Prägend für das spezielle Risikoprofil der Aktie als Anlageform ist, dass ihre Preisbildung in starkem Maße auch von Einflussfaktoren abhängt, die sich einer rationalen Kalkulation entziehen.
– Unternehmerisches Risiko
Als Käufer von Aktien ist der Aktionär Eigenkapitalgeber und damit Mitinhaber der Aktiengesellschaft. Mit Aktien beteiligt er sich an der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft. Im Extremfall, d. h. bei Insolvenz des Unternehmens, kann ein Aktieninvestment einen vollständigen Verlust des Anlagebetrages bedeuten, zumal die Aktionäre im Insolvenzfall am Liquidationserlös erst nach Befriedigung aller Gläubigeransprüche beteiligt werden.
– Kursänderungsrisiko
Aktienkurse weisen unvorhersehbare Schwankungen auf. Langfristig sind die Kursbewegungen durch die Ertragslage der Unternehmen bestimmt, die ihrerseits durch die Entwicklung der Gesamtwirtschaft und der politischen Rahmenbedingungen beeinflusst werden. Mittelfristig überlagern sich Einflüsse aus dem Bereich der Wirtschafts-, Währungs- und Geldpolitik. Kurzfristig können aktuelle, zeitlich begrenzte Ereignisse wie Auseinandersetzungen zwischen den Tarifparteien oder auch internationale Krisen Einfluss auf die Kursentwicklung nehmen.
– Dividendenrisiko
Die Dividende richtet sich maßgeblich nach dem erzielten Gewinn der Aktiengesellschaft. Bei niedrigen Gewinnen oder bei Verlustsituationen der Gesellschaft kann die Dividendegekürzt werden oder sogar ausfallen.
– Psychologie der Marktteilnehmer
Steigende oder fallende Kurse am Aktienmarkt bzw. bei einzelnen Aktien sind von Einschätzungen der Marktteilnehmer und damit von deren Anlageverhalten abhängig. Neben objektiven Faktoren und rationalen Überlegungen wird die Entscheidung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren auch durch irrationale Meinungen und massenpsychologisches Verhalten beeinflusst. So reflektieren die Aktienkurse auch Hoffnungen von Käufern und Verkäufern. Die Börse ist ein Markt von Erwartungen, auf dem die Grenze zwischen einer sachlich begründeten und einer eher emotionalen Verhaltensweise nicht eindeutig zu ziehen ist.
– Risiko der Kursprognose
Bei Aktienkäufen und -Verkäufen ist der richtige Zeitpunkt der entscheidende Faktor für die Höhe des Anlageerfolgs. Zahlreiche Analysemethoden, wie z.B. die Fundamentalanalyse und die Chartanalyse, versuchen die Vielzahl der markt- und kursbeeinflussenden Aussagen zu bündeln und einen Anhaltspunkt für eine erfolgreiche Anlageentscheidung zu geben. Bei Kaufentscheidungen geht es (einfach ausgedrückt) um die Auswahl der Aktien, die z.Zt. unterbewertet bzw. billig zu haben sind, aber für die Zukunft Kurszuwächse und Ertragszuwächse erwarten lassen.
Bei Verkaufsentscheidungen geht es um z.Zt. hoch bewertete Aktien, bei denen zu mindest kurzfristig kein Wertzuwachs zu erwarten ist. Die Empfehlung lautet Gewinnmitnahme durch Verkauf.
Die Fundamentalanalyse basiert grundsätzlich auf den jeweils aktuell verfügbaren Informationen über das Unternehmen, die Branche, die Konjunktur etc. und entwickelt daraus Prognosen über die zukünftige Entwicklung. Diese Schlussfolgerungen müssen sich hinterher nicht immer als richtig erweisen.
Die Chartanalyse geht von der Hypothese aus, dass der Kursverlauf von Aktien bestimmte Muster bildet, die sich über die Zeit in ähnlicher Weise wiederholen und sich daher – einmal erkannt – zur Prognose voraussichtlicher Kursentwicklungen eignen.
Bei der Chartanalyse ist zu berücksichtigen, dass Charts subjektiv interpretierbar sind und Aussagen aus einem Chart immer nur einen gewissen Wahrscheinlichkeitsgrad haben, aber nie als Gewissheit angesehen werden können.
