► Wachstumsbegriff
Der Wert des Bruttoinlandsproduktes bemisst sich nach den Preisen der jährlich erstellten Güter und Dienstleistungen (nominales Bruttoinlandsprodukt). Um festzustellen, wie viel pro Jahr tatsächlich mehr produziert worden ist, errechnet man ein reales Bruttoinlandsprodukt unter Ausschaltung der Preisveränderungen. Dies geschieht dadurch, dass man das Bruttoinlandsprodukt nachfolgender Jahre mit den Preisen eines vorhergehenden Basisjahres (z. B. 2000) bewertet.
*Unter Wirtschaftswachstum versteht man die Zunahme des realen Bruttoinlands-produktes einer Volkswirtschaft binnen eines Jahres.
Wirtschaftswachstum wird ermöglicht und bestimmt durch
• Das Wirtschaftssystem, die Wirtschaftsstruktur und die Wirtschaftspolitik einer Volkswirtschaft;
• Den Bildungsstand, den Sparwillen und die Bevölkerungsentwicklung;
• Den technischen Fortschritt (Erfindungen) und die Qualität der Produktionsanlagen sowie die sich daraus ergebenden Möglichkeiten hochwertiger Güterproduktion;
• Die Erschließung neuer Rohstoff- und Energiequellen (Ressourcen: Metalle, Mineralien, Erdöl, Erdgas, Kohle, Elektrizität, alternative Energiequellen);
• Die Ausweitung von Angebot und Nachfrage über den Inlandsmarkt hinaus bis hin zum Welthandel sowie den Ausbau eines internationalen Nachrichten- und Transportwesens;
• Die Belastbarkeit der Umwelt und die Erhaltung eines gesunden Lebensraumes.
Lebenslauf der Konjunktur
Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung prägte 1987 als sustainable development einen neuen Wachstumsbegriff. Er bedeutet nachhaltiges Wachstum und kennzeichnet eine Wirtschaftsentwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können. Gemeint ist ein Wirtschaftsprozess, der langfristig aufrechterhalten werden kann, ohne das Ökosystem Erde zu überlasten.
Wachstumsbegriffe
► Wachstumsforderung
In Deutschland besteht die Forderung nach Wirtschaftswachstum, um
• Sich durch bessere Versorgung mit Gütern einen höheren Lebensstandard zu schaffen (quantitatives Ziel),
• Dadurch eine Verbesserung der Umwelt- und Sozialbedingungen zu erreichen (qualitatives Ziel).
Für viele Umweltschützer, aber auch für viele Wirtschaftswissenschaftler steht nicht mehr eine beliebige quantitative Steigerung des Lebensstandards im Vordergrund; sie fordern eine stärkere Gewichtung des qualitativen Wachstums. Dabei soll die Produktion umweltfreundlicher und umweltschützender Sachgüter und Dienstleistungen vorangetrieben werden (Wasseraufbereitungsanlagen, Müllverwertungsanlagen, Aufforstungsprogramme, menschenfreundlicher Wohnungsbau, Einrichtung von Umweltschutzdiensten, Errichtung alternativer Energiegewinnung). Auch diese Produktion würde zu einem realen Wachstum des Sozialprodukts beitragen. Durch das Stabilitätsgesetz sind Bund und Länder verpflichtet, ihre wirtschaftspolitischen Maßnahmen so zu treffen, dass sie zu stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen. Als angemessen wird in diesem Zusammenhang eine jährliche Quote von 2 bis 4% Zunahme des realen Sozialprodukts angesehen.
► Wachstumsmessung
Das jährliche Wachstum einer Volkswirtschaft lässt sich messen an den Veränderungen
• Des privaten und staatlichen Verbrauchs (Konsum),
• Der Investitionen,
• Des nominalen und realen Bruttonationaleinkommens bzw. des Bruttoinlandsprodukts.
Entstehung des Inlandsprodukts | 2004 | 2005 | 2006 | 2004 | 2005 | 2006 |
Index 2000 = | 100 | Veränderung gegen Vorjahr in% | ||||
Produzierendes Gewerbe | 103,7 | 106,8 | 112,4 | 3,4 | 2,9 | 5,3 |
(ohne Baugewerbe) | ||||||
Baugewerbe | 83,0 | 80,1 | 84,0 | -4,5 | -3,4 | 4,8 |
Handel, Gastgewerbe und Verkehr | 105,1 | 106,5 | 110,1 | 3,5 | 1,3 | 3,3 |
Finanzierung, Vermietung und Unter | 106,1 | 107,3 | 109,2 | 0,5 | 1,1 | 1,7 |
nehmensdienstleister | ||||||
Öffentliche und private Dienstleister | 102,5 | 102,5 | 102,9 | 0,1 | -0,1 | 0,4 |
Bruttowertschöpfung | 103,4 | 104,5 | 107,3 | 1,6 | 1,1 | 2,7 |
Bruttoinlandsprodukt | 102,3 | 103,2 | 106,1 | 1,2 | 0,9 | 2,5 |
Quelle: Monatsberichte der Deutschen Bundesbank |
Aus der Tabelle sind verschiedene Wachstumsphasen zu erkennen:
• Positives Wachstumin den Jahren 2004 – 2006 im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr.
• Wachstumsstillstand den Jahren 2004 – 2006 bei den öffentlichen und privaten Dienstleistern.
• Negatives Wachstum den Jahren 2004 – 2005 im Baugewerbe.