Finanzplanung ist ein Problem, das jeder schon in jungen Jahren an- gehen sollte. Hier ist – je nach Mentalität – zwischen den beiden Extremen zu entscheiden: Will ich mein Geld verprassen oder sparen? – Von den beiden Extrem-Typen hat der erste zunächst keine Schwierigkeiten, sondern erst, wenn er älter ist. Dann wird es ihm vermutlich schlecht gehen. Der zweite Typ hat dagegen das lebenslängliche Problem, sein Geld vernünftig anzulegen. Beide Typen brauchen als Erstes Grundinformationen über die Wirkungen von Zins und Zinseszins und über die Auswirkung der Inflation. Wenn Typ I weniger Geld für Urlaub, Auto und anderes ausgeben würde, könnte er vielleicht 1500 Euro im Jahr zurücklegen. Diese jährlich gesparten 1500 Euro – schlecht auf einem Sparbuch oder gut in einem Aktienfonds angelegt – könnten ergeben Interessant ist an diesem kleinen Beispiel nicht nur, wie viel beim Sparen herauskommen kann, sondern wie unterschiedlich die Ergebnisse sind – je nach dem, wie man sein Geld anlegt. Wer einen guten Aktienfonds erwischt (und hier hatten einige über Jahrzehnte Renditen von mehr als zehn Prozent, wobei die Kurswertsteigerungen steuerfrei bleiben), der erreicht in 20 Jahren mehr als doppelt so viel wie der Sparer mit seinem Sparbuch. Und nach 30 Jahren mehr als das Dreifache – 87 500 Euro bei vier Prozent gegenüber 271 500 Euro bei zehn Prozent! – Man kann auch sehen, wie sich bei einer Geldanlage 1,5 Prozentpunkte mehr oder weniger (was oft bei Kapitalversicherungen der Fall ist) auswirken: Die Differenz zwischen den Auszahlungen bei Massenanbietern und denen der wenigen guten – meist kleinen – Unternehmen macht oft Zehntausende von Euro aus, siehe oben die Unterschiede bei Geldanlagen von vier, 5,5 oder sieben Prozent nach 30 Jahren.
bei einem Zinssatz von 4 % 5,5 % | 7% | 10% | ||
in 10 Jahren | 18750 | 20500 | 22250 | 26250 |
in 20 Jahren | 41 500 | 55250 | 66000 | 94500 |
in 30 Jahren | 87500 | 114500 | 151 500 | 271 500 |
Die nächste Lektion zur Inflation: Wer brav Gelder mit einem Zins von vier Prozent anspart, hat am Ende weniger Realrendite; denn die durchschnittliche Inflation lag in den letzten Jahrzehnten um die drei Prozent. Wer sein Geld in Kapitalversicherungen einzahlt, hat am Ende auch entsprechende Inflationsverluste.
Alle Wirtschaftsexperten sind sich einig: Die besten Geldanlagen der letzten Jahrzehnte waren – auch unter Berücksichtigung von Steuern – Aktien und Immobilien. Das Geheimnis liegt dabei in der Inflation. Aktien und Immobilien sind Sachwerte. Bei Aktienfonds beteiligt sich der Anleger z. B. mit kleinen Beträgen (auch mit laufenden Einzahlungen – wie bei Kapitalversicherungen) indirekt an vielen Unternehmen und an den Erfolgen (Gewinnen) der Wirtschaft insgesamt. Es gibt inzwischen Tausende von Fonds, die Töpfe mit den unterschiedlichsten Aktien aus den verschiedensten Bereichen und aus allen Ländern der Erde verwalten. Es gibt (fast) todsichere Fondsmischungen und es gibt spekulative. Der Anleger kann sich nach ausführlicher Information bei einer Bank oder Sparkasse (bitte nicht durch einen hausierenden Vermögens- oder Finanzberater!) für einen oder mehrere Fonds entscheiden. Der unschlagbare Vorteil einer Beratung durch ein Geldinstitut: Dieses haftet für Falschberatung und ist – im Gegensatz zu einem hausierenden Berater – nach Jahren noch greifbar! Lassen Sie sich deshalb die Ratschläge aller Berater immer schriftlich geben, möglichst mit Begründung (aus Gründen der Beweissicherung für die eventuelle Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen wegen Falschberatung).
