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Britische Lebens- und Rentenversicherungen – die Altersvorsorge in Deutschland Teil 1

Britische Lebensversicherung
Als vor vielen Jahren damit begonnen wurde, britische Lebensversicherungen und ihre Leistungen deutschen Anlegern bekannt zu machen, war das Echo auf ein Produkt, das eher Investment als Lebensversicherung war, Unglauben verbunden mit Misstrauen. Der Grund lag in den hohen britischen Renditen, und solche Renditen kannte man von Lebensversicherern eben nicht. Deshalb bezweifelte man zunächst einmal, dass es möglich sei, dass ein Versicherer nach 15 Jahren das 3,5-fache bis 4-fache der Versicherungssumme zahlen könne. Darauf aufbauend hatte die heimische Assekuranz es dann leicht, diese Zahlen zwar zugeben zu müssen, dennoch aber Zweifel an der Sicherheit solcher Anlagen zu wecken.

Inzwischen sind mehrere Jahre vergangen und alle Behauptungen, die Zweifel an britischen Produkten erregen sollten, haben sich als unhaltbar herausgestellt. Das beginnt bei den angeblich unterschiedlichen Sterbetafeln, geht über die Behauptung, die Briten könnten jederzeit die Prämien erhöhen, und endet mit den Geschichten rund um den britischen Deckungsstock. Ähnlich wie bei reinen Investmentfonds sind die Angaben über bisherige Leistungen nur wichtig, um die bisherige Effizienz einer Versicherungsgesellschaft darzustellen.

Sie sollten und dürfen aus diesen Zahlen jedoch keine Rückschlüsse auf den britischen Markt im Allgemeinen und auf die Zukunft ziehen.

Was den britischen Markt angeht, so sind nur die Ergebnisse der ersten 15-20 Gesellschaften wirklich überzeugend. Zwar schneiden die übrigen Lebensversicherer im Vergleich zu den deutschen Spitzenzahlern nicht schlecht ab, dennoch sind ihre Leistungen im Vergleich zur Spitzengruppe im eigenen Land alles andere als gut.

Lassen Sie sich im Übrigen auch in Großbritannien nicht von der Größe einer Gesellschaft beeinflussen. So ist zum Beispiel die britische Prudential einer der führenden Versicherer in Europa und nach dem Anlagevermögen auch einer der größten europäischen Lebensversicherer. Daraus zu schließen, die Gesellschaft biete eine ebenso herausragende Leistung, wäre ein Fehler, den Sie später arg bereuen würden.

Man kann also nicht schlechthin von der britischen Assekuranz sprechen, wenn man damit gute Ausschüttungen und hohe Renditen meint. Es sind immer nur einige wenige Gesellschaften, die als Versicherer kapitalstark sind, ausreichende Reserven haben und auch noch gute Leistungen erbringen.

Auch sollten Sie nicht davon ausgehen, dass Sie auf einen neuen Vertrag auch künftig eine derartige Leistung erhalten werden. Die Gewinne von Lebensversicherern sind gerade bei einem aktiven Anlagemanagement abhängig von Faktoren, die heute keiner kennt und daher auch keiner garantieren kann.

So können die Kurse und Werte der im Topf enthaltenen Anlagen steigen und fallen. Wenn auch das Prinzip der gewinnbeteiligten Lebensversicherung solche Schwankungen in der Regel ausgleicht, indem vergangene Überschüsse zur Abdeckung von künftigen Ertragseinbrüchen verwendet werden, ist auch dies keine Garantie für ein stetiges Wachstum und eine entsprechend hohe Ausschüttung. In jedem Land der Welt fallen die Prämien in Lebensversicherungen in drei Teile:
• den Risikoanteil,
• den Kostenanteil und
• den Sparanteil.
Der Risikoanteil deckt die Haftung der Gesellschaft für den Fall, dass der Todesfall vorzeitig eintritt, die eingezahlten Prämien also die Versicherungssumme noch nicht erreicht haben.

