• Vorbetrachtung
Der Wettbewerb ist ein wesentliches Merkmal der Marktwirtschaft. Dabei handelt es sich bei der Mehrzahl der Märkte um Anbieterwettbewerb. Die Anbieter kämpfen unabhängig voneinander um den Absatz ihrer Leistungen an die Nachfrager. Bei gleichbleibendem Marktvolumen zwingt dies jeden Anbieter, zu möglichst günstigen Bedingungen (Preis, Qualität, Kundendienst usw.) seine Leistung anzubieten. Der Anbieter steht damit unter dem dauernden Zwang, konkurrenzfähig zu bleiben, um seinen Absatz zu sichern und nicht vom Markt verdrängt zu werden. Wenn er weitere Marktanteile erobern will, muss das eigene Leistungsangebot das der Konkurrenten übertreffen. Um diesem ständigen Wettbewerbsdruck zu entgehen, werden in vielen Bereichen der Wirtschaft Kooperationen eingegangen und Konzentrationen herbeigeführt.
✓ Kooperation liegt vor, wenn wirtschaftlich selbstständige und rechtlich
weitgehend selbstständig bleibende Unternehmen sich durch Verträge zur
Zusammenarbeit verpflichten.
Beispiele:
*Drei Betriebe schließen sich zur gemeinsamen Grundlagenforschung
zusammen. Frachtführer vereinbaren zur Vermeidung von Leerfahrten
eine engere Zusammenarbeit.
✓ Von Konzentration spricht man, wenn die wirtschaftliche
Selbstständigkeit aufgegeben wird und die Betriebe einer umfassenden zentralen Leitung unterstellt werden.
Beispiel:
*Ein ausländisches Versicherungsunternehmen erwirbt die Kapitalmehrheit bei
einer deutschen Versicherung.
► Zielsetzungen
Zielsetzung | Beispiele |
· Sicherung und Verbesserung von Beschaffung und Absatz. | Juweliere schließen sich zusammen und kaufen gemeinsam in Südamerika und Afrika ihre Rohstoffe ein. Spielwarenhändler schließen einen gemeinsamen Einkaufsverbund (vedes). Winzer organisieren ihren Absatz durch eine gemeinsame Genossenschaft. Eine Zellulosefabrik, Papierfabrik, Druckerei, Zeitungsverlag beteiligen sich gegenseitig. |
· Gemeinsame Werbung. | In einem Einkaufszentrum werben verschiedene Einzelhändler zusammen. Reisebüros und Hersteller von Freizeitkleidung werben gemeinsam. |
· Höhere Erträge durch Beschränkung und Ausschaltung des Wettbewerbs. | Konkurrierende Unternehmen treffen Absprachen über Preise, über die Beschränkung von Ausbringungsmengen, die Abgrenzung der Absatzgebiete, über den einheitlichen Aufbau der Kalkulation und die einheitliche Anwendung von allgemeinen Geschäfts-, Lieferungsund Zahlungsbedingungen. |
· Sicherung der Beschäftigung durch Übernahme von Aufträgen, die das Leistungsvermögen und die Finanzkraft eines einzelnen Unternehmens übersteigen würden. | Mehrere Bauunternehmen erstellen in einer Arbeitsgemeinschaft (Arge) ein Großbauwerk. « |
· Höherer technischer und wirtschaftlicher Erfolg durch gemeinsame Entwicklungs- und Forschungsarbeiten. | Gründung einer Forschungs-GmbH mit Kapitalbeteiligung mehrerer Unternehmungen (Automobil-, Elektroindustrie, chemische Industrie). |
· Größere Wirtschaftlichkeit durch gemeinsame Rationalisierung der Fertigungsverfahren, der Fertigungsgegenstände und der Sortimentsgestaltung. | Absprachen über gemeinsame Normen und Typen; Zusammenfassung, Ergänzung oder Aufteilung der Produktionsprogramme (Spezialisierung); Sortimentskooperation von Großhändlern. |
· Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber ausländischen Unternehmen. | Inländische Automobilfabriken schließen sich zum gemeinsamen Vertrieb ihrer Erzeugnisse auf Auslandsmärkten zusammen. |
· Kostensenkung bei Versicherungsunternehmen durch Organisationsverträge im Außendienst und Verwaltungsgemeinschaften im Innendienst. | Außendienstmitarbeiter bieten Leistungen verschiedener Versicherungsunternehmen an; Bereiche wie Beitrags- und Rechnungswesen oder Kapitalanlage und Verwaltung werden jeweils von einem Unternehmen für ein anderes Unternehmen mitbearbeitet. |
· Internationalisierung der Industrieversicherungen. | Zusammenarbeit zwischen inländischen und ausländischen Industrieversicherungen mit internationalem Know-how, um Großkonzernen und mittleren Industrieunternehmen internationale Deckungskonzepte aus einer Hand anbieten zu können. |
Diese Zielsetzungen haben sich aufgrund der nationalen und regionalen Märkte entwickelt. Inzwischen ist der Markt für viele Unternehmen der Weltmarkt; globales Denken und Handeln ist gefragt.