Viele Fonds haben über Jahrzehnte Renditen um die zehn Prozent pro Jahr erbracht. Hier kommt noch einmal die private Rentenversicherung ins Spiel: Es lohnt sich, das Kapital für eine Rente schon früh in Aktienfonds anzusparen und das Geld dann erst im Alter als Einmalbeitrag in eine private Rentenversicherung einzuzahlen, aus der eine sofortige Rentenzahlung geleistet wird. Das hat zudem steuerliche Vorteile, weil nur der Ertragsanteil der Rente (je nach Alter um 25 Prozent der Rente) als Einkommen besteuert wird. Wer das macht, sollte aber kerngesund sein und eine lange Lebenserwartung haben. Sonst ist die private Rentenversicherung ein schlechtes Geschäft (siehe oben Private Rentenversicherung). Über die Performance (Ergebnisse) der einzelnen Fonds geben vierteljährliche Ergebnislisten Auskunft, die jeder kostenlos beim Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften erhält (BVI, Eschenheimer Anlage 28, 60318 Frankfurt).
Wer in Immobilien oder Fonds (die mit Sachwerten bedeckt sind) Geld anlegt, wird von der Inflation nicht betroffen. Während Geldwertanleger mit der Inflation verlieren, gewinnen Sachwertanleger mit ihr. Im Grunde ist es sogar so, dass kluge Sachwertanleger die dummen Geldwertanleger ausbeuten. Und das geht so:
Ein Sachwertanleger hat in zehn Jahren über verschiedene Aktienfonds 20 Prozent des Kaufpreises für ein Haus angespart und nimmt sich 80 Prozent als Kredit auf (gutes Geld von einfachen Sparern). Sein Haus nimmt jährlich an Wert zu und er zahlt die Zinsen und Tilgung des Kredits über Jahre mit immer weniger wert werdendem Geld zurück. Waren anfänglich z.B. 500 Euro Schuldendienst im Monat – kaufkraftmäßig viel Geld, sind die 500 Euro Schuldendienst zehn Jahre später vielleicht – kaufkraftmäßig – nur noch 350 Euro wert.
Wer dann als Sachwertanleger clever ist, sein inzwischen mehr wert gewordenes Haus nachbelastet und dieses Geld geschickt in soliden Aktienfonds anlegt oder als Eigenkapital für den Kauf einer Eigentumswohnung einsetzt, diese dann vermietet und die Schuldzinsen vom Einkommen und von der Steuer absetzen kann, der nutzt das Geheimnis und die Wirkungen der Inflation und der direkten Beteiligung an der Wirtschaft noch mehr aus. Er kann dann im Alter sein Haus erneut nachbelasten und das Geld in einem soliden Aktienfonds arbeiten lassen. Oder er vermietet es seinen Kindern und zieht in die eigenen vier Wände der Eigentumswohnung um. – Übrigens kann man durch die Nachbelastung einer im Wert gestiegenen Immobilie auch das Studium von Kindern finanzieren: also keine Ausbildungs oder Aussteuerversicherung (als Kapitalversicherung) abschließen, sondern alles verfügbare Geld entweder in die Immobilie stecken und diese, wenn es dann sein muss, später beleihen, oder das verfügbare Geld in einen soliden Aktienfonds investieren, wo es mit einer Rendite von um die zehn Prozent mehr bringen kann, als die Darlehenszinsen für die Nachbelastung kosten.
