Als Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse oder einer privaten Krankenversicherung ist jeder Bürger selbstverständlich auch pflegeversichert. Allerdings deckt die Pflegepflichtversicherung die Kosten, die im Pflegefall entstehen, meist nicht vollständig ab. Eine private Vorsorge kann im Ernstfall helfen.
Maximal 1432 Euro im Monat zahlt die gesetzliche Pflichtversicherung bei schwerster Pflegebedürftigkeit für Einsätze zu Hause. Das sind pro Tag weniger als 48 Euro. Der tatsächliche Betreuungsbedarf beträgt in dieser Pflegestufe jedoch wenigstens fünf Stunden am Tag, wobei der Pflegeeinsatz pro Stunde durchaus 20 Euro und mehr kosten kann.
Wer deshalb bei Pflegebedürftigkeit nicht auf das Sozialamt und die Kinder angewiesen sein möchte sowie ein kleines Taschengeld zur freien Verfügung haben will, der muss zusätzlich Vorsorgen. Neben einer ausreichenden Rücklage kann eine zusätzliche private Absicherung des Pflegerisikos sinnvoll sein. Auf dem Markt für private Pflegezusatzpolicen gibt es derzeit unterschiedliche Angebote:
• Pflegerenten-, Pflegekosten- und Pflegetagegeldversicherung;
• Auszahlungsformen der Pflegezusatzversicherung;
• Verdoppelung der gesetzlichen Höchstleistung;
• Auszahlung eines Pflegetagegelds prozentual nach Pflegestufe;
• prozentuale Erstattung des versicherten Satzes nach Pflegestufe und häuslicher, teilstationärer oder stationärer Pflege;
• prozentuale Erstattung der nicht von der staatlichen Pflegeversicherung übernommenen Restkosten.
Fest vereinbarter Monatsbetrag
Bei der Pflegerentenversicherung zahlt das Unternehmen im Pflegefall eine fest vereinbarte Monatsrente unabhängig von den tatsächlichen Aufwendungen. Die Höhe des Pflegerentenanspruchs richtet sich ausschließlich nach dem Grad der Pflegebedürftigkeit (Pflegestufe I, II oder III). Es spielt – anders als bei den Tagegeldtarifen – auch keine Rolle, ob die Betreuung zu Hause oder im Heim stattfindet oder ob Fachkräfte oder Angehörige pflegen.
Der Nachteil hierbei: Das Kostenrisiko bleibt beim Versicherten. Muss der Patient rund um die Uhr betreut werden, reichen die vereinbarten Tagessätze in der Regel nicht aus.
123Versicherung Ratgeber Tipp
Diese Angebote sind generell nicht zu empfehlen. Sie kombinieren meist die Risikovorsorge für den Pflegefall mit einer Kapitallebens oder Rentenversicherung. Das macht sie unnötig teuer. Besser ist, nur das reine Pflegerisiko abzusichern. Das darüber hinaus zur Verfügung stehende Geld sollten Sie langfristig sicher anlegen.
Prozentuale Ergänzungszahlung
Die Pflegekostenversicherung kann fast nur als Zusatzversicherung zur gesetzlichen Pflegeversicherung abgeschlossen werden und setzt deren Vorleistung voraus. Das heißt, wenn die Pflegeversicherung nicht kostendeckend ist, können die verbleibenden Restkosten ganz oder teilweise übernommen werden.
Charakteristisch für fliese Police ist, dass sie keinen Pauschalbetrag auszahlt, sondern Pflegekosten bis zu bestimmten Höchstbeträgen oder Prozentsätzen erstattet. Die Zusatzkosten müssen Sie im Einzelfall durch Rechnungen belegen.
Beispiel
Die Kosten für die Pflege im Heim liegen in der Pflegestufe II bei 3 000 Euro. Die gesetzliche Pflegekasse zahlt 1 250 Euro. Eine Pflegekostenversicherung von 100 Prozent würde den gleichen Betrag – also 1 250 Euro – zahlen. In diesem Fall hätten Sie folglich 2 500 Euro aus den Versicherungen und müssten die Lücke von 500 Euro selbst abdecken. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich höher zu versichern: zum Beispiel mit 150 oder 200 Prozent.
Leistungen pro Tag
Demgegenüber zahlt die Pflegetagegeldversicherung einen vereinbarten Geldbetrag pro Tag. Dabei variieren die Tagessätze zwischen 5 und 100 Euro. Wie viel Tagegeld Sie tatsächlich bekommen, hängt aber von der jeweiligen Pflegestufe ab. Den vollen Tagessatz gibt es erst bei Pflegestufe III. Einige Tarife sehen auch Beitragsfreiheit im Versicherungsfall vor. Der Nachteil ist auch hier, dass das Kostenrisiko beim Versicherten bleibt. Muss der Patient rund um die Uhr betreut werden, reichen die vereinbarten Tagessätze in der Regel nicht aus.
Je älter, desto höhere Beiträge
Bei allen Pflegezusatztarifen gilt, dass die Beiträge mit zunehmendem Eintrittsalter steigen. Frauen zahlen wegen der längeren Lebenserwartung höhere Beiträge als Männer. Wenn Sie in jungen Jahren eine Zusatzversicherung abschließen, kommen Sie also mit vergleichsweise kleinen Monatsbeiträgen aus. Eine private Pflegezusatzversicherung sollte aber in Ihrer Prioritätenliste der privaten Versicherungen weit am Ende stehen und wirklich erst abgeschlossen werden, wenn alle anderen wichtigen Versicherungen – wie Berufs-unfähigkeit oder Haftpflicht – bestehen.
Wenn Sie eine private Pflegezusatzversicherung abschließen wollen, sollten Sie sich die Angebote der Versicherer genau ansehen. Sie sind oft recht unübersichtlich und häufig auch nicht zweckdienlich. Und, es bleibt meist ein Restrisiko an Ihnen hängen. Bedenken Sie auch, dass eine Gesundheitsprüfung erfolgen kann und Fragen zur Krankengeschichte beantwortet werden müssen. Viele Versicherungsunternehmen überprüfen oft noch einmal die Pflegeeinstufung. Erfolgt durch die Versicherungspolice keine automatische Übernahme der gesetzlichen Eingruppierung, dann lassen Sie die Finger davon. Auch sollte eine dynamische Anpassung möglich sein: Was nutzt in 30 Jahren ein fest vereinbartes Pflegetagegeld von 100 Euro, wenn man mindestens das Doppelte benötigt, um die Zusatzkosten zu decken?
Darüber hinaus gilt meist eine Karenzzeit von drei Jahren, bevor Leistungen gezahlt werden. Zur Recherche bietet sich der kostenlose 123Versicherung-Kranken- kassen-Rechner im Internet an, der private Zusatzversicherungen auflistet.