Zinsentwicklung. Der wichtigste fundamentale Faktor ist die Entwicklung der Zinsen. Wenn sich der Zins am Kapitalmarkt ändert, verändern sich die Gewinnaussichten der Versicherungen genau in gegenläufiger Richtung. Sinkt das Kursniveau am Rentenmarkt – die Renditen steigen also -, müssen die Versicherungen Abschreibungen bei börsennotierten Rentenpapieren machen. Allerdings bedeuten diese Abschreibungen bei Umkehr des Zinstrends auch wieder stille Reserven. Kursverluste während der Laufzeit von Rentenpapieren werden meist durch die höheren Zinsen bei der Wiederanlage der Zinseinnahmen ausgeglichen. Bleiben die Zinsen längere Zeit hoch, erzielen die Versicherungen hohe laufende Zinseinnahmen. Allerdings besteht die Gefahr verminderter Profitabilität, wenn die Situation zu einer Senkung der Prämien (cash-flow underwriting) führt, weil die höheren Zinseinnahmen als Konstante kalkuliert werden. Phasen niedriger Zinsen können den gegenteiligen Effekt haben. Empirisch gesehen zeigen die Versicherungsaktien bei Zinssteigerungen am Kapitalmarkt eher eine relative Schwäche. Versicherungen gehören vor allem in Zeiten der Börseneuphorie mit steigenden Kursen zu den bevorzugten Anlagewerten. Die sogenannten Beta-Faktoren, die die relative Entwicklung der Kurse zum allgemeinen Trend angeben, sind bei Allianz und Münchener Rück größer als eins. Das bedeutet, dass diese Werte bei positiver Börsenentwicklung relativ stärker steigen als der Index, bei negativer Börsenentwicklung aber auch stärker fallen. Der Grund dafür ist die Substanzphantasie, denn mit den Kursgewinnen an der Börse steigt auch der Wert der Kapitalanlagen der Versicherungen. Bei Kursverlusten fällt er entsprechend.
Wirtschaftswachstum. Die wirtschaftliche Entwicklung der Versicherungen ist abhängig vom allgemeinen Wirtschaftswachstum. Fast alle Zweige profitieren von einer Zunahme des Bruttosozialprodukts. Die Personenversicherung profitiert von den wachsenden Einkommen, die Industrieversicherung von den Steigerungen der Kapazität und Produktion. Versicherungen sind allerdings weniger von Konjunkturschwächen betroffen, da die Prämien auch von Bestandsgrößen wie dem Vermögen abhängen, die sich nur langsam verändern.
Wechselkurse. Vom Export und Wechselkursschwankungen sind Versicherungen dagegen wenig betroffen. Sie gehören zu den binnenorientierten Werten. Sogar bei der Allianz, die rund 50 Prozent ihrer Prämieneinnahmen im Ausland erzielt, ist der Gewinn relativ unabhängig von der Wechselkursentwicklung, da die gezeichneten Risiken mit Kapitalanlagen der gleichen Währung wie die Prämie gedeckt werden.
Fundamentale Bewertungskriterien von Versicherungen
Beitragshöhe und -Wachstum Entwicklung der Kosten Zusammensetzung des Versicherungsbestandes (Massengeschäft, Stornoquote) Höhe, Wachstum und Zusammensetzung der Kapitalanlagen
Inflation. Ein gewisses Risiko stellt für die Versicherungen auch eine hohe Inflation dar. Die Beitragszahlung ist vor dem Schadenfall fällig, was vor allem dann ein Verlustrisiko sein kann, wenn die Deckung auf dem Neuwert basiert. Gerade bei langlaufenden Verträgen mit gleichbleibenden Prämien kann dies eintreten. Am stärksten betroffen ist die Haftpflichtversicherung, die viele Spätschäden verzeichnet. Allerdings können die Zinseinnahmen das Inflationsrisiko gut ausgleichen.