Die Lehre hieraus sollte sein: Erst einmal Geld ansparen (möglichst flexibel, auch in Aktien oder Aktienfonds), dann Wohneigentum an- schaffen – und dabei ruhig Schulden machen. Das ist neben dem übermäßigen Abschluss von Kapitalversicherungen ein traditionelles Problem der Deutschen: Viele meinen noch, Schulden machen gehört sich nicht. Dabei warten die Geldinstitute darauf, den Häuslebauern Geld leihen zu dürfen. Sie können sogar mit Banken und Sparkassen handeln und sie gegeneinander ausspielen: Bei Hypothekenzinsen ist oft ein halber Prozentpunkt drin, was Tausende von Euro an Zins-Einsparungen bringen kann. Und noch ein deutsches Problem: Die Bundesbürger bauen zu groß, zu aufwändig, meistens zu spät und zu teuer (von der 80-qm-Wohnung rein in den 160-qm- Luxusbungalow). Und sie denken dabei oft nicht an die Wohnsituation im Alter.
Die ersten Jahre werden selbst bei einer vernünftigen Finanzierung in der Regel immer eng. Ob bei Vermietung oder Eigennutzung: Die Belastungen sind meistens höher als die Einkünfte oder Einsparungen an Miete. Aber wer an anderer Stelle (beim Auto oder Urlaub) spart und die Durststrecke überwindet, der wird sehen, dass steigende Mieten (als Einnahmen oder Ausgaben) und – inflationär – steigendes Einkommen und auch Steuervorteile die Rechnung nach einigen Jahren schon sehr viel positiver gestalten; denn alles Negative – wie Schulden, Schuldendienst, Wohn-Aufwendungen – werden am Tag X eingefroren, während alles Positive Jahr für Jahr inflationsbedingt steigt (Einkommen, Mieteinsparungen oder Einnahmen aus Vermietung, Wert des Grundbesitzes).
Wer dann als Eigenheimbesitzer weitermachen will und kann, sollte noch vermietbaren Grundbesitz (z.B. eine gebrauchte Eigentumswohnung) erwerben und/oder weiterhin in Sachwerten – vor allem Aktien oder Aktienfonds – Geld anlegen. Auf jeden Fall sollte sich jeder einmal einen Plan machen, wie er sein Leben finanziell gestalten kann und will. Und dazu gehört vor allem eine Wohn- und Immobilienplanung. Derjenige, der sein Geld verprasst, hat diese Sorgen nicht. Er wird erst im Alter Geldsorgen bekommen – es sei denn, er macht eine große Erbschaft. Wer sein Geld in Kapitalversicherungen einzahlt und deshalb kein Eigenkapital für den Erwerb von Wohneigentum hatte, ist als Geldwertanleger nicht nur ausgebeutet, sondern er muss im Alter als Mieter mit dem Geld aus seiner inflationierten Kapitalversicherung die hohen Mieten bezahlen.
Zur konkreten Geldanlage (was wann wo anlegen, was wann kaufen oder verkaufen?) kann man keine allgemein gültigen Informationen geben. Das ist im Grunde ein Tagesgeschäft. Eine Regelmäßigkeit gibt es allenfalls bei Geldanlagen: Wenn die Zinsen steigen, fallen die Aktien – wenn die Zinsen fallen, steigen die Aktien. Und logisch: Man sollte in Niedrigzinsphasen keine festverzinslichen Wertpapiere kaufen, sondern nur in Hochzinsphasen. Über die jeweils – aktuell – besten Geldanlagen sollte sich jeder über das Lesen mehrerer Wirtschaftsmagazine (z. B. FINANZtest usw.) informieren und sich daneben einen oder mehrere Berater bei verschiedenen Geldinstituten aufbauen (die man lange Zeit genau testen und deren Empfehlungen man mit denen aus den Wirtschaftsmagazinen vergleichen sollte) oder Mitglied in einem Investmentclub werden.