► Weltumfassende Herausforderungen (Global Challenges)
Die Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen vollzieht sich sowohl auf gesamtwirtschaftlicher als auch auf Unternehmensebene. Sie beruht auf einer Vielzahl verschiedener Faktoren;
• Veränderte politische Rahmenbedingungen wie die Errichtung von Freihandelszonen und die politische Öffnung und ökonomische Liberalisierung der ehemals sozialistischen Länder,
• Neue Technologien auf den Gebieten Transport und Kommunikation,
• Produktionsanlagen und technisch organisatorisches Know-how sind weltweit verfügbar.
Internationalisierung von unternehmerischen Aktivitäten haben für das Unternehmen Vorteile und können auch Arbeitsplätze im Mutterland sichern:
• Durch die Produktion oder die Montage vor Ort können Märkte erschlossen werden, die für Exporte aus heimischer Produktion infolge von hohen Zöllen und anderen Importbeschränkungen nur schwer erreichbar sind.
• Für die heimische Produktion können im Ausland Zuliefererpotenziale erschlossen werden.
• Investitionen im Ausland können ein positives Image für das Unternehmen und seine Produkte schaffen und damit für zusätzlichen Export aus dem Mutterland sorgen.
• Nicht planbare Risiken aus der Veränderung von Wechselkursrelationen können ausgeglichen werden.
• Die weltweite Präsenz verringert die Anfälligkeit des Unternehmens gegenüber konjunkturellen Absatzschwankungen in einzelnen Märkten.
• Die Verlagerung von Wertschöpfungen ins kostengünstigere Ausland im Sinne einer wettbewerbsfähigen Kostenstruktur leistet einen Beitrag zur Sicherung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der hochwertigen heimischen Wertschöpfung.
• Neue Märkte und die unternehmensinterne Arbeitsteilung im Rahmen internationaler Netzwerke ermöglichen höhere Stückzahlen und damit geringere Stückkosten.
• Über Design- und Entwicklungszentren vor Ort wird ein höheres Maß an Marktnähe und Kundenorientierung erreicht.
• Die intensive Zusammenarbeit von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen eröffnet zusätzliche Potenziale an Kreativität und
Know-how.
► Formen der Kooperation und Konzentration
□ Wirtschaftliche und rechtliche Formen können sich überlappend
ergänzen.
✓ Wirtschaftliche Formen
✓ Rechtliche Erscheinungsformen
Ein rechtlicher Zusammenhang entsteht durch
• Mündliche oder schriftliche Vereinbarung (Abrede),
• Gründung einer Arbeitsgemeinschaft (Gesellschaft des bürgerlichen Rechts),
• Gegenseitige Kapitalbeteiligung (Kapitalverflechtung),
• Verschmelzung von mehreren Unternehmen (Fusion).
Kartell
✓ Das Kartell ist ein vertraglicher horizontaler Zusammenschluss von
Unternehmungen, die rechtlich selbstständig bleiben, aber einen Teil
ihrer wirtschaftlichen Selbstständigkeit aufgeben.
Beispiele:
*Die Vereinigte Stahlwerke AG trifft mit der Metallwerke AG die Vereinbarung,
sich bei der Herstellung auf bestimmte Produkte zu spezialisieren.
*OPEC-Kartell im Bereich Rohöl.
Die Mitglieder des Kartells verpflichten sich den Abspachen gemäß zu handeln.
Bei einem Verstoß gegen den Kartellvertrag müssen sie Vertragsstrafen zahlen.
Man unterscheidet u. a folgende Kartellarten:
• Preiskartelle setzen die einheitlichen Preise neben gleichen Lieferungs- und Zahlungsbedingungen fest (horizontale Preisbindung).
• Konditionenkartelle vereinbaren die einheitliche Anwendung von allgemeinen Geschäfts-, Lieferungs- und Zahlungsbedingungen.
• Rabattkartelle legen einheitliche Verkaufsrabatte vertraglich fest.
• Kalkulationskartelle stimmen sich in Aufbau und Inhalt ihrer Kostenrechnung ab.
• Rationalisierungskartelle
*Normen- und Typenkartelle regeln nur die einheitliche Anwendung von Normen und Typen.
*Spezialisierungskartelle rationalisieren wirtschaftliche Vorgänge durch Spezialisierung.
*Syndikate sind gemeinsame Beschaffungs- und Vertriebseinrichtungen
(Einkaufs- und Verkaufskontore) mit eigener Rechtspersönlichkeit. Sie
rationalisieren die Beschaffung oder den Absatz ihrer Mitglieder.
