anbieter, die untereinander Konkurrenten sind, sind in ihrer Preisfestlegung nicht unabhängig. Setzt ein Anbieter den Preis für seine Leistungen herab, fordert er damit seine Konkurrenten heraus. Da sie kaum bereit sein werden, Marktanteile zu verlieren, sind mehrere Reaktionen möglich. Ein Oligopolist muss daher das Verhalten seiner wenigen Konkurrenten immer bedenken. Grundsätzlich sind folgende Reaktionen denkbar, wenn ein Anbieter den Preis herabsetzt (Preiskampf gegenüber den Konkurrenten):
• Die Konkurrenzprodukte werden durch technische Veränderung oder geeignete Werbung attraktiver gemacht, um die entstandene Preisdifferenz zu rechtfertigen (Leistungsdifferenzierung). Es entsteht dann ein unvollkommener oligopolistischer Konkurrenzmarkt.
• Die Konkurrenz antwortet mit entsprechenden Preisherabsetzungen, um ein Ab wandern ihrer Kunden zu verhindern.
• Die Konkurrenz nimmt den Kampf auf mit dem Ziel, den lästigen Mitbewerber vom Markt zu verdrängen, indem sie billiger, unter Umständen vorübergehend sogar mit Verlust, verkauft. Wer den größeren finanziellen Rückhalt hat, wird diesen Kampf bestehen.
• Je weniger Aussicht auf einen Erfolg im Preiskampf besteht (etwa bei gleich starken Unternehmungen), umso eher werden sich die Oligopolisten auf ausdrückliche oder stillschweigende Preisvereinbarungen einlassen. So entsteht ein Preiskartell. Ein Angebotsoligopol wird damit zu einem kollektiven Angebotsmonopol.