Auch hier ist dringend zu warnen vor den hausierenden Beratern, vor Freunden und Bekannten – bei Geld (und Versicherungen) hört die Freundschaft auf! So stellte Capital schon einmal fest: Finanzhaie haben in Deutschland leichtes Spiel. Schätzungsweise 40 Milliarden Mark zocken sie jährlich ab. Bei der Geldanlage sollten vor allem beachtet und abgeschätzt werden Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit (Flexibilität, Liquidität) des Geldes oder Vermögens und welche Ziele erreicht werden sollen – kurzfristiges Sparen für Anschaffungen, mittelfristiges Ansparen von Eigenkapital zum Erwerb von Wohneigentum (oder einer Immobilie zur Vermietung) oder eine langfristige Dauer-Geldanlage als Altersvorsorge.
Bei Bausparverträgen und Versicherungen heißt es: Vorsicht! – Hier wird von Vermittlern, Drückern und Beratern oft fälsch beraten. Noch einmal: Kapital-Lebensversicherungen lohnen sich nur bei gegebenem Sonderausgabenabzug der Beiträge und hohem Steuersatz, und dann auch nur für die Dauer von zwölf Jahren und bei einer Spitzengesellschaft. Direktversicherungen über den Arbeitgeber rentieren sich erst ab Alter um die 40 Jahre und ebenfalls nur bei hohem Steuersatz. Wer vermögensbildend im Jahr 480 Euro bauspart, sollte nur einen Vertrag über eine Summe von 7500 bis 10000 Euro abschließen, weil er sonst nach Ablauf der Mindestlaufzeit von sieben Jahren nicht 40 oder 50 Prozent der Bausparsumme angespart hat.
Es ist nämlich wichtig, dass Laufzeit und Einzahlungen in einem richtigen Verhältnis zueinander stehen – das heißt: bis zum Baubeginn oder bis zum Kauf eines Hauses sollten 40 Prozent der Bausparsumme angespart sein, um teure Zwischenfinanzierungen zu vermeiden. Auf den Bausparer kommen übrigens später hohe Belastungen zu: Er muss das zinsgünstige Bauspardarlehen sehr schnell zurückzahlen. Und das geschieht – um im obigen Beispiel zu bleiben – mit noch relativ gutem und noch nicht inflationiertem Geld! Zum Bausparen wurde der HUK-Coburg Bausparkasse von der Stiftung Warentest eine gute Beratung bescheinigt.
Denken Sie daran: Durch die Inflation gewinnt der Immobilienbesitzer am meisten, wenn er die Finanzierung möglichst lange streckt (weil er – wie oben erklärt – seine Schulden mit immer weniger wert werdendem Geld zurückzahlt). Natürlich sollten aber für Wohneigentum alle Schulden bis zum Rentenalter abbezahlt sein. Die Devise heißt also: Haus bauen bzw. Haus oder Eigentumswohnungen kaufen in jungen Jahren bringt am meisten. Man sollte nicht bis zum Alter 50 damit warten. Nachbelastungen für den Fall, dass Geld benötigt wird, sind jederzeit möglich.
Edda Castellö von der Verbraucherzentrale Hamburg hatte im Jahr 2000 in der Mitgliederzeitung des Bundes der Versicherten ein Sparkonzept im Miniformat vorgestellt:
Geld nur dann sparen, wenn der Dispokredit auf dem Konto nicht im Minus ist.
Etwa zwei Nettogehälter auf einem (verzinsten) Konto behalten, z. B. auf einem Tagesgeldkonto, das sehr kurzfristig verfügbar ist.
In der Größenordnung einige Tausend Euro in festverzinslichen Wertpapieren (Bundesschatzbriefe) oder Sparbriefen bei Banken und Sparkassen mit einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren anlegen. Dieses Geld ist auch schnell verfügbar.
Ab einer Größenordnung von 10000 Euro – je nach Sicherheitsbedürfnis – ein eigenes Depot anlegen und zu Beginn mit Aktienfonds füllen. Oder das Geld für den Erwerb einer Immobilie verwenden.
Interessante Internetinformationen vom Deutschen Institut für Altersvorsorge unter dia-vorsorge*de.