Exkurs: Fundamentale Beurteilung einzelner Aktien
Wenn der Anleger weiß, in welcher Großwetterlage sich die Konjunktur und die Börse befinden und er zu der Überzeugung gelangt ist, dass der Zeitpunkt für einen Einstieg günstig ist, setzt die Einzelwertanalyse ein. Die Entscheidung für bestimmte Aktien ist zu treffen. Hierzu wird der Anleger sein Augenmerk auf den inneren Wert des Unternehmens und damit der Aktie richten. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Ansätze, den Wert eines Unternehmens bzw. seiner Anteile zu ermitteln. Der eine Ansatz zielt auf den Ertragswert, der andere auf den Substanzwert ab.
– Ertragswert
Wer in ein Unternehmen einsteigen möchte, wird vor allem an den künftigen Gewinnen interessiert sein. Damit ist der Ertragswert eines Unternehmens angesprochen. Er ist definiert als der heutige Wert oder Barwert aller für die Zukunft erwarteten Auszahlungen. Um den Barwert zu ermitteln, müssen die zukünftigen Ergebnisse geschätzt und abgezinst werden. Die zeitnahen Erträge werden höher bewertet als die Erträge, die man in späteren Jahren erhält, weil die früheren Erträge länger zinsbringend angelegt werden können als die späteren. Aufgrund der Abzinsung der zukünftigen Ergebnisse wird der heutige Barwert niedriger ausfallen als die Summe der zukünftigen Einnahmen. Die Abzinsung erfolgt mit dem so genannten marktüblichen Zins. In diesem Zinssatz ist auch eine Risikoprämie enthalten, deren Höhe wiederum von der persönlichen Einschätzung des Anlegers abhängig ist.
– Substanzwert
Der Substanzwert gibt die Summe aller aktuellen Vermögensbestandteile eines Unternehmens an, bewertet zu Marktpreisen und verringert um die Schulden.
In der vereinfachten Form lässt sich der Substanzwert je Aktie über den Bilanzkurs ermitteln. Dieser wird definiert als Eigenkapital (gezeichnetes Kapital und offene Rücklagen), dividiert durch die Anzahl der Aktien. Der Bilanzkurs ist eine wichtige Orientierungshilfe, weil er bei gesunden Unternehmen und in normalen Börsenzeiten den möglichen Tiefstkurs angibt, also Aufschlüsse über das Kursrisiko gibt. Sinkt der Börsenkurs eines grundsätzlich gesunden Unternehmens in Baissezeiten oder nach Börsencrashs unter den Bilanzkurs, sollte man die Aktie auf jeden Fall halten, eventuell sogar zukaufen.
Zwei weitere wichtige Kennzahlen für die Aktienanalyse sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und die Dividendenrendite.
– Kurs-Gewinn-Verhältnis (Ergebnis je Aktie)
Indem man den Gewinn je Aktie zum Börsenkurs der Aktie ins Verhältnis setzt, erhält man die gebrauchsüblichste und beliebteste Kennziffer der Finanzanalyse, das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Diese Kennziffer sagt aus, mit welchem Vielfachen ihres Ergebnisses eine Aktie an der Börse z. Zt. bewertet wird.
– Kurs-Gewinn-Verhältnis = Aktienkurs/Gewinn je Aktie
Um zu beurteilen, ob die Börse die Aktie nach diesem Maßstab relativ hoch oder relativ niedrig einstuft, die Aktie also relativ teuer oder relativ billig ist, kann der Anleger zum Vergleich das aktuelle durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis von Aktien derselben Branche oder auch aller an den deutschen Börsen notierten Aktien heranziehen.
– Dividendenrendite
Für den Anleger ist auch wichtig, wie sich der Wert der Ausschüttung zum aktuellen Aktienkurs verhält. Hierüber gibt die Dividendenrendite Auskunft. Da in der Dividende aber der Kursgewinn – als zweiter Bestandteil der Rendite – noch nicht enthalten ist, darf sie nicht isoliert mit der Verzinsung z.B. von festverzinslichen Wertpapieren verglichen werden.
– Total Return
Wenn neben der Dividende auch der Kursgewinn in die Beurteilung einer Aktie einfließt, gelangt man zur Ermittlung des Total Return. Er ist definiert als die Summe von Dividende und Kursgewinn (oder -verlust), dividiert durch den Aktienkurs am Beginn des betrachteten Zeitraums.
Dividendenrendite in % = Dividende/Aktienkurs • 100 (Dividende + Kursgewinn)/Anfangskurs • 100