Der Kostenanteil deckt die Kosten des Versicherers und enthält einen Gewinnanteil. Der Sparanteil fließt in einen großen Topf, der in Deutschland Deckungsstock, in Großbritannien Policeholder Fund heißt.

Zweck dieses Topfes ist es, die Spargelder der Kunden anzulegen und Erträge in garantierter und ungarantierter Form zu erzielen. Insoweit besteht bei allen Lebensversicherern die gleiche Ausgangsposition, also auch bei britischen und deutschen Versicherern.

Wenn daher die Leistungen britischer und deutscher Versicherer erhebliche Unterschiede zeigen, dann müssen sie hausgemacht sein und ihre Ursache im unterschiedlichen Recht oder in unterschiedlichen Anlagepraktiken in den beiden Staaten haben.

Das Bonus-System
Die britische KLV ist eigentlich ein Zwitter zwischen einer deutschen KLV und einer Fonds-LV, und zwar insofern, als sie, wie die deutsche KLV auch, eine Erlebensfallgarantie aufzeigt. Bei der Fonds-LV ist das nicht der Fall. Garantiert werden die Versicherungssumme und die bis dahin zugesagten Jahresboni, die die guten Versicherungsgesellschaften in GB seit Jahren verteilen. Ein Beispiel: Es wird Jahr für Jahr ein Jahresbonus von 5% gewährt, der sich auf die Versicherungssumme bezieht. Zu einer anfänglichen Versicherungssumme von 10000 Pfund kommt im zweiten Jahr eine Versicherungssumme von 500 Pfund hinzu und erhöht diese auf 10500 Pfund. Die nächste Erhöhung würde 5% von 10 500 betragen, also 525 Pfund. Dies entspricht einem zusätzlichen Zinseszinseffekt. Wie schon erwähnt, ist die Versicherungssumme zuzüglich den Jahresboni für den Todes- und Erlebensfall garantiert.

Der Policeholder Fund
Der britische Topf für die Anlage der Sparanteile hat nicht umsonst diesen Namen, denn bei der Anlage der Gelder verfolgen die guten britischen Versicherer eine Anlagepolitik, die schon eher der eines guten Investmentfonds gleicht:
Sie kaufen um zu verkaufen.
Eine Thesaurierungspolitik wie in Deutschland, wo Vermögen angesammelt und gehortet werden, macht für britische Versicherer keinen Sinn, denn sie dürfen keine stillen Reserven durch Abschreibungen der Anlage im Topf bilden.

Da Sachanlagen in den letzten Jahrzehnten die besten Zuwachschancen hatten, investieren die Briten in erheblich größerem Umfang als ihre deutschen Mitbewerber in Aktien und Immobilien. Diese Anlagen werden jedoch später veräußert, sobald der angepeilte Wertzuwachs realisierbar ist.

Im deutschen Topf verlieren also die Anlagen rechnerisch durch Abschreibungen ständig an Wert, während ihr Wert effektiv ständig steigt. Dagegen realisieren die guten britischen Versicherer durch Umschichtungen ihrer Anlagen den in der Anlagezeit erreichten Wertzuwachs.
Sie geben damit – im Gegensatz zu deutschen Handlungsgewohnheiten – ihren Versicherten ihren Anteil am Wachstum des Topfes. Der Hauptteil der Leistungen an die Versicherten besteht aus realisiertem Vermögenszuwachs.