• Kontingentierungskartelle (lat. contingere = zuteilen).
*Quotenkartelle (Produktionskartelle) teilen jedem Unternehmen die Absatzmenge (Produktionsquote) im Verhältnis zu seiner Kapazität zu. Über das Angebot werden die Preise beeinflusst. Wenn die Absatzmengen geringer gehalten werden als sie möglich wären, treibt das verknappte Angebot die Preise nach oben.
*Gebietskartelle teilen jedem Unternehmen das Absatzgebiet zu. Damit wird der gegenseitige Wettbewerb ausgeschlossen.
• Einfuhr- und Ausfuhrkartelle dienen der Sicherung und Förderung von Export und Import.
Konzern
✓ Der Konzern ist ein horizontaler oder anorganischer Zusammenschluss von Unternehmungen, die rechtlich selbstständig bleiben, aber ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit durch einheitliche Leitung aufgegeben haben.
► Unterordnungskonzerne
Ein oder mehrere Unternehmen werden von einem Unternehmen beherrscht.
• Beherrschung durch Kapital- oder Stimmenmehrheit
Ein Unternehmen (Ober- oder Muttergesellschaft) beherrscht ein anderes Unternehmen (Unter- oder Tochtergesellschaft) durch Kapital- oder Stimmenmehrheit. Die Obergesellschaft bei einem Unterordnungskonzern ist häufig eine Dachgesellschaft (Holding-Gesellschaft). Sie stellt die Konzernunternehmen, an denen sie die Kapital- oder Stimmenmehrheit besitzt, unter ihre einheitliche Leitung. Dabei verwaltet sie lediglich die angeschlossenen Unternehmen, ohne selbst zu produzieren oder Handel zu
betreiben.
Das bedeutet, der Holding-Vorstand konzentriert sich damit mehr auf die Vorgabe von übergeordneten Zielen und Rahmenbedingungen. Die Holding führt die Strategien einzelner Geschäftsfelder zusammen und bringt sie in Einklang mit der Strategie für die gesamte Unternehmensgruppe. Dabei muss die Holding nach Möglichkeiten suchen, damit die Unternehmensbereiche erfolgreicher werden, als wenn sie selbstständig oder Teil eines anderen Unternehmens wären.
Ziel der Holding ist es ferner, zwischen den einzelnen Geschäftsbereichen einen Erfahrungsaustausch aktiv zu fördern. Die anspruchsvollste Aufgabe für die Holding ist allerdings, Größenvorteile und Synergieeffekte (positive Wirkungen, die sich aus dem Zusammenschluss zweier Unternehmen ergeben) durch eine gemeinsame Ressourcennutzung zu erreichen. Dabei sollen durch die Zusammenführung gleichartiger Unternehmensbereiche die erforderlichen Investitionen bzw. die Stückkosten gegenüber vollständig getrennten Unternehmensbereichen gesenkt werden.
Beispiele für die Daimler AG Holding:
*Forschung und Entwicklung: Antriebstechniken für Pkws, Dieselantriebe und Luftfahrt.
*Einkauf: gemeinsamer Rohstoffeinkauf für die Herstellung von Nutz- und Verteidigungsfahrzeugen.
*Logistik: gemeinsamer Transport von Pkws und Kleintransportern.
✓ Beherrschungsvertrag
Ein Unternehmen unterstellt die Leitung einem anderen Unternehmen durch
einen Beherrschungsvertrag. Eine kapitalmäßige Verflechtung ist nicht
notwendig.
► Gleichordnungskonzerne
Sie fassen Unternehmen mit einheitlicher Leitung zusammen, ohne dass eines vom anderen abhängig ist; diese bleiben vielmehr unabhängig.
► Wechselseitig beteiligte Unternehmen
Auch bei ihnen bleiben die Unternehmen rechtlich selbstständig. Ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit wird aber dadurch beschränkt, dass jedes Unternehmen mehr als 25% der Kapitalanteile des anderen Unternehmens erwirbt (Sperrminorität). Die Unternehmen erhalten dadurch gegenseitigen Einfluss auf die Geschäftsführung (Schwestergesellschaften).
Beispiel:
*Die Versicherungs-Aktiengesellschaften A, B und C sind wechselseitig beteiligt.
A besitzt 26% des Aktienkapitals von B und 27% von C; B 60% von A und 30%
von C; C 31% von A und 29% von B.
►Durch Vertrag verbundene Unternehmen
Neben dem konzernmäßigen Zusammenschluss durch Beherrschungsvertrag können verbundene Unternehmen auch durch Gewinnabführungs-, Gewinngemeinschafts-, Teilgewinnabführungs-, Betriebspacht- oder Betriebsüberlassungsvertrag entstehen.