Es gibt sicher viele, die keine Lust haben, sich mit den ganzen Einzelheiten des Renditestreits zu befassen, der wegen der vielen Unbekannten in der Zukunft (Inflation, eventuelle Streichung von Steuervorteilen, Renditen anderer Formen der Vermögensbildung) nie endgültig zu klären und schon gar nicht für den Einzelfall zu entscheiden ist. Diesen ungeduldigen Informationssuchenden kann geholfen werden mit einem Schnellkursus in Sachen Lebensversicherung und Geldanlage, mit dem sie nichts oder zumindest nicht mehr viel falsch machen können.
Trennen Sie Versicherung und Geldanlage! Schließen Sie für die Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenvorsorge auf jeden Fall nur Risikoversicherungen ab. Altersvorsorge ist ein Geldanlageproblem und hat mit Versicherung überhaupt nichts zu tun. Sehen Sie das Sparen über eine Kapital bildende Lebens- oder Rentenversicherung nur als eine von vielen Alternativen der Geldanlage – und zwar als grundsätzlich schlechte. Als Geldanlage haben Kapital bildende Versicherungen so viele Nachteile, dass sie allenfalls bei Steuervorteilen empfohlen werden können,
wenn während der gesamten Laufzeit die Beiträge als Sonderausgaben vom zu versteuernden Einkommen abgesetzt werden können, was für die Zukunft fraglich ist (also nur mit zwölf Jahren Laufzeit und nur bei Spitzengesellschaften);
als Direktversicherung über den Arbeitgeber (nur bei Höchst-Steuersatz und erst ab Alter um die 40, weil der Vertrag bis zum 60. Lebensjahr laufen muss und sonst die Inflation die Vorteile wieder auffrisst).
In beiden Fällen ist zu bedenken, dass die Steuervorteile in Zukunft – bei geringeren Steuersätzen – vermutlich viel niedriger ausfallen werden (was wohl auch für bestehende Verträge gelten wird). Es entstehen fast immer hohe Verluste bei vorzeitiger Aufhebung einer Kapital-Lebensversicherung. Also ist eine langfristige Kapital-Lebensversicherung als Sparvorgang wenig flexibel. Es gibt ganz wenige Gesellschaften, die schon bei einer Kündigung nach Zahlung des ersten Beitrages einen Großteil der Prämie an den Versicherten zurückzahlen und die in der Vergangenheit auch noch eine hohe Gewinnbeteiligung gewährt haben (z. B. Hannoversche Leben, Europa).
Bei langfristigen Kapital-Lebensversicherungen ist die Rendite außerdem wegen der Inflationsverluste schlechter als bei einer kurzfristigen. Voraussetzung für die Steuervorteile der Kapital-Lebensversicherung ist aber eine Mindestlaufzeit von zwölf Jahren. Der Steuervorteil über den Sonderausgabenabzug wirkt sich am stärksten aus, wenn die steuerbegünstigten Gelder so schnell wie möglich zurückfließen. Wer bei einem Steuersatz von 50 Prozent seinen steuerbegünstigten Beitrag nach einem Jahr zurückerhalten würde, hätte eine Rendite von 50 Prozent, nach zwei Jahren nur noch von 25 Prozent usw..
Jeder, der eins und eins zusammenrechnen kann, kommt danach zu folgendem Ergebnis:
Wenn die Kapital-Lebensversicherung für jemanden vorteilhaft erscheint, dann kann er die Nachteile der langfristigen Kapital-Lebensversicherung (wenig flexibel, schlechte Rendite, Inflationsverluste) weitgehend meiden und den Steuervorteil auch erreichen durch den Abschluss einer Kapital-Lebensversicherung mit der Mindestlaufzeit von zwölf Jahren bei einer Spitzengesellschaft. Direktversicherungen müssen allerdings bis zum 60. Lebensjahr laufen. Daneben zur Familienversorgung oder als Vorsorge für den Invaliditätsfall eine Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung auf reiner Risikobasis abschließen. Hier macht der Verbraucher genau das, was die Versicherungsgesellschaften eigentlich nicht wollen: Er trennt die Dinge, die in einer Kapitalversicherung miteinander vermengt sind, nämlich Versicherung und Geldanlage!
In der Wirtschaftswoche war zu lesen:
Die gemischte Lebensversicherung ist zum Tode verurteilt. In fast allen anderen Ländern sind solche mit einem undurchsichtigen Sparvorgang gemischten Kapitalversicherungen schon lange tot. Wer jetzt in Deutschland noch eine herkömmliche Kapital-Lebens oder private Rentenversicherung abschließt, beteiligt sich an einer sehr teuren Beerdigung.