Ein deutscher und ein britischer Versicherer haben vor 8 Jahren in einer Großstadt je eine Immobilie für 25 Mio. € gekauft. Der deutsche Versicherer behandelt dieses Investment als abzuschreibende Daueranlage, im deutschen Deckungsstock sind 1991 noch 3 Mio. € für das Grundstück und (nach Abschreibungen) circa 18,7 Mio. € für das Gebäude verblieben. Trotz eines effektiv erheblichen höheren Wertes haben die Versicherten in 8 Jahren 3,3 Mio. € verloren. Entsprechend seiner Anlagepolitik hat der britische Versicherer dagegen die Immobilie 1991 für einen Preis von 30 Mio. € verkauft. Der Mehrwert, der deutschen Versicherten vorenthalten bleibt, wurde also zugunsten des britischen Deckungsstocks realisiert und führte zu einem Zuwachs nach 8 Jahren von 5 Mio. €. Die Diskrepanz von minus 3,3 Mio. € gegenüber plus 5 Mio. € macht deutlich, dass erst die Beteiligung der Versicherten am Anlagezuwachs gute Leistungen erbringt – ermöglicht durch ein aktives und gutes Anlage-Management.

Das aktive Anlagemanagement
In der Regel kann man davon ausgehen, dass ein Versicherer seine Anlagen aktiv betreut, wenn er ein deutlich höheres Ergebnis aufweist als seine Mitbewerber und mehr als die allgemeine Kapitalmarktrendite oder Anlagen in Immobilien erwirtschaftet.

Liegen also Immobilienrenditen z. B. bei 8% und Renditen aus fest verzinslichen Anlagen bei 7,5 bis 9%, dann erkennt man einen passiv verwaltenden Versicherer immer an Renditen in diesem Bereich (und tiefer). Bietet ein Versicherer dagegen eine Rendite von 10-12%, dann kann er diese höhere Rendite nur dadurch erzielt haben, dass er die Anlagen geschickt umstrukturiert, also aktives Anlage-Management betrieben hat.

Diese britische Art der Kapitalanlage könnte schon bald auch in Deutschland gegeben sein, denn das deutsche Aufsichtsrecht gibt der Assekuranz längst die Möglichkeiten dazu. Nach seiner neuesten Fassung dürfte die Anlage im Deckungsstock deutscher Lebensversicherer wie folgt aussehen:
30% Aktien-Anlagen oder Aktienfonds,
25% deutsche Anleihen,
5% internationale Anleihen,
30% Immobilien und
10% Hypotheken- und Kommunal-Darlehen.
Diese Anlageverteilung ist der eines typischen britischen policeholderfund nicht unähnlich. So legen auch die Briten an, so erzielt man gute Erträge, und genau deshalb ist eine solche Anlage plötzlich auch in Deutschland erlaubt.

Ein solcher Topf stellt eine ideale Mischung aus Anlagen in Sachwerten (Immobilien, Aktien) und aus zinsbringenden Anlagen (Anleihen, Hypotheken etc.) dar und gleicht damit vielen Empfehlungen, wie eine Anlage heute aussehen sollte.

Was den deutschen Versicherern noch fehlt, um auch in die Nähe britischer Renditen zu kommen, ist die aktive Anlageverwaltung. Aktien, Aktienfonds und Immobilien werden als Daueranlage betrachtet. Immobilien stehen nach 25 oder 30 Jahren mit jeweils einer EURO in der Bilanz, während ihr wirklicher Wert in die Millionen geht.

Aktive Anlageverwaltung hat übrigens nichts mit Spekulation zu tun, eher mit einer gehörigen Portion von Wissen und Erfahrung bei den Anlage-Managern. Hinzu kommt, dass Aktien und Immobilien als von der strengen deutschen Aufsicht zugelassene Anlageformen dem Gütesiegel Deutsche Lebensversicherungen entsprechen, also bei diesem Anspruch keine gefährlichen Anlagen sein können.

Top-Ten-Liste britischer Lebensversicherer wie Sie aus der Graphik auf der nächsten Seite ablesen können, hat der beste Versicherer eine Ablaufleistung von 110 452,- Pfund realisiert. Dies entspricht einer Rendite von 13,62% pro Jahr. Die Rendite der garantierten Leistung entspricht hier immerhin noch 8,40%. Die höchste garantierte Leistung entsprach 1993 einer enormen Rendite von 11,21%p.a.

Britische Lebens- und Rentenversicherungen – die Altersvorsorge in Deutschland Teil 2

Jan 18, 2018gesundhe-admin
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